Hallo, das sind meine ganz persönlichen Erfahrungen als Fußgänger und Autofahrer in Marokko im Januar-Februar 2016. Ich hoffe, daß sie euch Anregungen geben können. Viel Glück!

Heute ist Freitag, der 5. Februar 2016. Seit dem 22. Januar bin ich jetzt unterwegs, als genau 15 Tage, mit dem eigenem Auto. Vor mir liegen nochmals 2 Wochen; bis in den Süden will ich hinunter; Guelmim wird meine südlichste Übernachtungsstation sein (28,6 Grad Nord). Auf der N12 geht es dann weiter nach Osten und der südlichste Punkt meiner Reise wird Assa sein.

Es wird Zeit mal einen Erfahrungsbericht zu schreiben, genauer, meine Erfahrungen aus 15 Tagen Marokko.
Ich habe Erfahrungen gemacht, mit den Menschen, in den Städten, auf den Straßen, beim Essen und Trinken, in den Hotels, als Fußgänger und Autofahrer. Ich bin durch enge Schluchten gekrochen und die Berge hinauf und hinunter gefahren. Vier Städte habe ich bisher besucht, Tanger, Casablanca, Essaouira und jetzt Agadir, 3 Tage war ich wohl in allen Städten, habe im Hotel gewohnt und war den ganzen Tag auf den Beinen.
Das sollte ich noch sagen: Ich bin Individual-Reisender, ohne Plan, ohne Führung, allein auf mich gestellt. Ich wusste nur: In Tanger lande ich an, dann fahre ich die Küste nach Süden, nicht mehr als 300 km am Tag, dann nach Osten in Richtung Algerien und dann wieder nach Norden nach Tanger zur Fähre nach Europa. Dort, wo es mir gefällt, bleibe ich einige Tage, mache Ausflüge und fahre nach Lust und Laune weiter. Hotels buche ich von unterwegs. Ich weiß, dass ich starke Nerven brauche, weil es immer anders kommt als geplant. Inschallah !

Ja, Geld braucht man, 1.000 DH in bar (ca. 100 €), so als Notgroschen, Kreditkarte ist klar, obwohl oft nur Bares gilt, z.B. an den Tankstellen im Süden. (Da nutzen einem auch die traumhaften Spritpreise, so um die 7,5 Dh auch nichts). Pass, Autopapiere, Führerschein und grüne Versicherungskarte immer griffbereit halten - an den Stadttoren - !

Aber der Reihe nach.

Meine Erfahrungen als Fußgänger

Paradiesische Zustände für einen Fußgänger herrschen hier. Als Fußgänger kann ich mir alles erlauben, was mir gerade so einfällt, wie z.B. die Autobahn queren, weil sie mir im Weg liegt, oder jede Straße, egal wie breit oder schmal, wo es mir gerade beliebt. Ja, es gibt auch Zebrastreifen, man kann sie, muss sie aber nicht nutzen. Auch quer über den Vehrkehrskreisel gehen, keine Angst, der Polizist tut nichts, er pfeift nur nach Autos. (die A4 wurde von Personen gequert zwischen Larache und Kenitra, ziemlich gefährlich, wenn unerwartet Personen aus den Büschen herauskommen und über die Autobahn laufen, also größte Vorsicht!!!)

Das gilt für alles, was da kreucht und fleuscht: Also Männer, Frauen und Kinder und sonstige Lebewesen wie z.B. Esel, Ziegen oder Schafe und Hunde. Pferde und Kamele, gibt es hier auch, sind aber etwas zurückhaltender.

Anders bei dem Esel; Sontags hat der Esel frei und kann sich sein Futter selbst suchen, und dann nur das frischeste Grün! Und wo wächst es? Auf dem Grünstreifen einer Schnellstraße. Dort trabt er dann hin, ungerührt, ob ich nun gerade vorbeifahren will. (das war bei Essaouira auf der Fahrt nach Ounagha auf der N 1)
Für Schafe und Ziegen ist der Straßenrand besonders begehrlich, ich habe da immer nur Schotter gefunden, aber vielleicht suchen die Tiere die Gefahr! (Mit Schaf- und Ziegenherden ist überall zu rechnen, habe immer darauf vertraut, dass der Hirte seine Tiere im Auge behält!)
Hunde, so merkt man, sind domestiziert, sie lassen sich durch einfaches Hupen am straße-queren hindern.

Zwei- und vierbeinige Lebewesen und Autofahrer.

Zwei- und vierbeinige Lebewesen sind beileibe kein Freiwild für Autofahrer; sie werden von Autofahrern akzeptiert und wenn sie sich denn quer zu seiner Fahrbahn bewegen, so werden sie achtungsvoll umkreist; so als wäre es ein natürliches Hindernis, an dem ich meine Fahrkünste zeigen kann. Kann mich erinnern, ist mir als Segler auch so gegangen: Nichts ist langweiliger, als eine freie Fahrbahn, beim Segler ein offenes Wasser, rechts und links, Verzeihung backbord und steuerbord, achtern und vor dem Bug nichts als Wasser, kein kleines Stückchen Land, keine winziges Klippe`chen oder eine Untiefe, nichts was achtungsvoll umkreist werden kann und den Puls höher schlagen lässt.

Ich, der Autofahrer und meine Artgenossen

Für mich war Autofahren in Marokko anfangs sehr anstrengend. Warum?
Zunächst zu den Straßen; Straßen sind, ausgenommen vielleicht die Autobahnen, keinesfalls glatt und eben. Nein, der Wagen schwankt von einer Bodenwelle in die andere, rumpelt und rattert, erwischt eines der vielen Schlaglöcher, in der Menge verstärkt, durch künstliche Bodenrinnen und „tote Polizisten“ (sagt man heute nicht mehr, heißt in Spanien „ Banderas sonores“ der Ton kommt, wenn das Auto drüber kracht.)

Es gibt große und kleine Schlaglöcher, z.B. liebevoll tiefer gelegte Kanaldeckel; hat man den ersten erwischt, folgt auf der gleichen Spur nach einigen Metern der nächste; man ist vorgewarnt, und hat Zeit für einen großen Bogen, der unter allen Umständen von allen Nachbarn rechts und links auf der Straße nachvollzogen wird.
Ganz große Löcher, groß genug für z. B. einen Achsbruch, werden mit Steinen umkränzt. Kommt so ein Steinhaufen, heißt es Ausweichen.
Ganz große Löcher bevorzugen die Mitte der Straße, Ehre wem Ehre gebührt. Halt, ab und zu bricht mal ein Teil am Rande der Straße weg, meistens hat es das Wasser geschafft, kurios, es regnet ja kaum. Aber auch dieser Abbruch, wird mit Steinen umsäumt. Sehr gefährlich solch ein Abbruch, denn das ganze Auto kann in ihm verschwinden. (auf dem Ausflug von Agadir nach Imouzer Ida Ou Tanan)

Straßen sind breit, so überall in den Städten erlebt; das Aufmalen von Fahrspuren hat man sich oft erspart.
Apropos Fahrstreifen, wie liebevoll werden bei uns doch die Straßen bemalt, übrigens in ganz Europa, Längsstreifen, Querstreifen, Punkte, Winkel, Doppel-Winkel wie beim Militär, durchgezogene Streifen, Streifen in der Mitte rechts und links, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und wieviel m² teure Straßenflächen sind üppig zum „ Nichtbefahren“ markiert.
Ganz anders in Marokko. Ja, Streifen gibt es auch, z.B. in der Mitte; auf Streifen rechts und links wird oft verzichtet. Einspurigen Straßen brauchen keine Markierung, Klar; und Seitenbaken, so alle 25 m, braucht man auch nicht.

Breite Straßen verführen dazu, großzügig zu parken, mal kurz anzuhalten, um ein Schwätzchen zu halten, Menschen ein- und auszuladen oder Ware mal soeben auf der Straße zu stapeln. So wird die breite Straße auf ein Normalmaß reduziert.

Aber es gibt auch schmale Straßen, so schmal, dass zwei Autos kaum aneinander vorbeikommen. Richtig gesagt, schmal ist das nur das Asphaltband der Straße, rechts und links gibt es meist genügend Platz; nur liegt der Asphalt deutlich höher als seine Umgebung und es gibt eine unangenehme Kante zum Rest der Straße. Und die Kante selbst, sieht aus wie ein Leibniz- Keks am Rand.
Niemand will natürlich diese Kante, an seine Reifen denkend, hinunter und dann wieder hinauf. Doch, doch, es gibt LKW-Fahrer, die brausen in einer Staubwolke an dir vorbei. Frauen am Steuer aber, wollen partout nicht die Kante hinunterfahren, sie denken weiter, an das Wiederhochkommen. Sei Kavalier!
Ich hab` mir einen Trick einfallen lassen, halte an. Wo, auf dem Asphaltband natürlich und lasse den oder die andere vorbeifahren. Habe meinen rechten Spiegel so eingestellt, dass ich kontrollieren kann, ob die rechten Räder noch gerade auf dem Asphalt stehen. So, gut gewappnet, erwarte ich die Vorbeifahrt. Alles andere ist des Anderen Sache.

Marokkaner lieben Kreisel. In der Stadt, so alle 500 – 1000 m, auf dem Land, in größeren Abständen. In Kreiseln treffen 2 Straßen aus unterschiedlichen Richtungen im rechten Winkel aufeinander, so im allgemeinen, auch hier. Aber so schön geregelt wie bei uns, geht es hier nicht zu. Hier wird vor und im Kreisel um jeden Zentimeter gekämpft; ein Durcheinander wie man sich das gar nicht so recht vorstellen kann. „Ich habe von der marokkanischen „ Fantasia „ gehört, einem wilden Reiterspiel, so ähnlich geht es in einem marokkanischen Kreisel zu.
Ich galt sowieso als Hindernis, zu lahm, wusste nicht so recht wohin. Habe hoffentlich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, aber irgendwie bin ich immer durchgekommen, bis jetzt, hab` ja noch die Rückfahrt vor mir. Und wer im Kreisel Vorfahrt hat, ist auch nicht immer klar. Manchmal kommt der Kolonialeinfluß der Franzosen zum Durchbruch: Dann heißt es: rechts vor links. Im Süden, war ja spanisches Kolonie, hält man es mehr wie bei uns in Deutschland: Im Kreisel drin, habe ich Vorfahrt. Na, ja zu mindestens theoretisch.

Wenn ich die Richtungsschilder so schnell nicht mitbekomme, (ist ja auch ein bisschen schwierig, alles in arabischer Schrift - ganz unten, wie verschämt auch in lateinischen Buchstaben- durchfahre ich den Kreis nochmals, so in Europa.
Das habe ich hier ganz schnell sein lassen, nochmal in diese Hölle zurück, einmal hat mir gereicht.

In Agadir hat man sich noch etwas Neues zum Kreisel einfallen lassen.
Agadir wurde 1960 durch ein Erdbeben völlig zerstört. Die Stadt wurde wieder aufgebaut mit neuen Häusern und breiten 2 – 3 spurigen Allee. Aber auch hier Kreisel über Kreisel. Sehr schön, aber der Agadir-Kreisel vermindert die Fahrspuren; aus z.B. 2 breiten Spuren, werden im Kreisel 1 ½ Spuren.

Wer fährt jetzt zuerst durch den Kreisel, der Rechte, der Linke, der Schnellste, der Größe, das Moped, das Fahrrad, das Pferdefuhrwerk, der, der keine Rücksicht kennt usw. Die Entscheidungen müssen sofort getroffen werden, denn hinten drängen Weitere nach und hupen, wenn es nicht vorwärts geht. Meine Entscheidung: Will ich gerade aus fahren oder nach links abbiegen, stelle ich mich ganz links auf, damit ich als erster in den Kreisel komme, nach mir die Sintflut!

Ach das Thema Hupen. Also in Casablanca wurde von allen mir bekannten Städten am meisten gehupt. Sogar vor der roten Ampel hupt man. Ich habe nicht beobachtet, dass sich die Rote Ampel davon beeindrucken ließ. Wenn einer vor der Ampel mit Hupen beginnt, hupt, wohl aus Solidarität, oder weil es Freude macht, die ganze Schlange hinter ihm.

Ich hupe aus Freude; hier darf ich es, zu Hause wird man mich schief anschauen. Erinnerte mich an den Film Dr. Schiwago, wenn die Wölfe den Mond anheulten, oh, war das grauslich schön, in Sibirien. Hier wurde direkt unter meinem Zimmerfenster vor der Ampel geheult, nein gehupt, Fenster ist vielleicht ein bisschen übertrieben, war ein Riad und deshalb mehr eine Schießscharte. Hat mich trotzdem gestört.

Wenn ich zusammenfasse: Ich habe mir ein ganz neues Fahrgefühl angeeignet; damit geht es bis jetzt wunderbar!! Trotzdem, vermeide ich bei Dunkelheit unterwegs zu sein. Nein, das muss ich schärfer fassen: Vor Dämmerung verschwinde mit deinem Auto von den Straßen! Nicht nur der Straßen wegen oder der Verkehrsteilnehmer, es hapert an der Beleuchtung im weitesten Sinne, an Straßen-beleuchtung denke ich schon gar nicht.

Verkehrsteilnehmer in Marokko.
Der Begriff Verkehrsteilnehmer ist hier in Marokko deutlich zu erweitern. Als Definition bietet sich an:
Zweibeinig und vierbeinige Lebewesen, also Menschen und Tiere, allein für sich oder zu zweit, Esel oder Pferde – natürlich auch Kamele sind meist zu zweit - 1 Mensch, 1 Tier- meist reitet der Mensch. Vor alleinreisenden Kamelen, im Süden, wird mit dem entsprechenden Verkehrsschild gewarnt. Soll man ernst nehmen!
Sonntags alleinreisende Esel, kein Warnschild!

Zweibeinige Lebewesen auf fahrbarem Untersatz jeglicher Art, wie z.B. Fahrrad, Moped, Dreiräder motorisiert, natürlich Autos jeglicher Art, Esels- und Pferdekutschen und –Fuhrwerke sowie Inlineskater, die bevorzugt bei Dunkelheit unterwegs sind und sich an die Autos hängen. Na, ja, bei uns fahren sie halt außen mit der S-Bahn; versuch` nicht die jungen Kerle abzuschütteln.
Alle nutzen, ich sage mal, den Verkehrsraum und alle sind so frei wie die Fußgänger. Zum Beispiel eine Taxi: Sie hält dort an, wo der Fahrgast aussteigen will. Und zwar so schnell wie möglich. Zack ran an den Straßenrand, na, auf der Straße, mitten im Verkehr, kann er ja nicht aussteigen, Fahrgast raus.

Das ist Service: Deutsche Autofahrer schauen sich nach einer Gelegenheit zum Anhalten um. Gehen gar nicht so recht auf die Wünsche des Fahrgastes ein. Der muss unter Umständen sogar zurücklaufen.
Merkt der Fahrer, dass er in die falsche Richtung fährt, so dreht er auf der Straße, mögliche durchgehende Linien stören nicht. Ich, so hatte ich mir angewöhnt, fahre bis zum nächsten Kreisel, um zu wechseln. Nach dem Kreisverkehr – Stichwort Fantasia - kann ich marokkanische Dreher verstehen.

Ach so, etwas zur Beladung der Fahrzeuge sollte ich sagen. Auf dem Land sieht man überall Esel, oft grotesk rechts und links überladen, und oben auf sitzt noch ein Reiter, Mann oder Frau. Von dem Esel sieht man nur noch die Beine, die brav und geduldig vor sich hin traben.

Das Beladen der heutigen Lastenesel, LKW, PKW oder Pickup, knüpft an die Tradition der Überladung des Esels. LKW sind so hoch beladen, dass sie kaum unter einer deutschen Autobahnbrücken hindurchpassen würden. Oder die Ladung – kann auch mal ein Pferd sein, das so einfach frei auf der Ladepritsche eines Pickup steht – von wegen Pferdetransportanhänger wie bei uns - schwankt so gefährlich hin- und her, das nur mit Vorsicht überholt werden kann.

Ach quatsch, schon wieder der ängstliche Deutsche, das Beladen eines Esels oder anderer Lastenträger, hat hier in Marokko Tradition, sie wissen schon was sie tun, die Marokkaner. Bei dem Pferd hatte ich sogar den Eindruck, dass es die Fahrt genoss, bei freier Sicht nach allen Seiten!

Und die Taxen, große Mercedes aus den 70-er Jahren, türkis angemalt, platzen aus allen Nähten, um die Fahrgäste samt Gepäck zu transportieren; und da kommt einiges zusammen. Damit alle hineinpassen und auch atmen können, muss halt die Tür ein wenig geöffnet werden. Während der Fahrt, wann denn sonst.

Wenn man von hinten im Spiegel ein solches Gefährt heranbrausen sieht: Ran an den Straßenrand und überholen lassen. Habe die abenteuerlichsten Überholmanöver bewundert - allerdings nur 1 Unfall gesehen - Inschallah, so Gott will, geht alles gut!
In den Städten gibt es auch kleine Taxen, mal rot, mal türkis , je nach Stadt, angemalt. Ein bisschen verbeult und innen , ehrlich gesagt, manchmal ein bisschen Schrotthaufen, der Sitz kracht fast zusammen, aber sie wühlen sich abenteuerlich durch den Verkehr, halten auf Wunsch, an jeder Straßenkante; sind nicht teuer, z.B. in Tanger habe ich von IBIS Tanger City bis Café de Paris, also Tanger Zentrum, 8,70 Dirham bezahlt, ich habe immer 10 DH gegeben, ist etwa 1 €. Na ja, in Stoßzeiten fährt man halt zu viert! Eine reine Männer- oder eine Familienfuhre.

Natürlich gibt es auch Verkehrsschilder, dienen aber oft nur zum Schmuck. Vorsichtig gefahren wird nur vor und in den Gassen der Polizeikontrollen. Dort macht sich jeder ganz klein, um nicht herausgewunken zu werden. Geht mir auch so, kann ich verstehen. Trotzdem, ich beachte die Verkehrsschilder, manchmal zum Ärger meiner Artgenossen. Weiß ich, wie gelaunt der Verkehrspolizist heute ist?

Und Geschwindigkeitskontrollen gab es zuhauf. Mehr als 100 km/h bin ich auch nicht gefahren. Doch einmal wohl: Habe mich in völlig einsamer Berggegend an einen Pick-up gehängt- war wohl bei Taroudant- hatte Angst in die Dunkelheit zu kommen.

Die Geschwindigkeitsschilder haben sich immer abgewechselt, mal 60, mal 80 oder mal 40. Manchmal standen gleich 2 Schilder an der Straße. Vorsichtshalber habe ich mich an die niedrigere Zahl gehalten.

Parkverbote werden über die Länge der Bordsteine - rot/ weiß - aufgemalt, habe ich nicht gewusst. Habe meinen Wagen gerade noch vor den Abschleppen gerettet, hat aber 30 € gekostet.

Ein Stopp-Schild ist ein Stopp-Schild, immer beachten, selbst wenn es so platziert ist, dass man garnichts vom Querverkehr mitbekommt. Es geht um`s Prinzip und es gilt: Anhalten, vor dem Schild, danach kann weitergefahren werden. (Verstöße gegen ein Prinzip kommen erfahrungsgemäß sehr teuer, deswegen Notgroschen in bar, siehe oben). Leicht zu erkennen, das Schild, sieht in Form und Farbe aus, wie bei uns, steht auch noch Stopp drauf, so vermute ich, war in arabischer Schrift, doch einmal stand verschämt zusätzlich Stopp in lateinischen Buchstaben drauf. War tief im Süden!

Im Süden sind die Straßen – na, ja, es gibt ja meist nur eine, recht gut, Schlaglöcher gibt es auch, aber nur selten. Klar, sind ja auch nur selten Autos unterwegs. Ja, so bin ich halt mal 3 Stunden durch so eine Art Wüste gefahren, nein nicht mit Sand, es gab viele, viele Steine - mußte an den Film Lawrence von Arabien denken; bevor er Akaba eroberte, mußte er, zum Schrecken der mitreisenden Araber, – war damals Dr. Schiwago, nein natürlich nicht, sondern der gleiche Schauspieler – auch durch solche eine Steinwüste.

War schon recht einsam und wenn dann die Kommunikationsnetze nicht mehr funktionieren, nein, sie sind einfach weg - welches Kamel braucht hier schon ein Navy - fühlte ich mich dann doch etwas verlassen. Sehr romantisch, wenn der Wind durch die Ritzen im Auto heult, Sand in kräftigen Wirbeln – wie kleine Windhosen - die Straße quert oder vor Sandverwehungen gewarnt wird. Na hoffentlich hält mein Auto durch, so mein Gedanke!
„Bei längeren Fahrten im Sandsturm, stellen Sie den Motor ab, wenn der Filter zu ist, kriegt der Motor keine Luft mehr und bleibt stehen“, so meine Werkstatt in Deutschland. Inschallah!

Selbst hier in dieser Einsamkeit, gibt es Verkehrsschilder: „Achtung Kurve“, die kommt dann auch manchmal ziemlich heftig. Von wegen, wie in USA, 300 Miles nur gerade aus, obwohl auch hier die Landschaft, steinige braune Wüste, einfach nur so flach daliegt.
Und das zweite Schild kennen wir auch in Deutschland, weist darauf hin: „Straße ist frisch gesplittet. Fahr langsam, der Vordermann könnte mit Steinen nach hinten werfen.“

Die aufgemalten Spritzer, rechts und links vom Auto auf dem Schild, stellen aber keinen Split dar; nein, es sollen Wasserspritzer sein.
Dieses Straßenschild warnt vor einem Qued, ist ein Fluss oder Bach. Der quert kurz nach dem Schild die Straße. Und diese ist dann auch achtungsvoll ein wenig abgesenkt. Ulkig, mitten in einer knochentrockenen Gegend ein solches Schild und dann noch ziemlich häufig. Ja, wenn es denn mal regnet, fließt hier Wasser über die Straße. Hab` ich allerdings nur einmal erlebt, bei Tissint, da lief der Fluss über die Straße, sah ganz harmlos aus; trotzdem habe ich gewartet, bis mein Vorfahrer durch war; weiß ich, welches Schlagloch unter der friedlichen Oberfläche auf mich lauert?
Und wenn ich an die vielen zerstörten Brücken im Süden längs der Straße – es war die N12 - denke, muss das Wasser ziemlich heftig über die Straße fließen und viel Geröll mitbringen. Wie sagte mir ein Franzose, der als Fußgänger durch diese Landschaft trabt: Wenn es anfängt zu regen, nimm so schnell wie möglich Reißaus. Es kann vorkommen, dass du hier tagelang festsitzt, weil die Straßen voller Geröll unpassierbar sind. Und selbst Karl May hat ja auch schon gewarnt: Übernachte niemals in einem Wadi, dort kannst du ersaufen!

Meine Hilfsmittel zum Fahren: Navy und Wifi-Hotspot
Ich habe zwar Straßenkarten, trotzdem kam ich ohne Navy nicht aus, hab` keines im Auto, aber auf dem Handy Google maps, das hat mir immer geholfen, in den Städten und auf den Überlandfahrten. Es zeigt mir meinen Standort an. Ich gebe ein, wo ich hin will. Ich kann also dann abzählen, über wieviel Kreisel ich fahren muss, um abzubiegen. Ich fahre auf dem Land auf eine Kreuzung zu, Schilder nur in arabischer Schrift, also halt ich vorher an, um zu entscheiden, ob abzubiegen sei oder nicht.

Ich habe halt nur dieses Navigationssystem, sicher gibt es bessere, aber habe ich geahnt, dass ich so etwas brauche.

Selbst in Agadir, in der Stadt nutze ich dieses System. Ja, wie soll ich denn die Wäscherei wiederfinden? Fragen hat keinen Zweck, die Leute sprechen meist nur arabisch und auf meine frisch gewaschene Hose will und kann ich nicht verzichten.
Auf mein Auto noch viel weniger: Blut und Wasser habe ich geschwitzt, bis ich mein Auto in Taroudant wiedergefunden habe. Wurde ja gleich von einem freundlichen, deutschsprechenden Mopedfahrer am Stadttor begrüßt und zum Parkplatz geleitet, irgendwo mitten im Städtchen, dort wo sein Kumpel Parkwächter spielt.
Beim 2. Mal war ich schlauer, hab` mir das Café gemerkt und eingegeben; und schon war ich wieder da.

Ganz unangenehm war es, als mein WIFI-Hotspot für das Handy Internet ausfiel, war nicht geladen. Bei Dunkelheit, in der Rusch hour von Agadir, mein Hotel wiederzufinden, war nicht ganz einfach. Habe mir sofort ein Ladegerät fürs Auto gekauft.

Das ist halt das Schöne daran, wenn man allein fährt; muss man sich immer selbst in den Hintern treten, wenn etwas nicht klappt.
Oder auf der Fahr durchs Gebirge, kein Netz. Wo hin ich fahre, ist mir bekannt, es gibt ja nur eine Straße, aber wie weit ist es denn noch; bei Dunkelheit wollte ich zu Hause sein. Ein blödes Gefühl.
Bei Überlandfahrten hatte ich die „Earth“ Ansicht von Google maps. Von wegen flache Wüste, es ging doch manchmal – auch im Süden - ziemlich bergig zu, die Straße wand sich durch Schluchten und kletterte über Pässe - an den Höhenlinien war abzulesen, wie stark gegliedert die Landschaft rechts und links doch war- und für mich war es wichtig, das alles vorher zu erkennen, um die Fahrzeit einigermaßen einzuschätzen.

Nochmal zum Hotspot, den hab` ich aus Deutschland mitgebracht; er wurde hier in Marokko mit der Landes-SIM-Karte bestückt. Hotels und Café´ s haben zwar WIFI, das nutzt mir aber auf einsamen Straßen nichts; unabhängig wollte ich sein. Der Gedanke war richtig; und außerdem konnte ich Internet für Handy, Tablet und Laptop gleichzeitig betreiben. Paradiesische Verhältnisse: 20 Gbit für 10 €, ich wusste gar nicht wohin damit!

Nach dem Weg fragen? Marokkaner sind freundliche Leute und geben bereitwillig Auskunft. Diese ist meist falsch, warum? Einfach weil sie freundlich sein wollen! Das schönste Schauspiel habe ich beim Fragen von 2 älteren, gutgekleideten Herren erlebt; der Dominante zeigte mir gleich die Richtung zum Hotel, die aber war, nach Navy, falsch. Ich bin nach Navy gefahren, die beiden folgten mir, und nun kam eine gewaltige Entschuldigung; sie wollte gar nicht mehr aufhören. Wir sind uns nicht gegenseitig unter Tränen in die Arme gefallen, habe ich befürchtet, blieb eisern in Auto sitzen!

Tanken, Pannen, Polizeikontrollen
Vorsichtshalber habe ich jeden Tag aufgetankt; weiß ich ob der Benzinanzeiger noch richtig funktioniert.
„ Und wenn Sie mal liegen bleiben, geben Sie an den Abschleppdienst einfach ihre Koordinaten durch und der findet sie dann.“ Hört sich beruhigend an, der Marokkoführer.

Hab` ganz schnell gelernt, wie man seine Koordinaten ermittelt, ja Netz braucht man natürlich und dann noch eine Adresse. Richtig, die Telefonnummer vom Abschleppdienst.

Hier muss ich zugeben, hatte mein Auto einen Vorteil; es ist ein Dacia und diese Marke ist überall auf Marokkos Straßen zu sehen. Die Firma hat eine sog. Assistenz – eine Pannen-Telefonnummer- steht auf der Rückscheibe jedes Fahrzeuges dieser Marke. Hab` sie mir gleich aufgeschrieben. Bei einer Panne wollte ich nicht auf einen vorbeifahrenden Dacia warten.

Bei Panne gibt es dann nur eines: Anrufen und abwarten. Würd` ich auch dann machen, wenn ich einen Mercedes fahre. Die werden mich doch nicht verhungern und verdursten lassen, nur weil ich die falsche Marke fahre, so meine Hoffnung.
Schlimmstenfalls hätte mich die Polizei gesucht, war ja praktisch registriert am Ein- und Ausgang jeder Stadt. Die Surete - der Sicherheitsdienst – hätte sich schon gefragt: ja, wo steckt er denn?
Bei einer Panne hätte ich mein marokkanisches Telefon nutzen können, wenn es denn Netz hat – in Zagora ist das Netz mal halt für 2 Tage ausgefallen, was soll`s Inschallah!

Ich hatte bei 2 Gesellschaften das Netz gebucht, so hatten Telefon und Internet getrennte Netze, darauf zu achten, wär mir nicht im Traum eingefallen; kam nur durch Zufall zustande, weil Telekom-Maroc sonntags nichts verkaufen wollte.

Und jetzt kann ich alle die Flüchtlinge verstehen, die ihre Handys immer gut geladen haben; mangelnde Aufladung, kein Handy und schon bist du blind. Das war immer das erste im Hotel, wo ist die Steckdose?

Meine Straßenerfahrungen.
Marokkanische Verkehrsteilnehmer, ob in den Städten oder auf dem Land, männlich oder weiblich, groß oder klein, dick oder dünn, jung oder alt, sind stark dem traditionellen Transportmittel verbunden: und das ist der Esel, na ja, in der Wüste, auch mal das Kamel.
Ich frag` einfach mal: Wenn Sie auf einem Esel reiten, würde Ihnen im Traum einfallen die Hand herauszustrecken, wenn Sie nach rechts oder links abbiegen wollen? Nein, natürlich nicht; mit einem leichten Schlag mit der Gerte lenken Sie den Esel, und der trabt dann in die gewünschte Richtung oder auch nicht.
Und dem Esel eine Laterne umhängen, und vielleicht noch eine vorn und eine hinten, wenn es dämmert oder Nacht wird? Mir fehlen die Worte.
Das Ganze lässt sich natürlich auch mit dem Kamel durchspielen. Lächerlich, schon das Bild: Ein Kamelreiter hält die Hand heraus um die „ Reit“-richtung anzuzeigen, und das in der Wüste, wo rechts und links außer Steinen oder Sand nichts ist; oder ein Kamel mit einer Laterne um den Hals. Was sollen denn da die Touristen denken!
Ich erzähle Märchen? Nein, wurde ich doch von einem Polizisten herausgewunken – oh, Gott, alle meine Sünden fielen mir ein – nein, ich solle mein Abblendlicht ausschalten! Seine Kollegen haben ihn belehrt, dass ich das nicht kann; es sei fest eingestellt. Sehen Sie, „keine Laterne beim Kamel in der Dämmerung“ war schon ganz richtig. Er hat sich dann freundlich mit mir unterhalten. Aber ich mag keine Unterhaltung mit Polizisten an einer Straßensperre!

Sehen Sie, wenn Sie auf Marokkos Straßen, seien es dreispurige Alleen oder schmale Asphaltbänder, fahren, haben Sie immer dieser Bild vor Augen, egal, ob neben ihnen ein Mercedes braust, ein Moped oder auch nur ein Fahrrad oder ein Schubkarren geschoben wird; der Fahrer sitzt gedanklich auf einem Esel, biegt ab oder hält an, ganz nach seinen individuellen Wünschen. Wie ein Eselreiter halt.

Und ein Fußgänger wohnt gedanklich noch auf seinem Dorf, und das sind immerhin etwa 50% der Bevölkerung, wie ich gelesen habe. Wie, bitte schön soll das gehen, einen Zebrastreifen auf einen Sandweg zu malen? Ja einen Hubel quer über die Straße, Sie kennen den Ausdruck nicht – na vielleicht einen „toten Polizisten“ oder wie die Franzosen sagen, ein „ dos d´ane“ , einen Eselsrücken - ja das geht schon, und davon gibt’s es auch reichlich, selbst auf den Alleen! Manchmal werden sie angekündigt, aber nur manchmal.

Parken und Anhalter
Das Auto mußte ja auch irgendwo, auch des Nachts, geparkt werden. In den Städten habe ich immer am Straßenrand geparkt – na, so ein bisschen Bammel hatte ich natürlich, aber was sollte ich machen. Und es gab Tag und Nacht freundliche Parkwächter entlang der Straße. Zwischen 5 und 10 DH habe ich bezahlt, dem Anführer der Parkwächter wohl gemerkt.

Manchmal merkt man: das ist eine Touristenhochburg, z.B. in Meknès: 5 DH hat mich der Parkwächter gedehnt gefragt? Münze zurückgenommen, Geldbeutel zu, sieh zu wo du bleibst! Bin ja keine Weihnachtsgans.

Ich wurde nicht bestohlen, ich habe auch keine Beschädigung am Auto festgestellt.
Übrigens die Parkwächter gib es überall längs einer Straße in jeder Stadt, - sagen wir, einer Ansiedlung von Häusern - die winken einen dann schon zu. Gang raus, Bremse los, so konnte mein Auto immer hin- und hergeschoben werden, und so wurde auch die kleinste Lücke genutzt!
Eine Idee für Deutschland? Zum Hin- und Herschieben braucht es keinen Parkwächter. Aber Gang raus, Bremse los zum Parken, das sagen Sie mal einem deutschen Autofahrer.

Überall längs der Überlandstraßen gibt es haufenweise Anhalter, habe niemals jemanden mitgenommen, die nächste Sammeltaxi kam immer nach einiger Zeit; doch, Schüler, die mit ihrer Schultasche winkten, habe ich einsteigen lassen, konnten auch meistens französisch, so dass ich etwas fragen konnte, haben auch freimütig erzählt. Auch eine Oma habe ich einsteigen lasse, hatte ihr großes Gepäck zu spät bemerkt. Haben alles untergebracht, dann ist sie selbst hineingekrabbelt und dann konnte es weiter gehen; sprach leider nur arabisch; oh, schweigsam war die Fahrt keinesfalls, hat geredet wie ein Buch, brauchte nur immer verständnisvoll zu nicken.

Ca. 3.500 km bin ich durch Marokko gefahren mit dem eigenen Auto, niemals schnell, gemächlich gezuckelt, wollte ja auch etwas sehen, trotzdem immer hell wach!!
Unfallfrei, keine Beule, beklaut wurde ich auch nicht. Die Beule wurde mir erst auf dem Parkplatz eines spanischen Supermarktes verpasst.

Freundliche Leute, die Marokkaner, habe auch immer Bakschisch gegeben, na, ja, 50 Ct, 5 Dh klingt besser.

Ein schönes aufregendes Land; trotzdem bin ich doch sehr der Zivilisation verhaftet; wohltuend so ein voller Duschstrahl mit heißem Wasser in geheißtem Bad.

Oh, war es kalt des Nachts im Hotel. Meinen Schlafsack habe ich immer benutzt. Na, ja, Januar – Februar ist vielleicht nicht die ideale Reisezeit. Was soll` s, aber das Abenteuer Hotel ist eine andere Geschichte!