Hallo,
@Malika und Anton,
ich habe zwar den Bezug zu dem Thema nicht so ganz verstanden (soll heißen „Frauen, die in Marokko „angemacht“ werden, spielen ein Spiel und haben dies selbst provoziert?“) möchte aber trotzdem etwas zu euren Ausführungen loswerden:
Schön für dich, Malika, dass bei deinen Blicken jeder Mann von Belästigungsversuchen ablässt. Ich glaube aber, das hat weniger mit deiner Augenfarbe, als vielmehr mit dem Selbstbewußtsein zu tun, das du ausstrahlst. Männer, die Frauen am Arbeitsplatz (oder auch anderswo) belästigen, „stehen“ nicht sehr auf selbstbewußte Frauen, weil sie Angst vor Auseinandersetzungen mit diesen haben.
Aber, liebe Malika, nicht alle Frauen haben dein Selbstbewußtsein, leider nicht. Und gerade für junge Mädchen, die vielleicht jahrelang auf einen Ausbildungsplatz gewartet haben, ist es in Situationen von sexualisierten Belästigungen gerade durch Männer in Machtpositionen verdammt schwer, sich zur Wehr zu setzen.
Ich finde es traurig, dass gerade ihr als Eltern junger Mädchen da die Augen vor den Realitäten verschließt.
Es mag dieses von Anton beschriebene „Spiel“ geben, auch gibt es Frauen, die sich mit einer erfundenen Opfergeschichte Vorteile verschaffen wollen. Aber das ist doch eher die Ausnahme. Ihr wollt doch nicht allen Ernstes behaupten, es gebe keine Belästigungen am Arbeitsplatz.
@Bimi,
ich will dir ja nicht in den Rücken fallen, aber so ganz mit den „wirs“ und „ihrs“ haut das nicht hin. Du hast ja hier im Forum schon an anderer Stelle aus deinem Privatleben geplaudert, das ist deine Sache (und Geschmackssache – mein Geschmack ist es zugegebenermaßen nicht), daher musst du dich natürlich auch nicht wundern, wenn du das dann hier – von eifrigen Hobbypsychologen - präsentiert bekommst.
Ich möchte aber auf ein paar Punkte eingehen, die du schreibst und die ich für unzulässige Verallgemeinerung halte (auch wenn sie vielleicht auf deinen persönlichen Erfahrungen basiert): Dass viele Studenten aus Marokko ins Ausland, bzw. nach Europa zum Studium wollen (oder überhaupt viele Marokkaner nach Europa wollen) hat ja zunächst mal ganz materielle, wirtschaftliche Gründe: Die Perspektiven auf einen Arbeitsplatz in Marokko sind nicht gerade rosig (hier sind sie es freilich auch nicht); die Hoffnung, dass man sich mit einem Studium in Europa besser qualifiziert und damit vielleicht mehr Chancen hat nach der Rückkehr gute Arbeit zu bekommen, wirst du doch jedem Menschen zugestehen. Ich möchte jetzt nicht weit ausholen, aber sicherlich ist auch dir bekannt, dass an dem Gefälle der Weltwirtschaftsordnung „wir“ (d.h. Europa) nicht ganz unschuldig sind und unsere Generation auch immer noch davon profitiert (auch wenn es uns relativ gesehen immer schlechter geht, geht es uns ja doch eigentlich noch ziemlich gut, oder?).
Die Zahlen, die du über Studienabbrecher aus deinem marokkanischen Bekanntenkreis erwähnst, müsste man auch erst mal aufschlüsseln. Zunächst mal bricht in Deutschland jeder vierte Student sein Studium ab, also die Zahl liegt generell hoch (ich weiß nicht, wie das in Österreich ist). Dass ausländische Studenten hier an der Uni Unterstützung erhalten ist mir auch neu (wiederum für Deutschland). Die meisten von ihnen müssen sich ihr Studium voll finanzieren, weil sie keine Eltern im Rücken haben, die monatlich Geld aufs Konto überweisen (im Gegenteil: oft überweisen die Studenten auch noch Geld nach Hause). Das heißt sie müssen arbeiten und das unter erschwerten Bedingungen (weil – jedenfalls war das früher so – sie nur in den Semesterferien offiziell arbeiten dürfen; mal ganz zu schweigen von der Schwierigkeit hier vernünftige (und vernünftig bezahlte) Arbeit zu bekommen)
Hinzu kommt, dass es für viele Studienanfänger (und das gilt für Deutsche wie Ausländer) sehr mühsam ist, sich anfangs in der Uni zurechtzufinden. (Ich erinnere mich noch gut daran, dass man in den ersten Semestern immer so tun musste, als würde man voll durchsteigen – in Wirklichkeit hatte man aber keine Ahnung wie das ganze Unisystem funktioniert.) Wenn man nicht gerade aus einem Professoren-Haushalt stammt, fehlt einem meist das „kulturelle Kapital“ für das System Uni, einem Ausländer, der vielleicht gerade erst die Sprache erworben hat, natürlich ungleich mehr.
Dass deine Bekannten österreichische Frauen heiraten und es dann zur Scheidung kommt, besagt auch überhaupt nichts. Zunächst mal sind diese Studenten nun mal im besten „heiratsfähigen“ (oder sagen wir besser heiratstypischen) Alter hier, da ist es – bei einer Normalverteilung - ziemlich wahrscheinlich, dass sie eine deutsche/österreichische Frau heiraten. Wenn du dir die allgemeinen Scheidungsraten anschaust (ich glaube, jede dritte Ehe wird in Europa geschieden), liegt die von den marokkanisch-österreichisch oder deutschen Ehen vermutlich auch nicht wesentlich höher. Außerdem – ohne dass ich hier wiederum weit ausholen möchte - gehören da auch zwei dazu, dass die Ehe scheitert und es sind mehrheitlich immer noch Frauen, die die Scheidung einreichen (nachdem sie meist zuvor jahrelang versucht haben, die Beziehung zu ändern).
Dass die marokkanischen Männer europäischen Frauen hinterher“geiern“ finde ich auch eine recht problematische Aussage in deinem Beitrag. Setz dich mal an einem schönen Sommertag in ein Straßencafe und beobachte „orientalisch“ aussehende Männer, die vorüberkommen (mach meinetwegen eine Strichliste). Meine Erfahrung ist, dass der überwiegende Teil der Männer sich nicht sonderlich für die – blonden, leicht bekleideten oder wie auch immer - Frauen interessiert, viele sogar – wenn die Bekleidung allzu leicht ausfällt – verschämt weggucken, weil es ihre Erziehung, ihre Religion nicht erlaubt hinzuschauen. Das Traurige ist, dass im Alltag ja meistens nur die negativen Beispiele „hängen“ bleiben – das wird dann schnell verallgemeinert.
Auch in Marokko, glaube ich, sind die Männer, die gerne eine europäische Frau oder überhaupt eine Ausländerin heiraten wollen, eher die Ausnahme. Und auch in Marokko wird man ja nicht von jedem Mann dumm angemacht, sondern eben nur von den Ausnahmefällen (dass einen das dann subjektiv nerven kann, weiß ich).
Noch was zu euren Beanstandungen, dass Ibno Rouchd ein Pseudonym verwendet. Ich finde das in Ordnung und es steht jedem frei das hier zu tun. Es gibt ja auch immerhin noch den deutschen Verfassungsschutz, den marokkanischen Geheimdienst und irgendwelche (wild gewordenen) Takfiristen, von denen man nicht weiß, ob sie hier mitlesen.
So, nun war ich es, die deinen Beitrag „zerplückt“ hat. Ich glaube, du meinst es nicht böse, aber ich wäre schon etwas vorsichtiger mit dem, was man hier so schreibt.
Gruß
PS an Ibno Rushd: Ich habe noch einen guten Spruch für dich, du magst doch Sprüche:
„Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung wechseln kann.“
Maa s-salama