Ich möchte meinen kleinen Exkurs fortsetzen, warum Deutsche nur sehr begrenzt dazu taugen, andere Nationen Mores zu lehren und Afulkis Hinweis wunderbar war, denn er zeugt exakt von dem Gefühl für den eigenen Wert, auch und inbesondere mit Blick auf die Vergangenheit, die mich mein Leben lang neidisch machen werden, nicht in Marokko geboren worden zu sein.

Ich habe es schon einmal hier geschrieben: keiner von uns kennt das Procedere beim Jüngsten Gericht, niemand weiß, ob der liebe Gott die Zeit und die Muße hat, jeden einzelnen Krauter und Kleingeist auf die Waage zu legen und für zu leicht zu befinden oder ob er es sich nicht lieber einfacher macht und jeweils eine Rasse, eine Kultur, eine Nation oder einen Kontinent auf die Waage legt. Ich vermute mal, er nimmt die genetisch am meisten übereinstimmende Schnittmenge, haut sie mit einem grossen Batzen in die Schüssel, legt die Gewichte auf die andere Seite, wischt noch ein paar Mischlinge wieder vom Schüsselrand, die nichts dafür können, dass sie dorthin geraten sind und tut noch ein paar obendrauf als Dreingabe aus dem menschlichen Abfall, der gemeinhin in jeder Nation herumliegt, die sich freiwillig in die Genmasse reinrechnen wollten ohne für die Kosten aufkommen zu wollen. Mit anderen Worten: die Nachvorneschauer.

Und wie glaubst Du geht das dann für uns als Deutsche aus, wie lautet der Urteilsspruch im Gegensatz zu Nordafrika an einer 3.000 km langen Küste der letzten 10.000 Jahre?

Zu leicht, also weg damit in den Orkus, den ersten - siebten Grad der Hölle, das machen die Ungeister und Teufel unter sich aus, die sich bekanntlich jetzt schon die Hände reiben?

Oder schwer genug, die dürfen kollektiv eintreten ins Himmelreich und Paradies, begleitet von Menschen, die tagein-tagaus nichts anderes gemacht haben, als ihr Leben brav zu führen, zu beten, sich an Sitten und Gebräuche zu halten, niemanden betrogen haben, nicht ehegebrochen und auch sonst ihre Nächsten geliebt haben wie sich selbst? Und man deshalb 2 - 3 Augen zudrücken kann bei den anderen, die es nicht so genau damit genommen haben?

Und ich gehe davon aus, dass der liebe Gott das nicht in 70-Jahresschritten machen möchte, sondern schon Zeit lässt für Umkehr, Sichbesinnen, für Sühne, Ausgleich und Gerechtigkeit und der 10.000 Jahresschritt deshalb so in etwa hinhaut. Und wie sieht es damit bei uns Deutschen aus, bei Dir, Deiner Familie und wie oft hast Du Dich gefragt, ob das, was Dir Dein Vater erzählt hat, plausibel sein kann? Es waren 18 Millionen jungen Männer, die im Krieg waren, da braucht man schon einen Rechenschieber, um einen einzigen Gerechten unter ihnen zu finden....mehr als 20 % einer Gesamtbevölkerung.

Und dann vergleichen wir jetzt mal Marokko und Deutschland, was da rauskommt: an Toten, an Gefolterten, an Massakrierten, auf Scheiterhaufen verbrannten, im 30-jährigen Krieg verbrannt, zerrissen, aufgehängt, gehäutet, gerädert und auf die Folter gespannt. Und schaut dann mit welcher Wucht der liebe Gott Felsbrocken heranschaffen muss, um sie in die Waagschale zu werfen, wenn er das selbstmitleidige, selbstgerechte deutsche Volk zu wiegen hat und auf der anderen Seite die Berberstämme aus Nordafrika aus den letzten 10.000 Jahren: was, wenn es sich so verhält und wer außer dem lieben Gott weiß das so genau?

Ja, ich verstehe gut, dass alle Deutschen kollektiv am liebsten immer nur "nach vorne schauen wollen" (Kandidaten, die das auch in diesem Forum propagieren, hatten wir immer wieder, es sind dieselben, die sich als hartnäckige Kritiker der marokkanischen Verhältnisse outen, um nicht zu sagen Rassisten).

Nun noch etwas aus der JETZTZEIT:

In der Süddeutschen Zeitung stand vor zwei Monaten über eine ganze Seite von einer Konferenz der südlichen Länder in Europa, die sich zu einer Südeuropa-Union zusammen schliessen wollen nach dem Muster von Nord- und Süd- bzw. Lateinamerika. Ein Lateineuropa, das aus den Ländern Spanien, Portugal, Südfrankreich, Italien und so weiter bestehen soll. Und wie lautet das dort gefasste Manifest in seinem Kern?

"Wir wollen nicht so werden wie Deutschland, wir wollen unsere südliche, unsere einzigartige, unsere lebenfrohe, lebensbejahende Lebenskunst nicht abschaffen lassen durch einen Austerizid und wir werden uns dagegen zur Wehr setzen",.

Das Deutsche der JETZTZEIT kommt aus den abrasierten Wurzeln der DAMALSZEIT und ist unvergessen in ganz Europa und nicht nur in Griechenland, wo plötzlich der Raubzug der Deutschen im zweiten Weltkrieg auch wieder ein Thema ist und die Zahlen einem die Haare zu Berge stehen lassen, was aus diesem Land alles seinerzeit ohne Ausgleich abtransportiert worden ist. Klar ist Nachvorneblicken da nur eine von vielen Möglichkeiten, sich nicht mit der Aussensicht auf Deutschland abeschäftigen zu müssen.

Ich kann das jedoch jeden Monat in Frankreich spüren, wie die Flut steigt und da kannst Du, Marocmineral, Dich gerne in Marokko im letzten Deutschenschlupfloch verkriechen wie Kusturicas "Underground" Weltkriegssoldaten: ein menschliches Wesen ist man deshalb noch lange nicht.

Josi

P.S.: nochmal die Leseempfehlung: Götz Aly, Volk ohne Mitte

"In die Jetztzeit

Aly will auf eine gesellschaftliche Disposition hinaus, die es in den meisten Ländern Europas vor 1933 gab, aber in Deutschland ihre entgrenzende Fassung schuf und zur Konsequenz trieb: die der Formbarkeit und Uniformierbarkeit, die der antifreiheitlichen Atmosphäre.

Und das meint für ihn mehr als nur spießige Enge, gemütliches, xenophobes Beieinanderhocken. „Volk ohne Mitte“ meint ein Deutschland – und er will dies durchaus ins Heutige begriffen wissen – , dessen Milieu der Mitte mehr raunt als meckert, als die Freiheit beherzt zu lieben weiß. Und zwar klassenübergreifend.
."

http://www.taz.de/!5013146/