Hallo,

also ich schlage auch vor, den Krieg in einen anderen Thread zu verlagern, da hier schon genug zur Diskussion steht und der Krieg ein ganz anderes Kaliber ist.

Der Diskussionsverlauf hier ist für mich sehr interessant. Ich hatte schon ein paarmal angesetzt was dazu beizutragen, aber immer hat jemand kurz vorher etwas geschrieben, was mir das was ich bis dahin schon verfasst hatte bereits überholt schienen ließ.

Was mir so richtig bewusst wurde bei dem ganzen Rundherum der WM, ist meine Hin- und Hergerissenheit zwischen einerseits "Schönfinden, dass man sich zu Deutschland bekennen kann ohne gleich als Nationalist zu gelten. Das Gefühl, eben doch nicht dem Klischee des Deutschen zu entsprechen. Die Internationalität hier genießen, die große Party" und auf der anderen Seite "Beunruhigt sein über das Meer der deutschen Flaggen, dem aufkommenden Nationalstolz, der Über-Euphorie, dem was passiert nach der Meisterschaft, wo doch währen der allesübertrumpfenden Spiele, schnell mal kleine unangenehme Gesetze /Regelungen /Beschlüsse auf den Weg gebracht wurden... Kriege kaum beachtet anfingen..."

@Najib, ich finde, die Deutschen haben keinen Grund sich ihrer Spiele in dieser Meisterschaft zu schämen. Sie haben schon lange nicht mehr so gut gespielt, was man von den "Star-Mannschaften" nicht unbedingt behaupten kann. Das deutsche Team ist auf einem guten Weg. Mir hat es Spaß gemacht zuzuschauen.

Wie stand in irgendeiner spanischen Zeitung so schön: "Es war eine der schönsten Weltmeisterschaften mit dem schlechtesten Fußball..." Insgesamt stimmt das wohl.

Und hier noch ein paar interessante "Stimmen der Nachbarn":

"""Internationale Pressestimmen zum Verlauf des WM-Turniers

ITALIEN: "La Republica": "Ciao ciao Weltmeisterschaft. Jetzt scheint alles unvergesslich. Aber - einmal abgesehen von Italien und Frankreich - was wird uns wirklich von diesen Weltmeisterschaften 2006 in Erinnerung bleiben? Die deutsche Menschenmenge etwa. Ein diszipliniertes Meer von Fans. Sie wirken immer so, als hätten sie eine natürliche Fernbedienung. Die Furcht, die daraus entsteht, ist, in wessen Händen der Kontrollknopf letztlich landet."

FRANKREICH: "Libération": "Der Deutsche ist immer da, wo man ihn nicht erwartet. Vor der WM hatte man uns Horden von Neonazis in Aussicht gestellt, von blutdürstigen Hooligans, und zusammengeschlagene Schwarze an jeder Straßenecke. Nichts von alledem. Neonazis, Hooligans und Rassisten waren die einzigen, die enttäuscht haben, was uns nur freut. Was für erbärmliche Typen, bemitleidenswert! ... Wir müssen gestehen, wir sind schon mit einigen Vorurteilen über den Deutschen angereist, diesen seltsamen Zweifüßler, der am Zebrastreifen wartet, bis die Ampel auf grün schaltet."""

Und um nochmal auf den Beginn dieses Threads hier zurückzukommen, zu Zidane:

Mir ging es genau wie Anja. Ich dachte auch sofort, dass Materazzi etwas über Zidanes Mutter gesagt haben muss.

Und ich finde tangeroise hat Recht. Der Ehrbegriff hier in Deutschland ist ganz anders. Auf keinen Fall so ausgeprägt was die Familie betrifft. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass Familie im allgemeinen nicht so hoch gehängt wird (ist mein Eindruck)
Es heißt doch sogar: "Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht..."

Allerdings gibt es meines Wissens hier auch nicht so gezielte, so üble Beschimpfungen die Mutter oder Geschwister bzw. Familie im allgemeinen betreffen... Unserer Schimpfwörter hier sind doch eher harmlos und zielen meist auf die betreffende Person selber und nicht die Familie. Vielleicht denken wir ja hier auch viel mehr nur an uns selber?

Ich denke bei einer persönlichen ihn betreffenden Beleidigung hätte Zidane nicht die Nerven verloren..

Das heißt nicht, dass ich Gewalt akzeptiere oder entschuldigen möchte. Gewalt ist für mich allerdings nicht nur die körperliche, sondern auch die verbale und psychologische Gewalt. Letztere sind keinen Deut besser, sie dienen häufig nur dazu körperliche Gewalt zu provozieren um sich selber in einem bessern Licht zu zeigen. Verbale Gewalt ist mindestens genauso verletzend wie körperliche, hat aber den Vorteil nicht so leicht nachweisbar zu sein. Materazzi hat auf jeden Fall genauso die rote Karte verdient.

Und jetzt war dieser Beitrag vermutlich genauso wirr, wie meine Gedanken zu all dem was hier geschrieben wurde... ;\)

Wünsche allen eine gute Nacht.
Liebe Grüße
Claudia