¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17962
17/02/01 09:18 PM
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Anna Norge
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Jetzt, wo es draussen kalt ist und früh dunkel, sitze ich abends manchmal mit meinen Kindern vor dem Kamin und lese ihnen Märchen vor. Wir haben schon Märchen aus vielen Ländern der Welt gelesen, auch eines aus Marokko. Es handelte von einem König, der eine Stadt bauen wollte, die so schön wie das Paradies sein sollte. Das Märchenbuch ist in norwegischer Sprache, darum kann ich euch das Märchen hier nicht aufschreiben. Meine Kinder und ich wünschen uns noch mehr Märchen aus Marokko. Da sicherlich viele von euch auch Kinder haben, möchte ich gern ein gemeinsames "Märchenprojekt" vorschlagen. Wer kennt Märchen aus Marokko? Vielleicht aus der eigenen Kindheit, von Eltern oder Grosseltern erzählt oder aus einem Märchenbuch? Hast du ein marokkanisches Lieblingsmärchen, erzähle es hier bitte! Vielleicht entsteht hier ja mal die "Märchensammlung des Marokkoforums"? Meine Kinder und ich warten gespannt, ob wir hier morgen ein neues Märchen zum Vorlesen finden! Grüsse von Anna und Kindern
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17963
18/02/01 03:01 AM
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Rainer Guntermann
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Liebe Anna, es gibt in der Tat Überlegungen, Märchen hier im Schwarzen Brett an zentraler Stelle zu erzählen! Die Frage ist nur in welchem Forum man sie erzählen sollte, denn bisher werden sie hier, bei Said und auch bei mir eingestellt! Gruß Rainer
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17964
18/02/01 11:12 AM
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Anna Norge
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Hallo, Rainer! Ich habe mit der neuen Suchfunktion nach "Märchen" gesucht. Dabei habe ich kein einziges Märchen gefunden. Anscheinend habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich meine mit "Märchen" alte Volkserzählungen, so wie in Deutschland die Märchen, die von den Gebrüdern Grimm gesammelt wurden. Ich habe Volks-Märchensammlungen mit Märchen aus Deutschland, aus Norwegen und auch Sammelbände mit Märchen aus der ganzen Welt. Aus Marokko habe ich bisher erst eines gelesen. Ich denke, dass es dort ausser arabischen Volksmärchen sicherlich viele spannende Märchen der verschiedenen Berberstämme gibt. Also nochmal mein Anliegen dieses Themas: Erzählt doch mal ein Volksmärchen aus Marokko! Gruss Anna
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17967
18/02/01 09:12 PM
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Anna Norge
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Nun ja, umniya, warum so sauer? So belesen wie du bist, hast du doch bestimmt auch ein richtiges, altes Volksmärchen "auf Lager"?! Anna + + !
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17969
22/02/01 02:13 AM
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Sinah
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Liebe Anna, ich habe ein paar marokkanische Erzählungen ausgegraben. Hier ist eine davon, ich hoffe, sie ist in etwa so, wie Du es Dir vorgestellt hast! Der Blinde mit der Mandoline Der Blinde, von dem hier die Rede ist, spielte ausgezeichnet Mandoline. Die Musik war seine Freude und sein Lebensunterhalt. Was hätte er ohne sein Instrument gemacht! In seinem kleinen Zimmer gab er Teeabende für die Jugendlichen. Er hatte zahlreiche Melodien im Kopf und improvisierte immer neue. Während er spielte, tanzten die jungen Leute. Wenn sie müde getanzt waren, tranken sie Tee, den er zubereitet hatte. Einige Blätter Tee, das ist nicht kostspielig, und das Wasser gibt es umsonst. Dabei wurde geplaudert und gesungen. Und wenn seine Gäste dann spät am Abend aufbrachen, ließen diejenigen die es sich leisten konnten, ein paar Münzen auf einem kleinen kupfernen Tablett. Sie genügten dem Blinden, um Brot und Gewürze zu kaufen und etwas Kohle für seinen Ofen. Eines Tages hörten die jungen Leute- wie alle Jugendlichen das Abenteuer liebten- von einem Schloß, in dem es spukt. Übermütig planten sie, den Blinden dorthin zu bringen, denn er würde ja nicht erkennen, wohin man ihn führte, und ihn mit den Schloßgespenstern alleine zu lassen. Sie malten sich diese Begegnung aus und belustigten sich an den grausamen Vorstellungen. Dann bereiteten sie Lebensmittel und Kuchen vor und gingen zusammen zu dem blinden Musikanten: «Väterchen», sagten sie zu ihm, «man hat uns zu einem großen Fest eingeladen. Willst Du nicht mit uns kommen und deine Mandoline spielen? Es gibt dort sicher ein gutes Essen. Danach machst du deinen Tee und stellst dein Tablett auf. Wir garantieren dir eine hohe Einnahme.» Der Blinde war einverstanden. Sie brachten ihn zu dem Schloß (Gott allein weiß, wohin Blinde überall gebracht werden). Die jungen Leute hatten Freunde und Nachbarn eingeladen, um die Zahl der Festteilnehmer zu vergrößern und sich mit ihnen an dem Streich zu ergötzen, den sie dem behinderten Musikanten spielten. Der Blinde spielte arglos und so gut er konnte seine Mandoline. Um 23:50 Uhr verließen alle auf Zehenspitzen den Saal, um den Gespenstern- die bekanntlich um Mitternacht erscheinen- nicht zu begegnen. Als der Blinde nichts mehr hörte, stellte er fest, daß sie ihn allein gelassen hatten. Er wickelte sich in seinen weiten Burnus ein, legte seine Mandoline auf den Boden, den Kopf auf das Instrument und schlief ein. Um 12 Uhr Mitternacht betrat eine Gruppe weißverschleierter Frauen den Saal, in dem der Blinde schlief. Die sieben Schwestern weckten ihn und sagten: «Du bist Musiker! Spiel uns etwas, denn wir möchten tanzen!» Er fühlte sich eingehüllt in Duftwogen lieblichen Parfüms, das von den Frauen ausging, und er griff beschwingt in die Saiten seiner Mandoline. Wie ein Begleitinstrument vernahm er das rhythmische Geräusch, das ihre Arm-und Fesselringe beim Tanzen verursachten und das genau mit dem Rhythmus der Musik übereinstimmte. «Du hast gut gespielt», lobten ihn die Frauen, «so nimm eine Belohnung von uns an!» Der Blinde spürte, wie sie seine Stirn berührten, und er hörte, daß jede der Tänzerinnen etwas auf sein kupfernes Tablett legte. So fuhr er fort, hingebungsvoll auf seiner Mandoline zu spielen. Beim Morgengrauen verabschiedeten sich die sieben Schwestern von ihm und sagten: «Möge es dir gut ergehen! Du hast uns herrlich zum Tanz aufgespielt!» Der Blinde betastete erwartungsvoll sein kupfernes Tablett und stellte fest, daß es nur Orangenschalen waren, die darauf lagen. Da lächelte er nachsichtig und legte sich wieder schlafen. Als er aber am Morgen sein Tablett unter den Arm nehmen wollte, war es überaus schwer, denn die Orangenschalen hatten sich in Goldstücke verwandelt. Er machte daraus ein solides Päckchen, und mit Hilfe seines Stockes kehrte er in seine Wohnung zurück. Am Abend kamen die jungen Taugenichtse neugierig zu ihm und erkundigten sich: «Wie hast du diese Nacht verbracht, Väterchen?» «Die Nacht war einmalig!» erwiderte er. «Schmuckbehangene Frauen haben mich besucht und die ganze Nacht zur Musik meiner Mandoline getanzt. Und jetzt ist mein Glück gemacht! Ich habe euch von nun an nicht mehr nötig.» (aus: Contes mystérieux d’Afrique du Nord. Paris 1973) An manchen Stellen, finde ich, trägt die Geschichte verdächtig europäische Züge. Zufall? Nachgeholfen? Gibt es in Marokko/ Nordafrika ähnliche Gespenstermärchen wie bei uns? Was meint Ihr?
Wie ein Dieb schlich der Verstand herein und saß zwischen den Liebenden, erpicht darauf, ihnen Ratschläge zu geben. Aber sie waren unwillig. So verbeugte sich der Verstand und ging seiner Wege. * Djelaleddin Rumi *
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17971
22/02/01 02:08 PM
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Silla
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dieses märchen finde ich wirklich gut. na ja sinah, wie du siehst, so ein grosser unterschied gibt es eben doch nicht!!! sei herzlich gegrüsst silla p.s. wenn du noch solche auf lager hast, her damit.....!!
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17972
22/02/01 04:07 PM
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Else
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Hallo Sinah, wiklich schöne Geschichte ich bin auch für MEEEHHHHRRRR!! Liebe Grüße Else
Lirum Larum Löffelstiel wenn Else kocht dann essen VIEL'
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17973
22/02/01 04:10 PM
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Sinah
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Na guuut, ich mach mich ja schon ans Tippen (ojee das kann dauern) Aber ich beeil mich :-)
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17975
22/02/01 06:33 PM
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Anna Norge
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Hallo, liebe Sinah! Ich bin wirklich begeistert! Ich habe es gleich meinen Kindern erzählt, dass wir jetzt ein neues marokkanisches Märchen zum Vorlesen haben. + ! Danke vielmals!!! Jetzt warte ich gespannt darauf, wie sich die "Märchensammlung des Marokkoforums" weiterentwickelt. Finde ich toll, wenn du noch mehr Märchen hier aufschreibst. Vielleicht gibt es ja noch andere, die eine "Märchenquelle" haben? Silla, vielleicht kennt ja dein Ali ein Volksmärchen aus Marokko?! Und Else, kannst du nicht gleich bei deinen Ferien in Marokko, direkt von einem Geschichtenerzähler ein Märchen mitbringen, "hihi" (Zitat von Silla, bevor es die Smilies gab)! Viele Grüsse an euch alle! Anna
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17976
22/02/01 09:20 PM
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Anna Norge
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Hallo, Sinah! Meine Mutter hat uns das Märchen vorgelesen, es war eine sehr schöne Geschichte. Ich möchte auch noch mehr davon zugesandt kriegen. Kannst du uns mehr senden? Gruss von uns dreien! + + P.S.Dieses hat der Sohn von Anna geschrieben.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17977
22/02/01 10:46 PM
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Lieber Sohn von Anna, es freut mich sehr wenn Dir das Märchen gefallen hat! Ich werde mich beeilen, die anderen auch noch abzuschreiben und sie Euch zu senden! Liebe Silla, heute wird nicht geirrt, muß morgen früh raus, weißt Du, warum? Ich fahre nämlich nach... geenauu: nach Frankfurt!! Natüürlich kriegst Du wieder so eine tolle mail!! Bis bald Eure Sinah
Wie ein Dieb schlich der Verstand herein und saß zwischen den Liebenden, erpicht darauf, ihnen Ratschläge zu geben. Aber sie waren unwillig. So verbeugte sich der Verstand und ging seiner Wege. * Djelaleddin Rumi *
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17978
23/02/01 01:43 AM
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Sinah
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ÜBERRASCHUUUNG: Die Frau und ihre schwarze Katze Der Mann einer Frau ging auf Reisen. Da besorgte sich die Frau eine schwarze Katze, die ihr während der Abwesenheit ihres Mannes Gesellschaft leisten sollte. Sie gewann das Tier von Herzen lieb, und des Abends nahm sie das Tier sogar mit in ihr Bett, wo sie in ihren Armen einschlief. Wissenden fällt an dieser Stelle eine bemerkenswerte Parallele zu Sinahs Katzenvolk auf Doch kaum war ihre Herrin eingeschlafen, da löste sich die kleine schwarze Katze aus ihren Armen und erhob sich lautlos, denn sie war eine Dschinnia. Sie ging an die Kleiderkiste ihrer Herrin, in der die kostbaren Gewänder sorgfältig zusammengefaltet lagen, suchte sich einen goldbestickten Kaftan heraus, einen passenden Seidenschal und einen perlenbestickten Gürtel, kleidete sich an und verließ das Haus auf Zehenspitzen. Kurz vor dem Morgengebet, das der Muezzin bei Tagesbeginn vom Minarett verkündete, kehrte sie zurück. Ihre Herrin schlief dann noch sehr tief. Sie entkleidete sich schnell und lautlos, tat alles wieder an seinen Platz, legte neben den Kopf ihrer schlafenden Herrin ein Goldstück auf das Kissen und schmiegte sich schnurrend an sie, wie eine richtige kleine Katze. Die Frau war sehr überrascht, jeden Morgen ein Goldstück auf ihrem Kissen vorzufinden. Zu gerne hätte sie gewußt, woher das Gold kam. Eines Abends tat sie so, als ob sie schliefe und wurde Zeuge der Verwandlung ihrer Katze. Sie beobachtete, wie diese sich ihre besten Kleider anzog, sich sorgfältig schminkte und auf Zehenspitzen das Haus verließ. Kaum hatte die Katze die Tür hinter sich geschlossen, da lief sie in die Küche, holte den schmutzigen Umhang ihrer Dienerin, hüllte sich darin ein, um nicht erkannt zu werden, und folgte der verzauberten Katze. Nachdem sie eine lange Zeit hinter ihr hergegangen war, auf Straßen, die sie nie in ihrem Leben gesehen hatte, gelangten sie zu einer großen Lichtung, die hell erleuchtet war und wo gerade ein rauschendes Fest gefeiert wurde. Die Frau war entzückt von der kostbaren Garderobe, dem Licht und der schönen Musik. Sie hörte die Anwesenden ihre Katze mit folgenden Worten empfangen: «Na, Scheicha Zohra, du kommst heute aber sehr spät!» Darauf entgegenete ihre Katze, daß ihre Herrin an diesem Abend so spät eingeschlafen sei und daß sie schon befürchtet hätte, gar nicht kommen zu können. Die arme Frau zitterte am ganzen Leib aus Furcht, doch erkannt zu werden. Sie war aber so neugierig, daß sie viele Stunden dort verbrachte, um die Geister lachen und singen zu hören. Sie war begeistert, als sie Scheicha Zohra zu einer Musik von Violinen ganz anmutig und geschmeidig tanzen sah. Aber als sich die Zeit des Morgengebetes näherte, verließ sie das Fest und lief rasch nach Hause. Sie lag gerade im Bett, da verkündete der Muezzin den Gebetsruf vom Minarett, und Scheicha Zohra kehrte auf Zehenspitzen zurück. Die Augen fast geschlossen und beide Hände auf ihre Brust haltend, um das wilde Herzklopfen zu beruhigen, beobachtete sie, mit welcher Schnelligkeit die Dschinnia ihre Katzenform wieder annahm. Dann legte sie sich zu ihr und schnurrte vor Behagen. Am frühen Morgen kam der Gemahl von seiner Reise zurück, ohne seine Ankunft vorher angekündigt zu haben. Er fand seine Frau schlafend- mit einer kleinen schwarzen Katze in ihren Armen. Da bemerkte er das Goldstück auf dem Kopfkissen neben der schönen Schlafenden, und dies war ihm sehr unangenehm, denn er stellte sich vor, daß sie während seiner Abwesenheit andere Männer empfangen habe und daß das Goldstück der Preis ihrer Untreue sei. Voll Wut begann er, alles im Haus zu zerschlagen. Die arme Frau, die auf diese rücksichtslose Weise geweckt wurde, glaubte, den Zorn ihres Mannes dadurch besänftigen zu können, daß sie ihm die Wahrheit erzählte. Doch sie hatte ihre Geschichte noch nicht beendet, da sprang ihr die Katze wutschnaubend ins Gesicht, versetzte ihr mit ihren Krallen Tatzen Schläge und kratzte ihr die Augen aus indem sie schimpfte: «Du neugierige und geschwätzige Person! Das ist dein Lohn!» Dann löste sie sich in Nichts auf. Der Mann war nun überzeugt von der Unschuld seiner Frau, aber die kleine schwarze Katze kam nie mehr zurück, und die Quelle ihres Reichtums war für immer versiegt. Scheicha Zohra hatte sich erbarmungslos gerächt. (Aus: H. Duquaire: Anthologie de la Littérature arabe contemporaine) Das Ende gefällt mir eindeutig NICHT. Übers Wochenende bin ich leider nicht tipp-aktiv, weil ich doch...-jaaa, wooo? Genaauu, in Frankfurt bin Aber Montag wieder, versprochen!
Wie ein Dieb schlich der Verstand herein und saß zwischen den Liebenden, erpicht darauf, ihnen Ratschläge zu geben. Aber sie waren unwillig. So verbeugte sich der Verstand und ging seiner Wege. * Djelaleddin Rumi *
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17980
23/02/01 08:02 AM
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guten morgen sinah, vielen dank es ist eine wunderschöne geschichte. ich liebe solche märchen!! ich hoffe du bist jetzt schon wach und munter?!! hallooooooo, es ist zeit, du musst/darft/willst doch nach frankfurt. HERZLICHE grüsse dorthin und wie gesagt,ich warte auf mein lieblings email, silla p.s. jedesmal wenn ich jetzt ein supergrinsen mache, denke ich an eine "gewisse person" p.s. Nr. 2 parallelle: Katze-Sinah, in den arm kuscheln und schnurren, ich glaub ICH weiss bescheid??!!!
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17981
23/02/01 09:14 AM
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hallo kerstin-katzenmutter wo hast du eigentlich so lange gesteckt?? du warst sehr ruhig in letzter zeit!! schön das du wieder bei uns bist!!
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17982
23/02/01 10:48 AM
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sehr ruhig ???????? sie hat "auf teufel komm raus" mit und gechattet Abbas
My love , my place , my site ........ >>> Ras Kebdana <<<
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17987
23/02/01 01:13 PM
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hallo kerstin keinen abstand zwischen doppelpunkt und wort!! (bei rolleyes) kopf hoch, du schaffst es, nimm mich als beispiel, denn ich bin in sachen computer/technik ne richtige niete!!!! schönes wochenende und gruss silla
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17990
23/02/01 02:58 PM
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Liebe Kerstin! Keine "Nase" beim "Smiley" schreiben, also nur Doppelpunkt danach gleich die Klammer! Gruss von Anna P.S. Vielleicht treffen wir uns im Chat am Wochenende?
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17991
23/02/01 03:03 PM
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Liebe Kerstin! Keine "Nase" beim "Smiley" schreiben, also nur Doppelpunkt danach gleich die Klammer! Gruss von Anna P.S. Vielleicht treffen wir uns im Chat am Wochenende?
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17992
23/02/01 03:08 PM
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Ali und der König
Einmal wurde Ali vom König gefragt: "Kannst du in einer kalten Dezember- oder Januarnacht und ohne Feuer eine Nacht im Freien verbringen? Wenn du es schaffst, erhältst du ein königliches Geschenk." Ali behauptete, es zu können. Er ging und verbrachte die ganze Nacht ohne Kleidung auf einer Bergspitze, bis er wegen der eisigen Kälte fast erfroren wäre. Am anderen Tag kam er zum König und sagte: "O König der Zeiten, ich verbrachte die letzte Nacht im Freien, ohne Kleidung und ohne Feuer, wie du es mir gesagt hast." "Hast du durchaus kein Feuer gesehen?" fragte der König. "Nein", erwiderte Ali, "nur ein winziges Fünkchen in weiter Ferne." Da sprach der König: "Also hast du dich doch gewärmt, Ali!" "Ich soll mich daran gewärmt haben?" fragte der ungläubig. Doch der König blieb dabei und gab ihm kein königliches Geschenk.
Das will ich dir heimzahlen, dachte Ali bei sich zu Hause. Er wartete, bis diese Begebenheit vergessen war, um dann zurückzuschlagen. Eines Tages lud er den König und seine Minister zu einem Essen im Freien ein. Sie freuten sich und nahmen die Einladung an. Als sie zu ihm kamen, ließ er sie in seiner Gartenlaube Platz nehmen. Er nahm seine Töpfe und das Essen und ging weiter weg in den Garten hinein, wo er den Blicken des Königs verborgen war. Er legte am Boden ein Feuer an, und der Rauch stieg zum Himmel empor, so daß die Gäste glaubten, Ali sei mit dem Kochen beschäftigt.
Die Mittagszeit ging vorüber, und der König rief: "Wo bleibt das Mittagessen, Ali?" "Ich bin am Kochen, König der Zeiten, die Fertigstellung ist Sache des Feuers", gab der zur Antwort. "Beeil dich, wir sind hungrig!" befahl der König. Und Ali wiederholte: "Es hängt vom Feuer ab."
Sie warteten eine Stunde, zwei Stunden, und der Hunger drückte sie. Da sagte der König zu seinen Ministern: "Steht auf und laßt uns sehen, was dieser Ali macht!" Sie gingen hinüber und fanden die Töpfe in den Ästen eines Baumes hängen, während Ali seelenruhig am Feuer saß. Als der König das sah, sprach er verwundert: "Wie, die Töpfe hängen im Baum, und das Feuer ist auf der Erde? Wie sollen denn da die Speisen warm werden?" Ali entgegnete: "So wie ich warm geworden bin, als ich nachts in der Ferne ein Fünkchen sah! Die Töpfe sind nicht weit vom Feuer entfernt, nur eine Manneslänge, während ich in zwei Stunden Entfernung ein Fünklein wahrnahm." Da merkte der König den Witz und lachte. Er sagte: "Laß gut sein, Ali. Setz die Töpfe jetzt aufs Feuer."
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17993
23/02/01 03:28 PM
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Hallo, liebe Sinah! Danke für das neue Märchen! Es liegt schon ausgedruckt vor uns, klar für die nächste abendliche Vorlesestunde! Hallo, lieber Karim! Hast du schon Zeit gehabt in das Märchenbuch bei deiner Mutter reinzugucken? Wäre schön, wenn du etwas finden würdest! Hallo, liebe Silla, Else und Kerstin! Freut mich sehr, dass ihr auch Märchen liebt! Kennt ihr vielleicht auch marokkanische Märchen, die ihr hier erzählen könntet? Ein schönes Wochenende wünsche ich euch allen( besonders Sinah )! Viele Grüsse von Anna
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17994
23/02/01 03:34 PM
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Hallo, lieber Mohammed! Während ich offline war und geschrieben habe, hast du hier ein neues Märchen erzählt! Toll, herzlichen Dank ! Schönes Wochenende! Anna
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17995
23/02/01 03:51 PM
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schau mal anna was ich gelernt habe ich hoffe das doch sehr das wir uns wochenende beim chatten treffen mit marokkanische märchen kann ich leider nicht aufwarten, werde mich aber mal in unsere bibliothek begeben und da nachfragen MfG Kerstin hoffentlich klappt das jetzt mit den smilies und blamiere mich nicht, das wäre megapeinlich
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#17996
23/02/01 05:37 PM
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Anna Norge
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Liebe Sinah, lieber Mohammed XXXXXXX! Ich finde es sehr schön, dass ihr zwei neue Märchen gefunden und sie aufgeschrieben habt. Wir werden sie bald lesen. Gruss von Annas Sohn :cool
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18000
24/02/01 05:21 PM
24/02/01 05:21 PM
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Blandina
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Haaalllllooooo ?!
Wo seid Ihr denn ? Sitze seit Tagen hier am Flughafen von Agadir, und warte auf Euch. Vor lauter Hitze hab ich schon ein staendiges Fussbad in meinen Rebstiefeln. Kommt denn noch wer ?
Viele Gruesse
give peace a chance.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18001
24/02/01 05:28 PM
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Ooooohhhh.....
ich glaub, ich hab schon einen Hitzschlag. Diesen Beitrag wollte ich doch eigentlich "auf das Bufet setzen". Sorry Anna
Gruesse
give peace a chance.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18002
07/03/01 08:58 PM
07/03/01 08:58 PM
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Neue Nachricht von Ich hoffe, dass bald ein neues Märchen kommt, sonst werde ich ganz . Aber nimmt euch zeit, ihr braucht nicht zu stressen weil die Märchen nicht sofort kommen müssen, aber es wäre trotzdem sehr nett fals es welche kämen. Weil dann werde ich wieder ganz . Gruß von Annas Sohn, der sich von jetzt an nur nennt.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18003
20/03/01 09:41 PM
20/03/01 09:41 PM
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Falk
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Hallo, habe mich sehr über die Märchen gefreut und würde gern mehr hören (lesen)! Ich hab eins von mir aufgeschrieben, das zwar nicht marokkanisch ist, aber meinem Sohn sehr gefallen hat und eigentlich überall spielen könnte:
Der Junge und die Geister
Es war einmal ein kleiner Junge, der hatte einen kleinen Stock und er wollte sehen, wie es ist, wenn man jemanden damit pikte. So probierte er es bei seinem Vater aus. Der Vater sagte, der Junge solle aufhören damit, aber er probierte es noch mal und noch mal. Da wurde der Vater ärgerlich und sagte: „Wenn du noch einmal mit dem Stock pikst, dann schmeiße ich ihn in den Mülleimer!“ „Mach doch! Mach doch! Dann hohl ich ihn eben wieder raus“ erwiderte der Junge und pikte noch einmal. Da nahm der Vater das Stöckchen und warf es weg. Abends, als alle schliefen, stand der kleine Junge auf und holte den Stock aus dem Mülleimer, ging dann wieder ins Bett und schlief damit in der Hand ein. Nicht lange danach hatte er einen Traum:
Er sah viele Geister, die zu ihm kamen. Einige kamen mit zerfetzter Kleidung, einige ganz ohne, einige mit Kopf, einige ohne, einige kamen mit quietschenden, verrosteten Fahrrädern, einige kamen ohne, einige kamen mit Ketten, andere ohne, aber alle hatten sie Spieße und Stöcker und wollten den Jungen piken. Sie kamen an sein Bett und ärgerten ihn. Da sagte der Junge ganz mutig: „Hört auf damit!“, doch die Geister machten nur „HiHiHiiii“ und setzten ihr Spiel fort. Der kleine Junge sagte: „Wenn ihr mich noch einmal pikt, dann nehme ich eure Stieße weg und werfe sie in den Mülleimer!“ Da lachten die Gespenster nur und pikten ihn noch mal und noch mal. Der Junge aber stand auf und nahm den Geistern die Stöcker und Spieße weg und warf sie in den Mülleimer. „Na und!“ sagten die Gespenster, „dann holen wir sie wieder raus!“ und folgten ihm in die Küche. Da nahm der Junge den Mülleimer und rannte damit die Treppen runter und schüttete ihn in die Mülltonne. Die Geister folgten ihm mit Geklapper, Geschlurfe und Gestank. Als sie die Tonne erreicht hatten, kam gerade der Müllmann und entleerte sie mitsamt den Gespensterspießen ins Müllauto, stellte sich hinten auf‘s Trittbrett und fuhr zur Müllkippe. Die Gespenster folgten dem Müllauto durch die ganze Stadt und als es auf der Müllhalde den ganzen Dreck den Hang hinunter schüttete, sammelten sie ihre Stöcker und Ruten aus dem Müll. Nun wollten sie wieder zu dem kleinen Jungen, um ihn weiter zu ärgern, doch sie hatten nicht auf den Weg geachtet. Seitdem irrten sie auf der Müllkippe umher und warteten darauf, daß der Junge kommen würde, doch der kam nicht, denn er war längst wieder in seinem Bett und schlief.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18004
28/03/01 07:55 PM
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Anna Norge
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Hallo, Falk! Danke für die schöne Geschichte mit gutem Ende, damit die Geister nicht in den Träumen unserer Kinder herumirren! Hast du sie dir selbst ausgedacht? Vielleicht findest du ja irgendwo auch noch ein echtes Märchen aus Marokko? Hier in Norwegen komme ich an deutschsprachige marokkanische Märchen nicht heran. Wir haben bisher erst eines auf Norwegisch gefunden und das können hier im Board bestimmt nicht soviele lesen? Bint Anna, Ibn Anna und ich warten genauso hoffnungsvoll wie du auf neue Märchen! Gruss von Anna
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18006
09/04/01 11:04 AM
09/04/01 11:04 AM
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Arabischer Astrologe
------Folge 1 ------------
In alten Zeiten, vor vielen hundert Jahren herrschte einmal ein maurischer Fürst mit Namen Aben Habuz über das Königreich Granada. Er war ein Eroberer, der sich, nach einem Leben voll Kampf und durch Raubzüge reich geworden, nun im Alter nach Ruhe sehnte. Schwach und kränklich wollte der alte Haudegen mit der ganzen Welt in Frieden leben, sich die Lorbeeren seines Ruhms bewahren und in Ruhe den Besitz genießen, den er in früheren Jahren seinen Nachbarn kaltblütig entrissen hatte.
Es begab sich indessen, daß dieser höchst verständige und friedliebende alte Monarch es mit jungen Nebenbuhlern zu tun bekam. Diese Fürsten und Prinzen erfüllte, wie einst ihn selbst, ein großes Verlangen nach Ruhm und Kampf, und sie alle wollten das ihren Vätern früher zugefügte Unrecht rächen und alte Scharten auswetzen.
Ja ganze Provinzen seiner eigenen Lande erhoben sich in Waffen gegen ihn, der sie in den Tagen seiner Kraft und Stärke grausam und hart behandelt hatte. Von allen Seiten war er also von Feinden umringt, und sie drohten ihn bereits aus seiner Hauptstadt zu verjagen.
Der unglückliche Landesvater war krank und bedrückt. Wegen der gebirgigen Umgebung von Granada war dauernde Wachsamkeit erforderlich, da man nie wissen konnte, ob sich in den engen Gebirgsschluchten nicht Feinde verborgen hielten, die plötzlich zum Angriff übergehen konnten.
Unnütz schienen die Wachttürme auf den Bergen und die Feldwachen auf Pässen und Hängen, die nachts mit Feuer und tagsüber mit Rauchzeichen jede Annäherung von Feinden schnellstens zur Königsburg melden sollten. Durch ihre Schläue ließen seine Gegner alle Vorsichtsmaßregeln zum Gespött werden und machten jede strategische Planung zunichte.
Unerwartet brachen sie aus einem unübersichtlichen Engpaß hervor, verwüsteten ihm sein Land vor der Nase und machten sich dann mit Gefangenen und reicher Beute in die Berge davon. War je ein friedliebender ehemaliger Krieger in einer unbehaglicheren Lage als dieser nach Ruhe und Beschaulichkeit seufzende alte Eroberer?
Während Aben Habuz von Schwierigkeiten und Sorgen dieser Art gequält wurde und in schlaflosen Nächten zum Himmel um Hilfe flehte, kam eines Tages ein alter arabischer Arzt an den Königshof. Des Weisen Bart fiel bis auf den Gürtel herab, und alles zeugte von seinem hohen Alter. Der gebrechliche, ehrwürdige Greis hatte den ganzen Weg von Ägypten her zu Fuß und ohne irgendeine Hilfe zurückgelegt; als einzige Stütze diente ihm sein mit Hieroglyphen bedeckter Wanderstab.
Der Ruf eines großen Denkers ging dem gelehrten Mann voraus, und auch am granadinischen Maurenhof war der Name Ibrahim Ebn Abu Ayub, so nämlich hieß der Astrologe aus dem fernen Morgenland, wohl bekannt und allgemein geehrt. Man erzählte sich, und manche behaupteten, da gebe es gar keinen Zweifel, daß er seit den Tagen Mohammeds lebe und der Sohn von Aju Ajeeb sei, dem letzten der Gefährten des Propheten. Schon als Knabe war er dem Eroberungsheer Amrus nach Ägypten gefolgt; dort hielt er sich über viele viele Jahre hin unter den hochgelehrten Priestern auf und lernte deren geheime Wissenschaften, ganz besonders aber die so tiefschürfende ägyptische Magie.
Auch glaubte man von ihm zu wissen, daß er das Geheimnis, das Leben zu verlängern kenne, weswegen er inzwischen ein Alter von über zweihundert Jahren erreicht habe.
Dieser Mann wurde vom König ehrenvoll aufgenommen und in hoher Gunst gehalten, was leicht verständlich war, denn allen alten Monarchen, kranken Machthabern und gichtbrüchigen Potentaten sind Ärzte und Gesundbeter hochwillkommen. Der König wollte ihm eine Zimmerflucht in seinem Palast anweisen, aber der Sternkundige zog eine Höhle als Wohnung vor. Er fand sie auf der Granada zugekehrten Seite jenes Berges, dort wo sich heute stolz die Alhambra erhebt. Er ließ von kundigen Arbeitern diesen seinen künftigen Wohnraum zu einer weiten hohen Halle erweitern. Oben in der Decke wurde durch den Fels ein rundes Loch geschlagen, so daß er, wie aus einem Schacht, den Himmel beobachten und die Sterne selbst am Mittag sehen konnte. Die hohen Wände dieses Saales waren mit ägyptischen Hieroglyphen bedeckt. Er stellte drinnen an bestimmten Plätzen Apparate und Gestelle auf, die gemäß seinen Anordnungen von den geschicktesten Handwerkern Granadas angefertigt wurden, deren Ziel und Zweck und Eigenschaften aber nur er allein kannte.
Schon nach kurzer Zeit war der weise Ibrahim der engste Berater des alten Königs, der ihn bei jedem wichtigen Problem um seine Meinung fragte. Einst beklagte sich Aben Habuz bitter über seine ruchlosen fürstlichen Nachbarn und erzählte dem gespannt zuhörenden Magier von der seine Gesundheit aufreibenden Wachsamkeit, die er üben müsse, um sich vor den Übergriffen dieser Raubgesellen zu schützen. Als er zu Ende gekommen war, schwieg der Astrologe nachdenklich, und nach einer Weile erwiderte er mit leiser Stimme: »Wisse, o König, daß ich während meines Aufenthaltes in Ägypten ein wundervolles Kunstwerk sah, das einer der alten heidnischen Priester vor vielen Jahren erdacht hatte. Auf einem Berg über der Stadt Borsa, wo man das große Tal des Nils überschauen kann, stand aus Erz gegossen die Figur eines Widders und darüber die eines Hahnes; beide Tierbilder konnten sich auf Zapfen und Angeln drehen. Und nun staune über das Wunderwerk! Wenn immer dem Land ein feindlicher Einfall drohte, dann schwenkte der Widder in seinem Lager herum und schaute in die Richtung des Angreifers, und der Hahn begann laut zu krähen. Die Bewohner der Stadt hatten also sofort Kunde von der Gefahr und wußten gleich von vornherein die Stellung des Gegners und kannten innerhalb kurzer Zeit die Stoßrichtung seiner Truppen. Es war jetzt leicht, die zweckdienlichen Vorkehrungen zu treffen, um sich zu schützen und den Widersacher zu vernichten. «
»Gott ist groß!« rief der friedfertige Aben Habu, »welch ein Schatz wäre ein solcher Widder, der unermüdlich Wache hielte und kein Auge von den Bergen der Umgebung ließe! Und erst der Hahn, dessen Krähen die wehrhaften Männer meiner Garden zu den Waffen ruft! Allah akbar! wie ruhig und sicher könnte ich mit einem solchen Späher auf dem Turm in meinen Gemächern leben! «
Der Astrologe wartete, bis sich der König etwas beruhigt hatte und fuhr dann fort: »Nachdem der siegreiche Amru - er möge in Frieden ruhen! - die Eroberung Ägyptens vollendet hatte, blieb ich weiterhin bei den alten Priestern des Landes und machte mich mit den Gebräuchen und Riten ihres Götzenglaubens bekannt. Ich suchte jene geheimen Kenntnisse zu erwerben, für die sie so berühmt und gefürchtet waren. So saß ich wieder einmal am Ufer des Nils und unterhielt mich mit einem der erfahrensten Gelehrten. Während des Gesprächs wies er mit seiner ausgestreckten Rechten nach den mächtigen Pyramiden, die Bergen gleich aus der benachbarten Wüste emporragten.
>Alles, was wir dich lehren können<, sagte er, >ist nichts im Vergleich zur Weisheit und zur Wissenschaft, die in jenen mächtigen Steinbauten eingeschlossen und verborgen In der Grabkammer der mittleren Pyramide drüben ruht die Mumie des Hohepriesters, der diese staunenswerten Gebäude errichten half. Dort drinnen mit ihm vergilbt das so wundervolle Buch der Weisheit, das alle Geheimnisse der Kunst und Magie enthält. Dieses Buch wurde Adam nach seinem Fall übergeben und kam dann von Geschlecht zu Geschlecht bis auf Salomon den Weisen, der mit dessen Hilfe den Tempel von Jerusalem erbaute. Wie diese wertvollen Papyri in den Besitz des Erbauers der ''Pyramiden kamen, das weiß nur der, dem alle Dinge bekannt sind.<
Als ich diese Worte des ägyptischen Priesters hörte, entflammte mein Herz, und es wurde mir klar, daß ich alles tun müsse, um in den Besitz dieses Buches zu gelangen. Mir standen viele Soldaten und eine große Anzahl eingeborener Ägypter zur Verfügung, über deren Dienste ich bestimmen konnte. Mit diesen Hilfskräften ging ich tatkräftig ans Werk und ließ die undurchdringlich scheinende Steinmasse der bezeichneten Pyramide öffnen; nach großen Anstrengungen und schwerer Arbeit stieß ich endlich auf einen ihrer inneren und verborgenen Gänge. Ich folgte "diesem und betrat ein furchtbares Labyrinth, durch das mich bis in das Herz der Pyramide durchkämpfte und endlich den Weg zur Grabkammer fand. Dort lag seit Jahrhunderten unangetastet die Mumie des Hohepriesters.
"Ich zerschlug die äußere Schutzhülle des einbalsamierten Körpers, entfernte die vielen Binden und Tuchstreifen, in "die sie gewickelt war, und endlich fand ich, der Herzschlag "stockte mir, das kostbare Buch. Es lag auf der eingetrockneten Brust des Leichnams, dessen dürre Hände es umklammerten.
Zitternd vor Aufregung riß ich den Schatz an mich und suchte schnellstens aus der Pyramide zu entkommen. Die Mumie ließ ich in ihrem dunklen und stillen Grabe, auf daß sie dort den jüngsten Tag der Auferstehung und des Gerichts erwarten möge. «
»Sohn des Abu Ayub«, rief Aben Habuz, »du hast viele Länder gesehen und wunderbare Dinge beobachtet; doch wozu nützt mir das Geheimnis der Pyramide und das gelehrte Buch des weisen Salomo?«
»Wohl kann es dir nützen, mein König! Genau studierte ich den Inhalt dieses Buches des Wissens, so daß ich heute in allen magischen Künsten unterrichtet bin und über Geister gebiete, die meine Pläne und mein Wollen fördern und ausführen. Mir ist das Geheimnis des Wunders von Borsa bekannt, und ich kann dir einen Talisman von größeren Wunderkräften bauen als der Widder und der Hahn zu Borsa es waren, die jener Priester einst schuf.«
»Kluger Sohn des Abu Ayub«, sprach Aben Habuz, «solcher Talisman wäre besser als alle Wachtürme auf den Bergen und alle Wächter und Krieger an den Grenzen. Gib mir diesen Schutz, und alle Reichtümer meiner Schatzkammern sollen dir zur Verfügung stehen. «
Der Astrologe ging sofort an die Arbeit, um den Wunsch des Königs zu verwirklichen. Er ließ auf dem höchstgelegenen Teil des Palastes, der sich auf der Kuppe des Albaicin erhob, einen mächtigen Turm errichten. Als Baumaterial verwendete er quaderähnliche Steine, die vor Zeiten in Ägypten behauen wurden und, wie man sagt, von einer der ältesten Pyramiden stammen sollen. Im obersten Teil des Turmes war ein runder Saal, dessen Fenster nach allen Himmelsrichtungen hin ins Freie zeigten. Vor jedem Fenster befand sich ein Tisch mit einer schön gearbeiteten Platte, worauf, wie auf einem Schachbrett ausgerichtet, viele kleine aus Holz geschnitzte Figuren standen; ein symbolisches Heer von Reitern und Kriegern zu Fuß und auf Streitwagen, angeführt von demjenigen Fürsten, der in der jeweiligen Richtung Habuz' Nachbar war.
Auf jedem dieser sinnbildlichen Schlachtfelder lag auch eine kleine lanzenförmige Nadel, die bestimmte chaldäische Schriftzeichen trug. Der beschriebene Saal wurde immer verschlossen gehalten; die Türen waren aus Bronze und die Schlösser aus hartem Eisen. Die Schlüssel trug der König ständig bei sich.
Auf der Spitze des Turmes stand, auf einem Zapfen drehbar, die Bronzestatue eines maurischen Reiters. Den festen Schild im starken Arm, die Lanze gesenkt, so schaute der eherne Maure auf seine Stadt hinab, als wache er über ',sie. Wenn aber irgendein Feind den Grenzen der Heimat nahe kam, dann drehte sich der Ritter in diese Richtung und legte die Lanze wie zum Kampf ein.
Als das Wunderwerk fertig war, wurde der König ganz ungeduldig. Er wollte sobald wie möglich seine geheime Kraft ausprobieren, er wünschte nun sehnsüchtiger einen feindlichen Überfall herbei, als er je in früheren Jahren nach Ruhe geseufzt hatte. Und bald sollte sein Wunsch ,sich erfüllen.
Eines Morgens zu sehr früher Stunde brachte der den Turm bewachende Posten die Nachricht, daß der Reiter auf dem Giebel nach der Sierra Elvira schaue und die Lanzenspitze nach dem Paso de Lope weise.
»Laßt mit Trommeln und Trompeten zu den Waffen rufen und ganz Granada alarmieren«, befahl mit lauter Stimme König Aben Habuz.
»0 edler König«, sagte der Astrologe, »beunruhige nicht die guten Bürger deiner Stadt, nicht all die Krieger in ihren Quartieren, denn wir können ihre Waffenhilfe entbehren. 'Entlasse deine Begleiter. Ganz allein wollen wir zu dem geheimen Saal auf dem Turm gehen.«
",Der greise Aben Habuz stieg langsam die steile Turmtreppe hinauf. Er stützte sich auf den Arm des fast zwei hundertjährigen Ibrahim Abu Ayub. Sie schlossen die Tür
"A auf, diese knarrte laut in den Angeln, und beide traten in die helle Halle.
Das Fenster in der Richtung nach dem Paso de Lope stand offen.
»In dieser Gegend steht der Feind; von dort droht Gefahr«, sagte Ibrahim und wies zu dem weit geöffneten Fenster. »Tritt heran, o König, und betrachte das Geheimnis, das sich dir auf der Tischplatte zeigt. «
Der König Aben Habuz näherte sich dem scheinbaren Schachbrett, auf dem, wie er wußte, die kleinen hölzernen Figuren aufgestellt waren. Interessiert betrachtete er die Truppen und schaute fragend zum Astrologen. Dieser wies stumm lächelnd auf den Tisch, und da bemerkte der König mit Erstaunen, daß sich die ganze Formation bewegte daß die kleinen Figürchen zu leben schienen. Die Streitrosse bäumten sich auf, trippelten und galoppierten; die Krieger schwangen ihre Waffen, und man hörte den klaren Klang von Trommelwirbeln, Trompetenstößen, das Klirren von Schwertern und Lanzen, Kommandorufe und das Wiehern der Pferde. Doch alles tönte leise, nicht lauter, noch deutlicher als das Brummen der Hummeln und das Summen der Fliegen im Ohr des schläfrigen Wanderers, der an einem heißen Mittag im Schatten eines Baumes ausruht.
»Siehe, o König«, sagte der alte Magier, »hier hast du den Beweis, daß deine Feinde dich mit Krieg überziehen wollen. Sie rücken über das Gebirge vor und werden durch die Engpässe von Lope in die Ebene vorstoßen. Willst du Schrecken unter sie bringen, sie zu einem raschen Rückzug ohne Verluste von Menschenleben zwingen, dann schlage die Figuren auf dem Tisch mit dem stumpfen Ende, mit dem Knopf der magischen Lanze. Willst du aber ein Gemetzel unter ihnen anrichten, sollen sich deine Feinde selbst zerfleischen, dann berühre die hölzernen Krieger mit der feinen Spitze des kleinen Speers. «
Ein dunkler Schatten flog über das Antlitz des friedliebenden Monarchen;, hastig faßte er nach der zauberkräftigen Waffe und trat an den Tisch. Der weiße Patriarchenbart zitterte im ehrwürdigen Gesicht des Herrschers über das granadinische Volk, als er leise zwischen seinen Zahnlücken hervorzischte: »Sohn des Abu Ayub ich denke, da wird ein wenig Blut vonnöten sein. «
Wie gesagt, so getan! Der König stieß die Zauberlanze in einige der sich bewegenden Zwerggestalten und bearbeitete gleich darauf wieder andere mit deren stumpfem Ende. Welch Wunder! Die einen fielen wie tot auf den Boden, und die übrigen begannen untereinander zu streiten und erschlugen sich in einem mörderischen Handgemenge.
Es kostete den Astrologen viel Mühe, der Hand des friedlichsten und besten aller Monarchen Einhalt zu gebieten, um ihn von einer völligen Vernichtung seiner Feinde abzuhalten. Doch schließlich gelang es ihm, den König zu beruhigen und ihn zu veranlassen, vom Turm herabzusteigen und Kundschafter durch den Engpaß von Lope zu senden.
Diese kehrten mit der Nachricht zurück, ein starkes christliches Heer sei durch das Herz der Sierra bis auf Sichtweite von Granada vorgedrungen; doch plötzlich, ohne erkennbaren Grund, wäre unter den Kriegern und den sie anführenden Fürsten ein Streit ausgebrochen, und nach einem mörderischen Kampf aller gegen alle habe sich die Invasionsarmee in Auflösung über die Grenzen in ihre Heimat zurückgezogen.
Aben Habuz war außer sich vor Freude, als er die Wirksamkeit und die magische Kraft des Talismans auf solche Art bestätigt fand.
»Endlich«, sagte er, »werde ich ein ruhiges Leben führen, denn alle meine Feinde können mir nichts mehr anhaben; ich habe sie nunmehr gänzlich in meiner Gewalt. Oh, weiser Sohn des großen Abu Ayub, was soll ich dir zum Lohn für dieses so segensreiche Kunstwerk schenken?«
»Gering und einfach sind, mein König, die Bedürfnisse eines alten Mannes und Philosophen; stelle mir die Mittel zur Verfügung, meine Höhle und Klause in eine wohnliche Einsiedelei zu verwandeln, dann bin ich völlig zufrieden.«
»Wie edel ist doch die Mäßigung des wahrhaft Weisen!« rief Aben Habuz aus, herzlich froh, daß er so billig davongekommen war. Umgehend berief er seinen Schatzmeister und befahl ihm, alle jene Gelder flüssig zu machen, die Ibrahim zur Vollendung und Ausstattung seiner Klause erbeten hatte.
Der Astrologe ließ nun von geübten Steinmetzen verschiedene Räume aus dem Felsen heraushauen; es entstand so nach künstlerischen, von ihm selbst ausgearbeiteten Entwürfen, eine Zimmerflucht, die er mit der bereits bestehenden astronomischen Halle verband. Die Wände wurden mit schweren Seidenstoffen aus Damaskus verkleidet, Diwane und schwellende Ottomanen luden zu Ruhe und Meditation, zu sinnenden Betrachtungen und philosophischem Denken ein.
»Ich bin ein alter Mann«, sagte Ayub, »und kann mit meinen brüchigen Knochen nicht mehr auf steinernen Lagern ruhen, wie auch diese feuchten Zellenwände im lebenden Fels einer Verkleidung bedürfen, denn unästhetisch wären doch für Künstleraugen wassertriefende Mauern.«
Auch befahl er Bäder einzurichten und versah diese dann mit aller Art von Wohlgerüchen und aromatischen Ölen.
»Ein Bad«, meinte er, »ist notwendig, um der Steifheit des Alters entgegenzuwirken und dem durch das Studium eingeschrumpften Körper wieder Frische und Geschmeidigkeit zu geben. «
Dann ließ er die Zimmer und Säle mit unzähligen und herrlichen Lampen und Ampeln aus Silber und Kristall schmücken, die ihrerseits mit einem wohlriechenden Öl gefüllt wurden, das nach einem von ihm in den Gräbern Ägyptens entdeckten Rezept hergestellt wurde. Das Öl verzehrte sich nie und strömte einen sanften Schein aus, gleich der Sonne in den frühen Morgenstunden.
»Das Tageslicht«, sagte Ibrahim den königlichen Mitarbeitern, »ist zu grell für das Auge eines alten Mannes, und viel angemessener finde ich den ruhigen Schein der Lampen, denn er fördert die geistige Sammlung und die Studien eines Philosophen.«
Der Schatzmeister des Königs Aben Habuz stöhnte und seufzte über die Menge Geldes, die er täglich zur Ausstattung der Einsiedelei hergeben und der Staatskasse entnehmen mußte. Bald trug er eine diesbezügliche Klage seinem Herrn vor. Aber Aben Habuz hatte sein Wort verpfändet, und das einmal gegebene Versprechen mußte gehalten werden. Mit den Schultern zuckend, antwortete der König dem vor ihm stehenden Hofm*****all:
»Wir müssen Geduld haben. Der Alte baut sich sein Philosophenheim nach Plänen und Vorstellungen, die auf seine Besuche und Studien in Pyramiden und auf ägyptischen Trümmerfeldern, in Tempeln und Pharaonenpalästen zurückzuführen sind. Aber alles hat ja einmal sein Ende, so bestimmt auch die Einrichtung dieser Astrologenhöhle.«
Und der König hatte recht; die Klause war endlich fertig und bildete einen prachtvollen, unterirdischen Märchenpalast.
»Ich bin nun zufrieden«, sagte der anspruchslose Ibrahim Ibn Abu Ayub zu dem Schatzmeister, »ich ziehe mich in meine Zelle zurück und widme von nun an die Zeit dem Studium und der philosophischen Meditation. Ich brauche nichts mehr, gar nichts, außer einen ganz unbedeutenden Zeitvertreib, um mich in den Arbeitspausen unterhalten und nach Stunden ernsten Denkens geistig entspannen zu können. «
»Nun, Ibrahim, verlange was du willst. Alles soll beschafft werden, wonach es dir in deiner Einsamkeit gelüstet.«
»Dann möchte ich noch eine Anzahl von Tänzerinnen haben«, sagte ernst der einsiedlerische Philosoph.
»Tänzerinnen?« fragte der erstaunte Schatzmeister.
»ja, Tänzerinnen«, erwiderte überlegt der Weise. »Es brauchen nicht viele zu sein, denn ich bin ein alter Mann, ein Philosoph von einfachen Gewohnheiten und leicht zufriedenzustellen. Die ausgewählten Mädchen müssen jedoch jung und schön sein, weil ja nur Jugend und Schönheit das Herz eines alten Mannes höherschlagen läßt und seinen Kennerblick erfreut.«
Während nun der Philosoph Ibrahim Ibn Abu Ayub seine Zeit so weise und zurückgezogen in der Klause hinbrachte, führte der friedfertige Aben Habuz im Turmzimmer hinter fest verschlossenen Türen wütende Scheinkriege. Es war höchst rühmlich für einen alten Mann von ruhigen Sitten, wie er, sich das Kriegshandwerk so leicht als möglich zu machen und von seinem Zimmer aus sich damit zu unterhalten, ganze Heere wie Fliegenschwärme verjagte.
Eine Zeitlang schwelgte er in der Befriedigung seiner Launen und reizte, verspottete und beleidigte sogar seine Nachbarn, um sie zu Überfällen in sein Land zu verleiten. Aber allmählich beeindruckte sie doch ihre militärische Machtlosigkeit dem Granadiner gegenüber, und als Folge der wiederholten Niederlagen wagte endlich niemand mehr, dessen Gebiet in feindlicher Absicht zu betreten.
Viele Monde blieb der eherne Reiter auf der Turmspitze in Friedensstellung und schaute zufrieden auf das schöne Granada herab. Der würdige Monarch wurde ob der Eintönigkeit des Lebens schon ganz verdrießlich, und er empfand das Fehlen des gewohnten Zeitvertreibs wirklich äußerst schmerzlich.
Da, eines Tages drehte sich der Reiter plötzlich herum, senkte sofort seinen langen Speer zum Angriff und deutete beharrlich hinauf auf die Berge von Guadix. Aben Habuz eilte umgehend auf den Turm, lief zum offenen Fenster, aber der magische Tisch davor blieb ruhig; kein einziger Krieger war in Bewegung, unbelebt blieben die Zwergfiguren. Von diesem Umstand etwas verwirrt, schickte er sogleich einen Trupp Reiter los und befahl ihnen, das ganze Gebirge zu durchstreifen und zu durchforschen. Nach dreitägiger Abwesenheit kamen sie endlich zurück und meldeten ihrem obersten Kriegsherrn: »Wir haben den Engpaß durchsucht, jeden Berg und jeden Wald durchstöbert«, berichteten sie, »aber wir fanden nichts, weder Helm noch Speer ward sichtbar. Alles, was uns in die Hände fiel, ist ein christliches Mädchen von außerordentlicher Schönheit, das wir um Mittag neben einem Brunnen im Schatten grüner Ölbäume schlafend antrafen, und das wir dir nun als Gefangene mitbringen. «
»Ein Mädchen von außerordentlicher Schönheit!« rief Aben Habuz mit zitternder Stimme und vor Erregung funkelnden Augen. »Man führe es hierher vor meinen Diwan! «
Die schöne Unbekannte wurde vor den König geleitet. Sie war in all die reiche Pracht gekleidet, die zur Zeit der arabischen Eroberung bei der hispano-gotischen Bevölkerung Iberiens Sitte war. In ihren schwarzen Zöpfen trug sie Perlen von blendend funkelndem Weiß; kostbares Geschmeide glitzerte auf Stirn und Nacken und wetteiferten mit dem Glanz ihrer herrlichen Augen. Über die Schultern hing eine goldene Kette; sie reichte ihr bis zur Hüfte und hielt eine feingeschwungene, silberne Leier.
Die Strahlen ihrer dunklen, glänzenden Augen trafen wie Flammenpfeile das verwitterte und verwelkte, aber noch immer entzündbare Herz des ehrwürdigen Aben Habuz; die schwellende Üppigkeit ihres Wuchses, die aufreizende Elastizität ihres Körpers ließ seine Sinnlichkeit zu neuem Leben erwachen.
»Schönste aller Frauen«, rief er entzückt, »wer und was bist du?«
»Die Tochter eines der Gotengrafen, die noch vor kurzer Zeit dieses Land beherrschten. Die Krieger meines Vaters wurden wie durch Zauberkraft in diesem Gebirge vernichtet und er selbst mit den wenigen Überlebenden in die Verbannung getrieben. Seine Tochter ist nun deine Gefangene. «
»Hüte dich, König! « flüsterte Ibrahim Ihn Abu Ayub dem maurischen Monarchen ins Ohr, »es könnte dies eine jener nordischen Zauberinnen sein, von denen uns berichtet wird, daß sie die aufreizendsten und verführerischsten Formen und Gestalten annehmen, nur um arglose Männer, auf die sie es abgesehen haben, zu betören und zu berücken. Ich meine, Zauberkraft in ihren Augen zu lesen und Hexerei in jeder ihrer Bewegungen. Dies ist ohne Zweifel der Feind, den uns der eherne Reiter meldete. «
»Sohn des Abu Ayub», erwiderte der König überlegen lächelnd, »ich gebe gerne zu, daß du ein weiser Mann, ein großer Philosoph und ein seltener Zauberer bist; aber von Frauen, lieber Freund, scheinst du wirklich wenig zu verstehen. In Kenntnissen über die weibliche Seele tut es mir keiner gleich, nein, auch der weise Salomon nicht, trotz der Vielzahl seiner Frauen und Konkubinen. Was nun dieses liebenswerte Mädchen anbelangt, so sehe ich wirklich keinen Makel an ihr; sie ist schön anzusehen und findet daher Gnade und Gunst vor meinen königlichen Augen.«
»Hör mir jetzt gut zu, mein König!«, erwiderte der Astrologe. »Ich habe dir mit meinen Kenntnissen und dem ehernen Talisman auf dem Turm zu vielen Siegen verholfen und niemals einen Beuteanteil von dir gefordert, wie es eigentlich Brauch und Sitte gewesen wäre. So gib mir denn heute diese verirrte Gefangene, auf daß sie mich in meiner Einsamkeit mit Gesang und Leierspiel aufmuntere und erfreue. Sollte sie aber wirklich eine Hexe sein, dann habe ich die wirksamen Gegenmittel, die all ihren Zauber unwirksam machen. «
»Was! « schrie der König Aben Habuz, »noch mehr Weiber willst du haben? Hast du denn an den Tänzerinnen, die dir die Zeit vertreiben, nicht genug?«
»ja, Tänzerinnen habe ich allerdings genug«, sagte ernst der Einsiedler, »aber es fehlen mir Sängerinnen, und mein Geist bedarf dringend der Entspannung und Erfrischung, wenn er von meinen anstrengenden Studien und schwerer Denkarbeit ermüdet ist. «
»Genug, alter Eremit!« rief erzürnt der König und sagte, jedem Wort Nachdruck verleihend:
»Dieses schöne Christenmädchen ist für mich selbst bestimmt. Ich finde großen Gefallen an ihr, und sie soll mich trösten gleich der Sunamitin Abisag, deren Gesellschaft den alten Tagen Davids, des Vaters Salomons des Weisen, Glanz verlieh. «
Weitere Bitten des Astrologen blieben erfolglos; der König wollte um keinen Preis das schöne Mädchen hergeben, und schließlich trennten sich der König und der Magier, erzürnt und zerstritten wegen einer Frau. Ibrahim schloß sich in seiner Klause von der Welt des Hofes ab, um brütend und philosophierend darüber zu sinnen, wie es denn hatte angehen können, daß sein königlicher Freund seine wohlgemeinten Ratschläge so leichtsinnig mißachtet hatte. Aber wo gibt es einen verliebten Greis, der auf einen Freundesrat hört? Aben Habuz war ein Sklave seiner Leidenschaft. Er wollte sich mit allen Mitteln bei der gotischen Schönen einschmeicheln, ihr gefallen und sich in den Besitz ihres Herzens setzen. Er war zwar nicht mehr jung, aber er besaß Geld, Gold und Schätze, und wenn ein alter Liebhaber wirbt, dann ist er auch gewöhnlich sehr freigiebig. Der Zacatin von Granada wurde nach den kostbarsten Erzeugnissen des Orients durchwühlt: Seidenstoffe, Juwelen, herrliche Edelsteine, auserlesene Wohlgerüche, alles, was Asien und Afrika Kostbares und Seltenes boten, wurden der spröden Grafentochter zu Füßen gelegt. Künstler ersannen Schauspiele und Festlichkeiten zu ihrer Unterhaltung. Es gab Musik, Gesang, Tanz, Kampfspiele und Stiergefechte. Granada feierte so ausschweifende Feste wie niemals zuvor, noch je danach. All das schien die Prinzessin nicht zu berühren. Sie nahm diese Huldigungen hin wie jemand, der solche Pracht selbstverständlich gewohnt ist. Es war für sie der Tribut, den man ihrer Schönheit schuldete. ja, es schien, als ob sie ein geheimes Vergnügen daran fände, den König zu Ausgaben zu veranlassen, die seinen Schatz hinschwinden ließen und deren Zahlung dem Hofm*****all immer mehr Kopfzerbrechen bereitete. Dabei behandelte sie seine übermäßige Freigebigkeit wie etwas, was sich ganz von selbst verstünde, ohne daß der König mit seinem Eifer und seiner Großzügigkeit auf die so verehrte Schöne den geringsten Eindruck gemacht hätte. Sie zürnte ihm zwar nie, auch machte sie keine finsteren Mienen, aber sie lächelte auch nie, und kein freundliches Wort kam über ihre kalten und schön geschwungenen Lippen. Sooft der königliche Liebhaber seinen Gefühlen Ausdruck verleihen und von seiner heißen Liebe sprechen wollte, griff sie in die Saiten ihrer silbernen Leier und entlockte ihr wundervolle Töne. Augenblicklich fing dann der König zu nicken an, Schläfrigkeit übermannte ihn, und bald sank er in tiefen Schlummer. Herrlich erfrischt erwachte er später wieder, und für Tage schien alle Leidenschaft aus seinem Herzen gewichen zu sein. Dem Liebeswerben war dies allerdings nicht förderlich, doch begleiteten angenehme Traumbilder diesen Zauberschlaf, die den Sinn des müden Liebenden derart fesselten, daß er weiter träumte, während ganz Granada über ihn lachte und den Schätzen nachtrauerte, die er für ein Spiel auf der Leier vergeudete.
Da kam es schließlich zu einem gefahrvollen Ereignis, vor dem der bronzene Maurenreiter seinen Herrn und König nicht warnen konnte. In der eigenen Hauptstadt kam es zu einer Rebellion und zu einem Volksaufstand. Ein bewaffneter Pöbel umzingelte den Palast des Aben Habuz und schrie blutrünstig nach den Köpfen der königlichen Bewohner. In der Brust des alten Recken glomm immer noch ein Funke kriegerischen Geistes. An der Spitze einer kleinen Schar treuer Leibwächter machte er einen tapferen Ausfall, jagte die Rebellen in die Flucht und erstickte die Empörung im Keime.
Als die Ruhe wiederhergestellt war, suchte er sogleich den Astrologen auf, der sich noch immer in seiner unterirdischen Klause vom Hofleben abgewandt aufhielt und, wenn er auch nicht gerade auf Rache sann, doch darüber nachdachte, wie er in den Besitz der schönen Gotin gelangen könnte.
Vortsetzung morgen !
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18007
09/04/01 07:35 PM
09/04/01 07:35 PM
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Momo
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hi Mohammed schade das Märchen ist so schön und ich will die fortsetzung sofort Lesen !!!!!! Büääääääääääähhhhhhhhhhhhh Heul Schnief maja ich hoffe Morgen ist teil 2 da Ciao Moo
Wer seine Ziele nicht kennt, endet da, wo andere Ihn haben wollen.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18008
09/04/01 08:53 PM
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Keran256
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hallo momo, kann es sein, das dich das wochenende doch ein bisschen mitgenommen hat? : diesen wunderschönen ersten teil dieser geschichte hat falk geschrieben und damit wir hier nicht überflutet werden, wird falk sicherlich alles tun um schnell den zweiten teil der geschichte zu schreiben. habe ein kleines bisschen geduld momo mfg Kerstin
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18009
09/04/01 08:59 PM
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Keran256
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hallo momo ich glaube jetzt doch, mir ist das wochenende nicht richtig bekommen und es ist mir wirklich megapeinlich habe einfach zu schnell gelesen und glatt den falk zu der geschichte interpretiert. kannst du mir verzeihen mfg kerstin
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18010
09/04/01 09:15 PM
09/04/01 09:15 PM
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Momo
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Hallo Kerstin also ich habe mich ja wirklich gewundert wollte gerade Falk die Lorbeeren schreiben Aber so wie es aussieht hat das Wochenende bei dir einen bleibenden Eindruck hinterlassen Tja so sind halt Marokkanische Feiern Ciao Momo
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18012
10/04/01 10:15 AM
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chibo72
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SO Momo wie versprochren hier ist Teil 2. Viel Spaß beim lesen wünsche ich euch alle!
Arabischer Astrologe
-------------Folge 2-------------------
Versöhnlich gestimmt, sprach zu ihm Aben Habuz: »Wie weise du doch bist, Sohn des Großen Abu Ayub! Wohl hast du mich vor dieser gefangenen Schönheit gewarnt und Gefahren vorhergesagt, die von ihr ausgehen würden; verkünde mir nun du, der du jedes kommende Übel schon im Schoß der Zeit vorhersehen kannst, was ich tun soll, um in Frieden leben zu können.«
»Entferne die Ursache allen Übels und schicke diese ungläubige Frau fort. «
»Lieber laß ich von meinem Königreich«, rief Aben Habuz. »Du schwebst in der Gefahr, beides zu verlieren«, erwiderte der Astrologe. »Zürne mir nicht, weisester aller Philosophen. Erwäge die doppelte Not, das zweifache Unglück in der Brust eines Menschen,der zugleich König und Liebender ist. Zeige mir Mittel und Wege, mich vor drohendem Unheil zu schützen. Ich verlange nicht nach Ruhm, es gelüstet mich nicht nach Macht! Ich sehne mich nur nach Ruhe, nach einem stillen Zufluchtsort, wohin ich mich von der Welt und allen ihren Sorgen, ihrem Prunk und ihren Unruhen zurückziehen kann, um dort den Rest meiner Tage in Frieden und Liebe zu verbringen. «
Mit gerunzelter Stirn und unter den dichten Augenbrauen blinzelnd, blickte ihn der Astrologe an und sprach: »Und was gibst du mir, wenn ich dir einen solchen Zufluchtsort verschaffe, ehrwürdigster aller Könige?«
»Du selbst sollst deinen Lohn bestimmen, und was es auch sein mag, bei meiner Seele, es soll dir gehören, wenn es sich im Bereich meiner Macht befindet. «
»Hast du schon etwas von dem Garten von Jrem gehört, o König, jenem Wunder des glücklichen Arabiens?«
»Ich habe davon gehört; schließlich spricht auch der Prophet im Koran davon, in jenem Kapitel, das mit >Die Dämmerung des Tages< überschrieben ist. Zudem: Viele Mekkapilger, erzählten wunderbare Dinge von diesem Garten Gottes. Allerdings hielt ich bisher all dies für Fabeln, wie solche von Reisenden erzählt werden, die entlegene Länder besucht haben.«
»Du handelst nicht klug, mein König, wenn du den Berichten der Pilger mißtraust«, erwiderte ernst der Astrologe, »sie enthalten kostbares Wissen, das von den Enden unserer Erde herbeigeholt ist. «
Und sich ruhig den langen Bart streichend fuhr er fort: »Was nun den Palast und den Garten von Jrem im speziellen anbelangt, so ist das, was man von ihm berichtet, die volle Wahrheit. Ich habe mit diesen meinen Augen Palast und Gärten gesehen. Höre auf den Bericht meines Abenteuers, denn er hat Bezug auf den Gegenstand meines Begehrens!«
Ibrahim überlegte eine Weile, schöpfte dann tief Atem und begann mit leiser Stimme seine Erzählung:
»In meinen jungen Jahren, als ich nichts als ein umherziehender Beduine war, hütete ich die Kamele meines Vaters, dessen Seele Allah gnädig sein möge. Als wir einmal durch die Wüste von Aden zogen, entfernte sich eines der besten Tiere von der Herde, verirrte sich und ging verloren. Vergebens suchte ich mehrere Tage nach ihm; müde und abgehetzt legte ich mich eines Mittags neben einen spärlich rieselnden Brunnen unter eine schattige Palme und schlief bald ein. Als ich erwachte, fand ich mich an den Toren einer Stadt. Ich trat ein und erblickte prächtige Straßen, Plätze, Märkte und Hallen; aber alles war still und kein Mensch war zu sehen; es schien sich um eine verzauberte Stadt ohne Einwohner zu handeln.
Lange Zeit schlenderte ich durch die Gassen und kam endlich zu einem prachtvollen Palast mit einem großen Garten, der mit Springbrunnen und Fischteichen, Lauben und Rosenhecken geschmückt war; Obstbäume standen darin mit den köstlichsten Früchten, aber auch hier war niemand zu sehen und kein Laut zu hören. Geängstigt und erschrocken eilte ich fort, und als ich die Stadt durch das Tor verlassen hatte, wandte ich mich nochmals um, denn zu schön für eines Sterblichen Auge war alles gewesen. Noch einen einzigen Blick wollte ich auf Stadt und Gärten werfen, aber nichts mehr war davon zu sehen. Nur die stumme Sandwüste breitete sich vor meinen Augen aus.
In der Nähe traf ich kurze Zeit danach einen alten Derwisch, der mit den Geheimnissen des Landes wohlvertraut war, und erzählte ihm, was ich gesehen hatte.
>Da<, sagte er mir, >war der weltberühmte Garten von Jrem, eines der vielen Wunder der Wüste. Nur von Zeit zu Zeit zeigt er sich einem Wanderer, wie er sich dir gezeigt hat, und erfreut ihn mit dem Anblick von Türmen, Palästen, Mauern und Gartenanlagen mit Obstbäumen und farbenprächtigen Blumen, um dann plötzlich wieder zu verschwinden, derart, daß nichts zurückbleibt als die einsame und öde Wüste. Und wenn du die Geschichte dieses kleinen Pardieses wissen willst, dann höre:
In alten Zeiten, als dieses Land noch von den Additen bewohnt war, gründete der König Scheddad, der Sohn Ads, eines Urenkels von Noah, hier in dieser Gegend eine große Stadt. Als sie vollendet dastand und er die Schönheit und Größe seines Werkes sah, schwoll sein Herz vor Stolz und Anmaßung. Sogleich beschloß er, einen königlichen Palast zu bauen und diesen mit Gärten und Anlagen zu umgeben, solcher Art, daß sie alles in den Schatten stellen würden, was uns der Koran vom himmlischen Paradies erzählt. Doch Hochmut kommt vor dem Fall, lehrt uns das Sprichwort, und den stolzen König traf des Himmels Fluch.
Er und seine Untertanen vergingen und verschwanden von der Erde, und seine Stadt, seinen prächtigen Palast und die herrlichen Gärten bannt ein ewiger Zauber, der sie vor jedem Menschenauge verbirgt. Nur manchmal steigen sie aus dem Nichts auf, und dann sieht ein Sterblicher des vermessenen Königs Werk, damit so dessen Sünde in steter Erinnerung bleibe.<
Diese Geschichte des alten Derwischs und die Wunderwerke, die ich selbst gesehen habe, blieben in meinem Gedächtnis haften, und in späteren Jahren, als ich bereits in Ägypten gewesen und im Besitz des Buchs des Wissens des weisen Salomon war, beschloß ich, wieder in die Wüste bei Aden zu gehen, um den Garten von Jrem nochmals zu suchen.
Ich brach auf und fand ihn bald meinem sehenden Blick erschlossen.
Ich zog ein in den Palast des Scheddad und brachte mehrere Tage in diesem kleinen Paradies zu. Die Genien, die des Königs Heim bewachten, gehorchten meiner magischen Kunst und offenbarten mir die Bannsprüche, deren Zauberkraft den Garten ins Dasein rief und ihn dann wieder unsichtbar machte.
Eine solche Königsburg und gleiche Gärten kann ich für dich, friedfertigster aller Könige, hier auf den Berg oberhalb deiner Hauptstadt leicht hinbauen. Kenne ich nicht alle die geheimen Zaubersprüche? Und bin ich nicht der einzige Besitzer des Buchs des Wissens, das schon den weisen Salomon berühmt machte?«
»Oh, großer Sohn des weisen Abu Ayub», rief Aben Habuz mit vor Begierde zitternder Stimme, »du bist fürwahr ein großer Mann, der weite Reisen unternommen und viel gesehen und gelernt hat! Verschaffe mir ein solches Paradies und fordere jeden Lohn! Dein soll er sein, und verlangtest du auch die Hälfte meines Königreichs.«
»Ach was!« erwiderte der andere, »du weißt, ich bin ein alter Mann und ein Philosoph, der dürftig lebt und leicht zufriedengestellt werden kann. Gib mir als Lohn das erste Lasttier mit seiner Bürde, das durch das magische Portal des Palastes schreitet.«
Der König bewilligte mit Freuden einen von soviel Zurückhaltung zeugenden Wunsch, und der Astrologe begann sogleich sein Werk.
Unmittelbar über seiner Klause ließ er auf dem Gipfel des Hügels einen großen und weiten Torweg bauen, der mitten durch einen festen Turm führte.
An der Außenseite war ein Portikus mit hohem Bogen, und drinnen ein Innenhof, den starke Türflügel abschlossen. In den Schlußstein des Portals meißelte der Astrologe eigenhändig einen großen Schlüssel; den zentralen Keilstein des äußeren Bogens der Halle - er war höher als der des Tores - versah er mit einer riesigen Hand.
Diese beiden Zeichen verkörperten mächtige Zaubermittel, über die er viele Sprüche und Formeln in einer unbekannten Sprache murmelte.
Als dieser Eingang vollendet war, schloß er sich zwei Tage lang in seiner astrologischen Studienhalle ein und beschäftigte sich ununterbrochen mit geheimen Beschwörungen. Am dritten Tag endlich stieg er den Hügel hinauf und verweilte von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang auf dessen Gipfel. Erst in später Nachtstunde kam er herunter und ließ sich sogleich dem König Aben Habuz melden.
»Endlich, mein König«, sagte er, »ist meine Arbeit vollendet. Auf dem Gipfel des Hügels erhebt sich einer der wunderbarsten Paläste, die je eines Menschen Geist erdacht oder das Herz eines Sterblichen erfreut hat. Du findest prächtige Säle, herrliche Hallen und Gänge, köstliche Gärten, kühle Brunnen und wohlriechende Bäder. Kurzum: Der ganze Berg ist in ein himmlisches Paradies verwandelt. Gleich dem Garten von Jrem schützt ihn ein mächtiger Zauber, der das Lustschloß vor den Augen und den Nachforschungen der gemeinen Sterblichen verbirgt und nur die dort alles Schöne genießen läßt, denen der Zauber kein Geheimnis ist.«
»Genug!« rief Aben Habuz erfreut, »morgen früh mit Tagesanbruch wollen wir hinaufsteigen und dein Meisterwerk besichtigen.«
Wenig schlief der glückliche König in dieser Nacht. Kaum vergoldeten die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne die verschneiten Gipfel der Sierra Nevada, als er schon zu Pferd stieg und, nur von einem kleinen Gefolge begleitet, den steilen und schmalen Weg zum Gipfel des Berges hinaufritt.
Neben ihm trabte auf einem weißen Zelter die gotische Prinzessin, angetan mit einem herrlichen, von Juwelen blinkenden Seidenkleid; die silberne Leier trug sie an einer mit Perlen besetzten Goldkette, leicht über die Schulter gehängt.
Gestützt auf seinen Hieroglyphenstab schritt langsam zu Fuß der Astrologe dahin, denn er bestieg nie ein Pferd.
Aben Habuz blickte sich um. Er suchte auf der Höhe des Berges den Palast, die Türme, die schattigen Terrassen und duftigen Gärten. Doch nichts war von all dem zu sehen.
»Darin liegt eben das große Geheimnis«, sagte der weise Ibrahim, »und darin liegt auch die Sicherheit des Ortes, denn niemand kann das Schloß und die Anlagen sehen, der nicht den zaubergeschützten Torweg durchschritten oder )die Bergkuppe erobert hat.«
Als sie sich dem Eingang näherten, blieb der Magier stehen und zeigte dem König die in Stein gehauene mystische Hand und den Schlüssel und sagte zu seinen Begleitern, lauf Portal und Bogen hinaufweisend: »Das ist der Zauberbann, der den Eingang ins granadinische Paradies schützt.
Jene steinerne Hand muß zum Schlüssel im Keilstein heruntergreifen und ihn fassen, dann erst zerbricht der Zauber. Weder menschliche Gewalt noch Zauberkunst können, ohne daß dies geschieht, dem Herrn dieses Berges Schaden zufügen.«
Während der alte Aben Habuz mit offenem Munde und stummer Verwunderung die mystischen Zeichen anstarrte, schritt das Pferd der Prinzessin langsam weiter und trug sie in das Portal hinein, durch den Portikus hindurch bis in die Mitte des Außenwerkes.
»Sieh dort«, rief in eben diesem Augenblick der weißbärtige Astrologe, »da geht der mir verheißene Lohn. Das erste Tier, das durch den magischen Eingang schreitet, gehört mit seiner gesamten Last mir! «
Aben Habuz lächelte bei diesen Worten Ibrahims; er hielt .,alles für einen scherzhaften Einfall des alten Mannes.
Aber als er sah, daß das kein Spaß war, rief er zitternd vor Wut und Zorn: »Sohn des Abu Ayub! Betrüge mich nicht, lege dich nicht mit mir an! Du kennst genau den Sinn meines Versprechens. Gemeint war das erste Lasttier, das mit seiner Bürde durch das Portal schreitet. Das und nichts anderes wollte ich sagen. Nimm den stärksten Maulesel -'aus meinen Ställen, belade ihn mit den kostbarsten Schätzen meines Reiches, und sie sind dein; aber erdreiste dich nicht, mir jene Frau abzufordern, die die Wonne und das Glück meines Herzens ist. «
»Was soll ich mit all dem Reichtum aus deiner Schatzkammer«, rief verächtlich der Magier aus Arabien, "habe ich nicht das Buch Salomons des Weisen, mit dessen Hilfe ich über alle verborgenen Schätze der Erde gebiete? Dein königliches Wort ist verpfändet, und die schöne Christin gehört dem Wortlaut des Vertrages nach nun mir. Sie ist mein Eigentum von diesem Augenblicke an.«
Die Prinzessin blickte stolz von ihrem Zelter herab, und ein leichtes Lächeln des Hohnes kräuselte ihre rosigen Lippen bei diesem Streit der beiden alten Männer um den Besitz der durch sie verkörperten Jugend und Schönheit.
Der König konnte sich indessen nicht länger beherrschen; der Zorn übermannte ihn, und alle Vorsicht vergessend rief er laut: »Du Hundesohn der Wüste! Du magst Meister vieler Künste sein, aber dein Meister bin ich und werde es immer sein! Treibe nicht mit deinem Herrn und König Scherz. Das könnte dich teuer zu stehen kommen! «
»Mein Meister! « wiederholte wild lachend der Astrologe, »was Ihr nicht sagt, mein König! «
Aus Ibrahims Blicken zuckten Blitze, als er fortfuhr: »Der Besitzer eines elenden Maulwurfshügels will den beherrschen, der über das Wissen Salomons gebieten kann? Regiere du dein kleines Reich und schwelge, du geiler Greis, in deinem Narrenparadies. Ich hohnlache über dich und deinesgleichen in meiner philosophischen Einsamkeit. Leb wohl, Aben Habuz!«
Bei diesen Worten faßte er die Zügel des edlen Pferdes, stieß seinen Zauberstab in die Erde und versank samt der gotischen Prinzessin durch den Boden in der Mitte der Torganges. Die Erde schloß sich über ihnen gleich wieder, und keine Spur deutete hin auf den furchtbaren Vorgang.
Aben Habuz war sprachlos vor Erstaunen, als er da hilflos mitansehen mußte, wie die Erde Roß und Reiterin und Zauberer verschlangen. Aber er war bald wieder Herr seiner Sinne, rief Tausende von Arbeitern herbei und ließ sie pausenlos mit Hacken und Schaufeln an der Stelle graben, wo der Astrologe kurz zuvor verschwunden war.
Sie gruben und gruben, doch vergebens; der felsige Grund des Berges widerstand ihren Werkzeugen, und wenn sie nach harter Arbeit wirklich eine kleine Grube gegraben hätten, dann rieselten der Sand und die Erde zurück und füllten die eher unscheinbare Vertiefung wieder aus. Aben Habuz suchte unterdessen den Eingang zum unterirdischen Palast des Astrologen. Gleichfalls vergebens, denn wo ehemals der Zugang war, da fand er nur eine glatte Felswand ohne Spalt und Loch.
Mit dem Verschwinden des Ibrahim Ibn Abu Ayub erlahmten auch die geheimen Kräfte und Eigenschaften des Talismans auf dem Turm der Königspfalz.
Fest und still stand von nun an der bronzene Reiter, Gesicht und Speer dem Tor zugekehrt, wo der Astrologe mit der schönen Gotengräfin verschwunden war, als ob dort der wahre Feind des Königs sich aufhalte.
Von Zeit zu Zeit vernahm man aus dem Innern des Hügels Musik und Gesang, und ein Bauer brachte sogar einmal dem König die Nachricht, daß er in der vergangenen Nacht im Fels einen Spalt gefunden habe, durch den er hineinkriechen und in eine unterirdische Halle von seltener Schönheit und Pracht habe hinabblicken können.
Der weißbärtige Astrologe Ibrahim habe dagesessen, schlummernd und träumend auf bequemen Daunenpolstern, umwoben von den magischen Silbertönen, die die schönste Gotin ihrer Leier entlockte.
Aben Habuz machte sich sofort auf die Suche nach dem Spalt im Felsen, doch der hatte sich wieder geschlossen.
Abermals wollte er seinen Nebenbuhler und die geraubte Prinzessin ausgraben und den Weg zum magischen Palaste finden; aber alle Versuche blieben vergebens. Zu mächtig war der Zauber von Hand und Schlüssel in den Kei staunen des festen Portals; weder Menschenmacht noch Menschenkraft konnten ihn unwirksam machen und den Bann brechen.
Die Kuppe des Berges blieb nackt und leer; der verheißene Palast mit den Wundergärten unsichtbar. Die Leute nahmen aber an, daß alles nur ein Märchen des Astrologen gewesen sei, und so nannten die einen den Platz, wo dieses Paradies hätte stehen sollen, »Des Königs Torheit«, während ihn andere »Des Narren Paradies« nannten.
Um den Kummer des friedlichsten aller Könige und unglücklichsten aller Liebhaber noch zu vermehren, regten sich auch seine feindlichen Nachbarn wieder. Bald hatten sie erkannt, daß sich der ihn schützende magische Zauber verflüchtigt hatte und er gleich allen anderen Sterblichen A', um Macht und Besitz kämpfen mußte.
Als Aben Habuz noch vom Zauberreiter beschützt und bewacht war, als er auf dem Schachbrett des Turmzimmers mit der kleinen Lanze Heere vernichtete, hatte er stolz seine Angreifer gereizt und verhöhnt.
Nun fielen diese in sein Land ein, trugen reiche Beute davon und verbitterten so den Rest des Lebens des ehrwürdigsten und tugendhaftesten Königs, den es je gab.
Endlich starb Aben Habuz und wurde begraben.
Jahrhunderte sind seitdem verflossen. Kunstbegeisterte Fürsten erbauten auf dem so ereignisreichen und berühmten Hügel die Alhambra, wo der Traum vom Garten Jrem Wirklichkeit wurde und wir heute noch ein zu Stein gewordenes Märchen aus Tausendundeiner Nacht bewundern können.
Noch steht der verzauberte Eingang unversehrt da; der Zahn der Zeit konnte ihm nichts anhaben. Es ist die Puerta de la Justicia, das Tor der Gerechtigkeit, der Hauptzugang zur alten Maurenpfalz.
Noch immer schützen ihn die von Ibrahim gemeißelte Hand und der Schlüssel, und unterm Turm soll der Überlieferung nach in seiner unterirdischen Halle der alte Astrologe hausen und auf einem Diwan dahindämmern, vom Klang der Leier der Gotenprinzessin in den Traum gewiegt.
Die alten Veteranen, die am Tor der Gerechtigkeit Wache halten, vernehmen von Zeit zu Zeit in lauen Sommernächten die bannenden Töne der silbernen Leier und schlafen dann, alles vergessend, ruhig ein. ja, der Zauber ist so stark, daß man auch tagsüber die Posten dieses Außenwerkes auf den steinernen Bänken träumend oder unter den nahen Bäumen schlafend,antrifft. Es dürfte sich um das einschläferndste Quartier der ganzen Christenheit handeln.
All das, sagt die alte Legende, wird noch Jahrhunderte dauern. Die gefangene Prinzessin wird fortfahren, den Astrologen in bannenden Schlummer zu halten, bis endlich am jüngsten Tag die Posaunen zum letzten Gericht rufen, oder bis die mystische Hand nach dem magischen Schlüssel greift und so den auf dem Berg liegenden Zauber wirkungslos macht und aufhebt.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18013
10/04/01 04:02 PM
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Momo
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Ahh welch schöne Legende Danke Mohammed vielleicht hast du noch Teil 3 rückkehr des Zauberers :-) ciao Momo
Wer seine Ziele nicht kennt, endet da, wo andere Ihn haben wollen.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18014
14/04/01 11:42 AM
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Anna Norge
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Hallo, lieber Märchenerzähler Mohammed! Wir stimmen Momo voll zu: Ein schönes und sehr spannendes Märchen! Und mit vielen interessanten Aspekten der Doppeldeutigkeit! Viel zum Nachdenken...ein friedliebender Krieger... ein anspruchsloser, verschwenderischer Weiser...und die Geschichte vom weltberühmten Garten von Jrem... Solche vielschichtigen Märchen liebe ich besonders. Und natürlich ist auch die nordische Zauberin sehr interessant...Sie betrachtet den Gang der Dinge in Ruhe und überlistet am Ende sowohl den friedliebenden Krieger wie den anspruchslosen, verschwenderischen Weisen... Gruss von Anna und Binti und Ibni
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18015
30/07/01 11:29 PM
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Anna Norge
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Hallo, Nicola und andre Märchenfreunde! Ich habe noch mal Teil 1 der Märchen hergeholt. Da gibt es viel Schönes zu Lesen! Gruss von Anna
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
#18016
27/12/02 12:45 AM
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´Könnte man auch mal wieder hochholen.
give peace a chance.
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Re: ¨"Es war einmal..." - Märchen aus Marokko
[Re: Shakir.]
#141789
26/12/12 01:05 AM
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Hallo Shakir,
das sind wunderschöne Märchen! Was für Schätze sind wohl noch in diesem Forum verborgen?
Shukran Katrin
PS.: Wenn ich die Gotenprinzessin gewesen wäre, hätte ich mir Jeans und einen Pullover angezogen, mir die Balalaika unter den Arm geklemmt und die beiden alten Männer (einen ehemaligen Massenmörder und seinen selbstsüchtigen Berater) sitzen lassen und wäre auf den Markt gezogen, um zum Tanze aufzuspielen. Vielleicht wäre es ihr dort so ergangen wie dem blinden Musiker in dem anderen Märchen und sie hätte die beiden alten verbissenen Streithähne nicht mehr nötig gehabt oder sie hätte einen netten Jungen kennen gelernt und wäre glücklich geworden. (Jaaaaaaaaaaaaaaaasmiiiiiiiiiiiiiiiiiin, du färbst ab!)
Kim dilahnam (hab ich die richtige Sprache erwischt? Da gibt’s so viel verschiedene von.)
When the rich wage war is the poor who die. LP
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