Die Muslime sind zu empfindlich

In Europa wird ein Maulkorb schneller gefertigt als jedes Gegenargument.

Ein Gastkommentar des Politikwissenschaftlers und Historikers an der Universität München, Hamed Abdel-Samad.

Sein Gastkommentar, der heute im "Tagesspiegel" erschienen ist, beginnt mit:

Europas Auseinandersetzung mit dem Islam befindet sich noch im infantilen Zustand. Infantil sind ebenfalls die Anforderungen und Ambitionen vieler Euro-Muslime. Das jetzt häufig als überraschend bezeichnete Votum der Schweizer gegen den Bau von Minaretten kommt mir in keiner Weise überraschend vor. Es ist eine natürliche Folge des Auseinanderdriftens der politischen und der öffentlichen Meinung bezüglich des Islam in ganz Europa. Während weite Teile der europäischen Bevölkerung berechtigte Ängste vor dem Islam haben, sehen die meisten Politiker die jüngste abrahamitische Religion und deren Anhänger als Bestandteil Europas. Sie liefern ihrer Bevölkerung dafür aber keine schlagkräftigen Argumente.

und endet mit dem Schlusswort:

Ich hoffe, Moslems in der Schweiz und überall auf der Welt werden dieses Mal anders reagieren und das Votum der Schweizer als Anlass für eine differenzierte Debatte ohne große Emotionen sehen. Ich hoffe ebenfalls, dass Schweizer und Europäer erkennen werden, dass der Baustopp von Minaretten oder Moscheen kein Beitrag zur Abwehr gegen den fundamentalistischen Islam sein kann. Denn wenn Ali mich mit einem Messer bedroht, hilft es überhaupt nicht, wenn ich seinem Kind den Spielball wegnehme.

http://www.tagesspiegel.de/meinung/anderemeinung/Minarette-Schweiz-Integration-Islam;art22196,2963775