so, das ist genau das, was ich im anderen thread in meiner antwort an chemoha meinte. mich wundert das überhaupt nicht und ich denke, es ist lediglich die spitze des icebergs.
jm
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http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,398357,00.html POLITISCHES LEXIKON
US-Kongressangestellte manipulierten WikipediaVon Christian Stöcker
In Hunderten von Fällen sind von Rechnern des US-Kongresses aus Einträge der Internet-Enzyklopädie Wikipedia verändert worden. Fleißige Helfer verschönerten die Biographien ihrer Abgeordneten, politische Gegner wurden diffamiert und beleidigt - und die Geschichte umgeschrieben.
"2005 wurde Senator C. von seinen Kollegen im Kongress zum lästigsten aller Senatoren gewählt. Dies geschah, weil Senator C. ein riesiges Weichei ist." Dies ist eine von über 1000 Änderungen, die in der englischsprachigen Ausgabe der Internet-Enzyklopädie Wikipedia vorgenommen wurden - von Kongress-Rechnern aus. Viele der Änderungen betrafen die Einträge über Abgeordnete. Wie die US-Tageszeitung "Lowell Sun" berichtete, wurden dabei teilweise vollständige Biographien ausgetauscht - oder aber kindische und bösartige Kommentare in die Einträge über den politischen Gegner eingefügt.
Der Bürochef des Abgeordneten Marty Meehan beispielsweise, Matt Vogel, gab gegenüber der Zeitung offen zu, er habe einen Praktikanten dafür abgestellt, die Wikipedia-Biografie seines Vorgesetzten zu bearbeiten. "Es erscheint mir sinnvoll, dass die Biographie, die wir einreichen, auch die ist, die wir schreiben", sagte Vogel dem Blatt. Nur, dass in dieser offiziellen Version für Meehan Unangenehmes schlicht weggelassen wurde.
Zum Beispiel, dass der Abgeordnete einst verkündet hatte, Politiker sollten nicht an ihren Stühlen kleben, und er selbst werde deshalb nach acht Jahren im Amt aus dem Kongress ausscheiden. Das war 1992, Meehan sitzt noch heute im Repräsentantenhaus. Der Wortbruch sollte aber nicht in seiner Wikipedia-Biografie erscheinen. Ein anderes wegredigiertes Faktum betraf Meehans immenses Wahlkampfbudget. Die Wikipedia-Nutzer sollten offenbar lieber nicht lesen, dass er 4,8 Millionen Dollar für seine Kampagne zur Verfügung hatte - das laut "Lowell Sun" größte Budget aller Kongressabgeordneten.
Den Einträgen "mehr Tiefe" geben
Vogel sagt, man habe dem Eintrag "mehr Tiefe" verleihen wollen, bei der Wikipedia dagegen spricht man von "Vandalismus". Zu den Grundregeln der Enzyklopädie gehört es, dass man korrekte Fakten nicht entfernt. Die Zensoren aus dem Kongressgebäude hätten schließlich "ihre Sicht der Dinge hinzufügen" können, kommentierte Wikipedia-Gründer Jimmy Wales.
Von der gleichen IP-Adresse aus, von der Meehans Eintrag verändert wurde, kamen auch Hunderte andere Korrekturen, manche gerechtfertigt, manche tendenziös, manche schlicht beleidigend. Die Wikipedianer haben inzwischen weitere IP-Adressen des US-Senats ausgemacht, von denen aus ebenfalls fleißig editiert wurde.
Nicht nur an den Biographien von Politikern wurde von den Kongressrechnern aus herumgeschraubt, auch Historisches wollten die Senatsschreiber gern anders darstellen. Beispielsweise wurde der Eintrag zum Einmarsch im Irak 2003 manipuliert. Hinterher stand da, Präsident George W. Bush habe zwischen den Attentaten des 11. September 2001 und dem Irak "nie eine Verbindung suggeriert", und es sei stattdessen "als zwingend angesehen" worden, "dass eine solche Verbindung bestanden habe".
Die wütenden Wikipedianer wehren sich
Inzwischen wehrt sich die zornentbrannte Wikipedia-Gemeinde heftig. Beanstandete Beiträge wurden rückeditiert. Die IP-Adresse, von der die meisten Änderungen kamen, wurde kurzzeitig blockiert, dann wieder freigeschaltet, weil sie nicht nur von einem sondern von vielen Kongressrechnern benutzt wird, und man harmlose Beitragende nicht diskriminieren will, nur weil sie zufällig beim Kongress angestellt sind. Eigens eingerichtete Seiten fassen die Ereignisse und Diskussionen zusammen, unterteilen die Einmischungen von Kongress-Adressen in "Vandalismus", "Böse Absichten" und "legitim".
Der Wikipedia-Selbstreinigungsmechanismus ist nach wie vor intakt und läuft nun auf Hochtouren - und gleichzeitig zeigt der Fall einmal mehr, wie verletzlich das für alle offene System ist. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sich nicht nur übereifrige Kongressangestellte sondern professionelle Informationsmanipulierer an der Online-Enzyklopädie zu schaffen machen.
Ein Wikipedia-Nutzer schrieb auf der entsprechenden Diskussionsseite: "Wenn wir das nicht bestrafen, wird das weitere in der Öffentlichkeit stehende Personen dazu anstacheln, PR-Firmen zu engagieren, die in der Wikipedia ihre Standpunkte durchdrücken sollen." Ein anderer fügte hinzu: "Ich hoffe, dass es nicht zu einem Prozess 'Wikimedia Foundation gegen die Vereinigten Staaten' kommt."