hallo rachida, da ich weder einer konfesion noch einer glaubensgemeinschaft angehoere, kann ich mit dem ganzen ramadan gedoens aus religioeser sicht wenig anfangen. eher schon aus gesundheitlicher sicht. fasten soll ja gut sein, allerdings und der meinung ist mein hausarzt auch, nicht in der derzeitig weitgehend in marokko praktizierten variante und er ist sowieso nur was fuer gesunde menschen, was ein grosser teil der marokkanischen bevoelkerung nicht ist.
ich weis nicht, wann du deinen letzten ramadan in marokko erlebst hast, daher will ich dir mal so ein paar objektive highlights aus dem marokkanischen alltag waehrend des ramadans hier vermitteln:

1. strassenverkehr: an sich schon gewoehnungsbeduerfig fuer „normaleuropaeer“ mutiert der im ramadan zu einer rally paris dakar mit sonderpruefungen. ampeln werden als strassenbeleuchtung eingestuft, schwere limousinen rasen kurz vor dem taeglichen fastenbrechen mit affenartiger geschwindigkeit durch dann schon fast menschenleere strassen um noch rechtzeitig zum iftar am heimischen tisch zu sitzen. die zahl der fatalen unfaelle steigt im ramadan dramatisch, kleinste staus fuehren zu oeffentlichen tumulten unglaublichen ausmasses, die hupkonzerte vor den schulen beim bringen und abholen der kinder uebertreffen jede vorstellung, denn mama muss den sproessling nach macdo drive-in methode direkt vor der schulklasse abgreifen, weil dieser sonst zusammenbricht und verkeilt sich dann mit papas schoenem grossen A7 hoffnungslos.

2. naechstenliebe, toleranz und bruederlichkeit: kann man nur eins zu sagen, die nerven liegen blank, die kleinsten anlaesse verursachen emotionserruptionen ungekannten ausmasses. Beispiel: gestern um 17.00 an der tankstelle, der tankwart will gerade mein auto befuellen, kommt son typ im wallegewand und kaeppi mit einem reservekanister angeschlappt und will sich vordraengeln. tankwart verweigert. Ja, den haettest du mal schreien hoeren koennen, er haette den ganzen tag gefastet, liege mit seinem auto en panne, waere halbtot, ich waere doch nen europaeer, der nicht fastet und der deswegen ruhig warten koenne.
junge, junge, selten interessantes schauspiel.

3. strassenverkehr 2: stehst nichtsahnend an einer ampel, mit einmal guckt dir auf augenhoehe ein verschrumptels altes muetterlein ins auto und bettelt dich, unter hinweis auf den ramadan und ihre schreienden kinder, an.
ja, wenn du der in die augen guckst und ihren hunger und durst siehst, dann weist du, welche segensbringende einrichtung der ramadan ist.

4. gesundheit: kollege von mir steht ploetzlich auf und klappt zusammen. Diagnose des herbeigerufenen arztes: nierenkolik und lebensgefaehrliche unterzuckerung weil diabetiker. auf den einwand, dass er doch als kranker diabetiker am fasten nicht teilnehmen brauche oder solle, sagte er nur: aber die leute!!!!!!

5. essen: macdonald verzeichnet in den nachmittagsstunden enorme umsatzsteigerungen, es werden riesige tueten da rausgeschleppt, allerdings mit einem kind an der hand und bei fragenden blicken geht die entschuldigende hand in richtung des sproesslings, junge, junge hat der es gut im ramadan, 3 bigmacmenues an einem nachmittag.

diese liste laesst sich unendlich fortsetzen!

ich will wirklich keinem seinen ramadan vermiesen, muss jeder selber wissen und es gibt auch sicherlich ganz viele, die dabei dem paradies naeher kommen, aber in der derzeit in marokko gefuehrten militanten form ist er bestimmt kein segen fuer die menschheit.

in drei tagen ist der spuk vorbei und auch die anonymen alkoholikertreffen duerfen wieder oeffentlich stattfinden, wenn den der caid die freigabe zuegig gibt, in rabat werden derzeit noch ca. 10 weitere tage abstinenz verordnet, bevor die kneipen wieder aufmachen duerfen.


du hast noch nicht einmal nicht den ocean gesehen? die reden von nichts anderes im himmel! knocking on heavens door