Israel verteidigt Einsatz von Streubomben
Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat der israelischen Armee den Einsatz so genannter Streumunition im Libanonkonflikt vorgeworfen. Israel sieht in dem Einsatz dieser Waffen jedoch kein Problem.

Israel wird vorgeworfen, auch Streumunition eingesetzt zu haben"Die Verwendung von Cluster-Munition ist nach internationalem Recht legal, und die Streitkräfte verwenden solche Munition in Übereinstimmung mit internationalen Standards", teilte die Armee am Dienstag in Tel Aviv mit. Die Umstände des von Human Rights Watch kritisierten Zwischenfalls würden geprüft.

Die Menschenrechtsorganisation hatte der Armee vorgeworfen, diese Munition, die bei der Explosion über dem Erdboden eine Vielzahl kleinerer Sprengkörper freisetzt, am 19. Juli beim Angriff auf die libanesische Ortschaft Blida abgefeuert zu haben. Bei dem Angriff seien ein Zivilist durch die Munition getötet und mindestens zwölf weitere verletzt worden.

"Cluster-Munition ist eine inakzeptabel unpräzise und unzuverlässige Waffe", sagte der Direktor von Human Rights Watch, Kenneth Roth. "Sie sollte deshalb nie in bewohntem Gebiet eingesetzt werden." Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation stellt ein solcher Einsatz einen "wahllosen Angriff" und damit einen Verstoß gegen internationale Menschenrechte dar.


Offensive auf Hisbollah-Hochburg

Krieg in LibanonDie israelische Armee nahm am Dienstagmorgen weite Teile der Hisbollah-Hochburg Bint Dschbeil ein. Der Grenzort sei aber noch nicht unter Kontrolle, sagte ein Armeesprecher in Tel Aviv. Die israelische Armee habe die Stadt eingekreist und Positionen im Zentrum eingenommen, sagte der israelische Oberstleutnant Itzik Ronen, der eine Panzereinheit in dem Kampfgebiet führt, im israelischen Rundfunk. "Der Feind hat nicht geringe Verluste", sagte er. "Wir haben mehrere Gefangene genommen." Viele der mehr als 30.000 Bewohner haben die Stadt offenbar verlassen.

Israel hat nach Angaben seines Militärs bei Gefechten in Südlibanon zahlreiche Kämpfer der Hisbollah-Miliz getötet. Eine Sprecherin sagte, der Tod von zehn Hisbollah-Kämpfern sei bestätigt worden. Die Zahl könne aber durchaus höher liegen: "Es wird überall gekämpft, und wir können nicht bei jedem einzelnen feindlichen Opfer den Puls fühlen", sagte die Armeesprecherin.

Pufferzone: Einsatzgebiete der Unifil-Truppen im Süden LibanonsIsrael hatte am Montag auch den Tod von zwei weiteren Soldaten bei Gefechten bestätigt. 14 israelische Soldaten seien verletzt worden. Damit stieg die Zahl der bei der inzwischen fast zwei Wochen andauernden Offensive getöteten israelischen Soldaten auf 22.

Die Hisbollah feuerte auch am Dienstag mindestens elf Raketen auf den Norden Israels ab. Ziele seien vor allem die Kleinstädte Safed und Naharia gewesen, sagte ein Armeesprecher in Tel Aviv. Dort habe es aber keine Verletzten gegeben. In mehreren weiteren Orten in Nordisrael heulten Alarmsirenen wegen möglicher Angriffe.

In der Umgebung der Hafenstadt Haifa sind ebenfalls zahlreiche Raketen der Hisbollah eingeschlagen. Die israelischen Medien berichteten, mehrere Menschen seien verletzt worden. Zwei der Geschosse gingen nach Angaben von Augenzeugen in der Nähe des Rambam-Krankenhauses nieder.

Familie stirbt bei Luftangriff

Bei einem israelischen Raketenangriff auf ein Haus sind Berichten zufolge sieben Zivilsten getötet und einer verwundet worden. Die siebenköpfige Familie wurde nach Angaben libanesischer Sicherheitskreise bei einem israelischen Luftangriff getötet.

Der Angriff habe sich in der Nacht zum Dienstag in der Ortschaft Nabatieh ereignet. Ein Mann, seine Frau und fünf Kinder seien dabei gestorben. Hintergründe, warum die Luftwaffe das Haus beschoss, wurden zunächst nicht bekannt.

Die Regierung in Jerusalem begann den Einsatz, nachdem die Hisbollah zwei israelische Soldaten entführt hatte. Bei den Kämpfen kamen insgesamt mehr als 400 Menschen ums Leben, die meisten davon Zivilisten.


Flüchtlinge befürchten Versorgungsknappheit

Flüchtlinge aus dem Libanon warten im Hafenterminal von Limassol, ZypernInzwischen spitzt sich die Versorgungssituation für die Zivilbevölkerung in Libanon nach Darstellung von Flüchtlingen dramatisch zu. Viele der 750 Menschen, die in der Nacht zum Dienstag an Bord eines Rettungsschiffs Zypern erreichten, berichteten, dass unter anderem Nahrungsvorräte im Libanon knapp würden. "Brot, Essen, Wasser, Geld - alles geht zu Neige in dem Ort, in dem ich lebte", sagte etwa der 29-jährige Australier Mohammed Kaleb.

Seine Landsfrau Marcelle Henna äußerte sich ähnlich: "In meinem Dorf geht es zwar noch. Aber alle kaufen aus Angst große Mengen ein, falls etwas passiert, wie eine Invasion Israels", sagte die 26-Jährige. Geschäftsleute würden die Situation ausnutzen. "Die Preise werden erhöht. Das macht die Probleme noch schlimmer."


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Uno schickt Hilfskonvois

Uno-Nothilfe-Koordinator Jan Egeland kündigte an, die Vereinten Nationen würden ab Mittwoch alle zwei Tage einen großen Hilfskonvoi in den Libanon schicken. "Wir haben keine Zeit mehr. Die Hilfe ist längst überfällig", sagte er. Am Dienstag werde er nach Israel reisen, um sich um Sicherheitsgarantien für die Hilfstransporte zu bemühen.

Zuvor hatte Egeland um 150 Mio. $ Soforthilfe für die Menschen im Südlibanon gebeten. Dies sei "die Stunde der größten Not für das libanesische Volk", sagte er am Montag bei der Vorstellung des Spendenaufrufs in Beirut. Mit der Summe würde der Bedarf von 800.000 Menschen an Lebensmitteln und Wasser sowie deren Gesundheitsversorgung für die kommenden drei Monate gedeckt. Rund 700.000 Libanesen sind vor den Kämpfen vor allem im Süden ihres Landes geflohen - 150.000 davon nach Syrien.

Quelle: ftd.de


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