Hallo!

Irgendwo im Tread wurde behauptet, daß nur Shiitinnen Niqab tragen, was ich als Shiitin etwas gerade rücken möchte:

1. In Iran ist der Niqab (Gesichtsschleier) offiziell verboten, weil man aus Angst vor Attentaten bereits 1911 beschlossen hat, daß das Gesicht eines Menschen zu erkennen sein muß. Nur traditonelle Frauen am iranischen Ufer des Persisch-Arabischen Golfs tragen manchmal schwarze bzw. goldene Ledermasken, die Bourka genannt werden (der blaue Ganzkörperschleier der Pashtuninnen in Afghanistan heißt Chadri, nicht Bourka, wie westliche Reporter immer wieder falsch verbreiten). Die Bourka wird in Iran auf dem Land meistens stillschweigend geduldet, da es Tradition ist. Wenn man sich sonst in Iran bewegt, wird man keine Frauen sehen, deren Gesicht verhüllt ist.

2. Die Bourka bzw. Niqab wird rund um den persischen Golf getragen und ist keine Pflicht, sondern Tradition. Eine kuwaitische Freundin von mir trägt diese, wenn sie dort ist, weil es ein Teil ihrer Identität ist. Wenn sie in der BRD ist, legt sie diese ab, da sie Bourka hier als "unpassend" empfindet. Nur die Frauen im Südirak, Iran und Teilen Pakestans sind Shiitinnen, die Frauen in Dubai, Saudi-Arabien, Khatar, Kuwait, Oman etc. sind meistens Sunnitinnen, d. h. die Bourka ist keine shiitische Tradition, sondern eine Tradition der jeweiligen Religion und ist definitiv kein Zeichen dafür, daß jemand Shia ist. Wenn man sich länger damit beschäftigt, kann man feststellen, daß Bourkas überall etwas andere Schnitte haben, da die Traditionen überall etwas anders sind.

3. Lustig, daß jemand den Uralthread wiedergefunden hat ... Mein Statement von damals bezog sich nicht gegen Hejab an sich, sondern darauf, daß in Iran zwangsweise vorgeschrieben wird, das alle (egal, welcher Religion) Hejab tragen müssen und wie dieser auszusehen hat.

Ich persönlich passe meinen Hejab immer den Verhältnissen an, wenn ich darf. Am Golf hätte ich z. B. viel lieber eine langes arabisches Kleid und ein Koptuch getragen (warum muß es denn immer SCHWARZ sein???). Mir ist die Sache mit den verbotenen Sandalen und den Zwangsstrümpfen suspekt, und das ein Manto vorgeschrieben ist, finde ich schlecht.

Vorgestern war Ashura, und da bin ich natürlich mit Manto, Magnae und Chador (alles schwarz) in die Moschee gegangen, weil es Tradition ist und es für mich zu diesem Tag dazugehört. Gestern war ich hingegen auf einem tunesischen Frauenfest, und da trug ich dann hellgrüne Jalabah und ein blaues Milfeh über einem arabischen Kleid, weil es passend war (ich habe natürlich auf der Fete die Jallabah und Milfeh abgelegt).Mit der Jallabah-Kombination wäre ich in einer shiitischen Moschee immer falsch angezogen. Nicht wegen des Schnitts des Teils, sondern weil es nicht SCHWARZ ist.

Was mich stört, ist einfach der Zwang in Ländern wie Saudi-Arabien und Iran, das alle Hejab zu tragen haben, selbst jüdische und christliche Frauen, und das finde ich falsch.

Letztendlich sollte jede Muslima selbst entscheiden können, wann und ob sie welchen Hejab trägt, so lange sie z. B. in der Moschee nicht in Shorts und Spaghettiträgern erscheint (wie das manch westliche Touristinnen manchmal versuchen), weil es einfach respektlos und ein Zeichen mangelnder Erziehung ist.

Am Ende hat jede Moslima es vor dem Allmächtigen selbst zu vertreten, wie sie gelebt hat und was sie anzog, und ich bin der festen Überzeugung, daß sich der Staat hier nicht mit Vorschriften einmischen sollte.