Also jetzt muss ich doch mal was richtig stellen. Erstmal finde ich es ein ganz schön starkes Stück mich mit Nazis zu vergleichen und zum zweiten will ich nicht alle marokkanischen Männer über einen Kamm scheren. Ich selbst habe fast immer positive Erfahrungen gemacht. Der Tipp an Isabell erfolgte aus dem Blickwinkel, dass sie das Land nicht kennt und zum erstenmal unten ist. Am Anfang ist es sehr schwer Absichten (auch gut gemeinte) zu durchschauen und nicht aus lauter Navität in verfängliche Situationen zu kommen. Hier in Deutschland läßt man sich doch auch nicht so ohne weiteres von der Straße weg als Frau von einem Mann einladen. Ich würde hier nicht unterscheiden. Zu El Berr wegenmeiner Marokkokenntnisse: ich bins seit 1971 regelmäßig in Marokko unterwegs. Ich habe dort viele Freunde und gute Bekannte. Ich war sehr häufig mit meinem Mann unterwegs aber auch als Frau alleine mit meiner Tochter oder mit Freundinnen. D.h. ich habe zahlreiche Einladungen angenommen und habe im Laufe der Zeit meine Erfahrungen positiver und negativer Art gemacht. Ich weiß noch zu gut wie ich vor fast 30 Jahren als junges Mädchen sehr verunsichert war im Umgang mit Marokkanern und froh war, dass mein Freund und jetziger Mann damals dabei war. Im Laufe der Zeit habe ich selbst sehr gut abschätzen gelernt, mit welchen Angeboten Touristinnen konfrontiert werden. Touristinnen haben nun mal in der Regel nicht mit dem Querschnitt marokkanischer Männer zu tun. Deshalb erfolgte mein Rat nur aus diesem Blickwinkel.Wenn Isabel durch gute Freunde und durch Kontakte befreundeter Marokkaner einladungen bekommt, dann würde ich auch ganz anders raten. Dann kann sie selbstvertändlich Einladungen annehmen. Grundsätzlich muss man jedoch als Touristin eine gewisse Vorsicht walten lassen. Da ich durch meine Arbeit am Buch über Kontakte zu allen Schichten verfüge hatte ich bzw. hatten wir sehr schöne Einladungen die ich nicht missen möchte. Nichts desto trotz werde ich selbst bei aufgeklärten Marokkanern immer wieder danach gefragt, wenn ich ohne meinen Mann unterwegs bin, warum dieser nicht mitgekommen ist, denn es ist scheinbar noch ganz und gar nicht selbstverständlich, dass man als Frau ohne Männerbegleitung reist, selbst wenn man das wie in meinem Fall, beruflich begründen kann. Mein Mann hat nun mal nicht die Zeit und die lust zu jeder Recherchereise nach Marokko mitzufahren.
Nochmal zu El Berr: Ich bin wie gesagt seit 1971 in marokko unterwegs und kenne sämtlich nordafrikanischen Ländern und den Großteil der schwarzafrikanischen Länder. ich war in Australien, Neuseeland, Nord- und Südamerika. Ich traue mir schon ein bisschen Urteilsvermögen zu. außerdem bekomme ich zu jeder Auflage meines Buches ( die 9. Auflage ist in Vorbereitung)zahlreiche Leserbreife auch von alleinreisenden Frauen die mir ihre Erfahrungen berichten. Im erwähnten Kultuschock (ich meine nicht zwischen Kuss und Cous-Cous- den finde ich nicht großartig) sondern in dem im September neu erscheinenden Kulturschock Marokko, gibt es eine sehr nette Geschichte von zwei Mädchen, die mir Ihre Einladungserlebnisse aus Oujda geschildert haben. Diese Geschichte ist nicht negativ sondern positiv und die beiden Mädchen haben jetzt noch guten Kontakt zu der Gastfamilie. Aber die Einladung an die beiden Mädchen wurde von der Tochter der Familie ausgesprochen und nicht von einem Mann und trotz aller positver Erfahrung nach einer Woche Aufenthalt, unternahm die Tante der Familie einen Verkupplungsversuch mit ihrem Sohn. Der zwar nicht gelang und auch zu keiner Missstimmung führte, aber doch die unterschiedlichen Erwartungshaltungen widerspiegelt.
Es ist nun mal sehr schwierig in wenigen Sätzen im schwarzen Brett Kulturunterschiede zu transportieren. Wie gesagt, es war nur ein Rat an eine Touristin die sich ein neues Land erschließen will. Diesen Rat hätte ich sicher auch für Südamerika oder Mittelamerika oder Südeuropa gegeben. Es hat nichts mit Rassismus oder ähnlichem zu tun.