hallo


ich möchte, wahrscheinlich zur enttäuschung mancher, OuledAitourir und borgward ausdrücklich zustimmen.
daneben finde ich, es wird schon zur gewohnheit, adams aussage,

Antwort auf:
Selten bis gar nicht eine so exakte Beschreibung der marokkanischen Gesellschaft gelesen.

wieder einmal daneben.
das beschreibt höchstens einen teil der marokkanischen gesellschaft. den meisten gehen staatsaufträge am arsch vorbei, die sind froh, wenn der staat sie in ruhe lässt.

die geschichte, mit dem im rathaus nicht warten müssen, um eine unterschrift zu leisten, kommt wohl überall in der welt täglich millionenfach vor.
es glaubt doch keiner, dass sich in deutschland ein firmeninhaber, der gut gewerbesteuer zahlt, in der schlange mit den hartz4 beziehern wartet, wenn er auf einem amt was unterschreiben muss.

was ausdrücklich meine zustimmung findet, mit der einschränkung, dass mit geschäfte machen, nicht den täglichen lebensunterhalt zu bestreiten gemeint ist, ist der satz von ouledaitourir:

Antwort auf:
Sie meinte, dass wir in MA ein System haben. Jeder, der Geschäfte machen will muss dazu gehören, sonst bleibt er draussen und kommt nicht viel weiter. Um diesen System anzugehören müssen einige Regeln verinnerlicht werden: Keine Moral, Kein Halal oder Haram, Korruption und Beziehungen sind die Schlüssel aller Probleme. Jeder, der diese Regeln nicht akzeptiert bleibt draussen und tut sich schwer in
MA zu leben.


es ist ja schön, dass mal jemand meine verachtung über die französisch sprechende ( nicht französisch könnende) elite, die den koran schon hinterfragt hat und deshalb kein halal oder haram mehr kennt, teilt.
das sind genau die modernen marokkaner, die in den religionsthreads gefordert werden. mit denen kann man auch zwischen den flügen ein gläschen spanier trinken.

aber auch das ist kein spezifisch marokkanisch oder islamisches problem, sondern hat ist dem ausdruck "klüngel" auch in d oder a oder sonstwo gang und gebe.
nur 15% der führungskräfte in den deutschen dax-unternehmen, kommen nicht aus famillien in denen schon papa führungskraft in einem anderen unternehmen war.
die arbeitslosigkeit unter akademisch gebildeten immigrantenkindern ist doppelt so hoch, wie die unter denen ohne akademischen abschluss.
das ist auch klar. müllman wird man ohne papa, für einen guten job in einer grossen firma braucht man halt beziehungen, die ein eingewanderter türke nicht hat.

wenn man sich in ma niederlassen will, muss man sich über die gründe im klaren sein.
wer reich werden will, sollte sich gut überlegen, was er macht, wenn das nicht klappt.
wem es reicht, dass +/- das reinkommt, was auch wieder rausgeht, kann in ma, falls er irgendwas gut kann, was nicht alle können, gut leben. man darf das materielle halt nicht an erste stelle stellen. sobald man das macht, also mehr verdienen will, als man braucht, muss man halt beim klüngel mitklüngeln und auch erstmal die scheine rüberwachsen lassen oder dafür wichtige personen in die "disco" einladen.
aber wie gesagt, ausschliesslich mit protestantischer ethik wird man auch in d nur als fernsehpfarrer reich.

ich hatte das glück, dass ich gott sei dank immer viel glück hatte. in mein jetztiges leben bin ich ohne plan eigentlich nur so reingestolpert und mir gibt marokko genau das, was ich eh' als wichtiger empfinde, als geld zu horten oder überflüssige dinge aus kunststoff zu kaufen.
ich gib zu, manchmal packt's mich auch und ich kaufe mir auch so ein gadget, aber meistens denke ich: "das hätte ich auch gerne, aber es ist nicht wirklich notwendig", und dann lass ich es halt.

wer so denkt, und dorthin geht, wo gebraucht wird, was er kann, der kann in ma auch ohne korruption sein auskommen finden.
wenn man als softwarespezialist halt agadir casa oder marrakesch geschäfte machen willl, dann muss man auf connections zurückgreifen können.
das gilt aber auch nicht nur für marokko, sondern überall.
in marokko wurde es zu der zeit, als ich hierherkam sehr leicht gemacht.
das hat sich in etwa zu der zeit, als die demokratie eingeführt wurde, verändert.
plötzlich war die idee da, dass gesetze ja auch eingehalten werden könnten.
das betrifft natürlich nicht die, die über den klüngel zum ziel kommen, sondern die, die keine beziehungen zu hohen oder höchsten häusern haben.
seit ca. anfang der 90er ist es nicht mehr so leicht, fünfe gerade sein zu lassen. das hat schon unter hassan II angefangen und nicht erst mit mohammed V.

wie gesagt, wer mit reinem gewissen Geschäfte machen will, ist in ma fehl am platz. wer aber irgendwas kann, das nicht jeder kann und dann auch noch dorthin geht, wo das gebraucht wird, der hat hier auf jedenfall sein auskommen.
aber wiedermal möchte ich darauf hinweisen, dass das nichts mit marokkanern oder islam zu tun hat, sondern ein grundübel der geldwirtschaft ist.


gruss
Najib

ps:

hallo barbara, das sehe ich erst jetzt.

Antwort auf:
Zur Matrix: jedes Land hat diese, alles eine Frage des Maßstabes. Oder glaubt jemand, Frau A. Merkel wird im Bauamt o.ä. genau so behandelt wie wir? Die wartet bestimmt nicht im Flur des Einwohnermeldeamtes eine Stunde, um ihren Passantrag abzugeben laugh

Zum Glück gibt es auch eine Matrix, die ich als halal empfinde: freundschaftliche Beziehung. Ich persönlich habe jedenfalls keinerlei Gewissensbisse, wenn ich frisch aus D ankomme, die einzige Bank meines Dorfes eigentlich geschlossen ist und ich dennoch Geld wechseln kann. Einfach, weil der Filialleiter mich kennt.

Natürlich ist die Matrix ein Investitionshindernis. Wobei Struktur und Auswirkung regional sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Insgesamt würde ich sagen, daß seit Mitte der 90er Jahre fühlbar begonnen wurde, die Strukturen aufzulösen. Daß dieser Prozeß lange dauert ist logisch. Ebenso, daß es nie ein "matrixfreie" Zone geben wird.


wir verstehen uns! smile











Last edited by Najib; 19/10/09 04:48 PM. Reason: konkretisiert

um etwaigen rechtliche konsequenzen vorzubeugen:
dieses posting wurde unter subjektivitätsvorbehalt erstellt.

Wandern im Rif

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