Hallo Milli,

niemand bestreitet, dass Frauen in der westlichen Welt jahrhundertelang unterdrückt wurden. Zum Glück gab es in Deutschland und anderswo eine Frauenbewegung, die für diese Frauen endlich die Rechte erkämpft hat, die ihnen zustehen. Frauen, die ihre Chance auf Bildung und ihr Recht auf Arbeit wahrnehmen als Mannweiber und Karriereweiber zu bezeichnen, ist eine unfassbare Beleidigung. Es wundert mich, solche Worte auf einer islamischen Hompage zu lesen. Nach diesem Maßstab wären die Ehefrauen des Propheten, Aisha und Khadischa ja auch karrieregeile Mannsweiber...

Ja, es stimmt, Frauen stehen laut Islam viele Rechte zu (wenn auch sie in vielen Bereichen dem Mann gegenüber benachteiligt ist, wie Kein Recht auf Polygamie. Kein Recht, Angehörige eines anderen Glaubens zu heiraten. Kein Recht zu beten/fasten, wenn sie ihre Tage hat. Ihre Zeugenaussage gilt nur halb so viel wie die eines Mannes etc. pp.).

Doch das entscheidende ist: Theorie und Praxis klaffen da weit auseinander. Mir ist kein islamisches Land bekannt, in denen Frauen diese Rechte tatsächlich durchsetzen konnten. Zugang zu Bildung ist für Mädchen schwieriger als für Jungen. Aus Angst vor Ehrverlust (hast Du ja oben anschaulich beschrieben: wenn andere Typen glotzen etc.) werden sie in vielen Ländern früh verheiratet und können sich ihren Partner nicht selbst aussuchen. Sie haben nicht das Recht zu arbeiten. Die Scheidung einzureichen. Die Kinder nach einer Trennung zu erziehen. Selbst über ihr Geld zu bestimmen. Zu wählen, politisch aktiv zu sein. Zu reisen. Usw usf.

Jetzt kannst Du natürlich sagen: Ist alles total unislamisch und hat mit dem Islam nichts zu tun. Ich frage mich bei diesem Argument nur immer: Wie kommt es dann, dass Frauen in islamischen Ländern weitaus mehr in ihren Rechten eingeschränkt werden als in nicht-muslimischen Ländern? Verstehen die Muslime den Islam nicht? Ist er ihnen egal?

Ich schreibe dies nach einem mehrmonatigen Arbeitsaufenthalt im Jemen, bei dem ich mit vielen gläubigen Frauen und Männern, Imamen, Frauenrechtlerinnen und Sozialarbeiterinnen über dieses Thema gesprochen habe. Leider habe ich keine Frau gefunden, die mit Hilfe des Islam Rechte für sich einfordern konnte.