FOLTER-POLIZIST Polizeiobermeister Torsten S. aus dem Landkreis Schaumburg
Im Fall des Bundespolizisten Torsten S. kommen immer mehr Details ans Licht und
Beamter unter Verdacht ...Torsten S. wollte sich gegenüber SPIEGEL ONLINE zu den Vorwürfen nicht konkret äußern, nannte sie aber "aufgebauscht".
Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE war Torsten S., der seit einiger Zeit krankgeschrieben ist, alles andere als ein Vorzeigepolizist. So suchte er bereits vor längerer Zeit juristischen Beistand, weil er ein Disziplinarverfahren fürchtete. Er soll sexuelle Kontakte im Zellentrakt der Wache gehabt haben. Tatsächlich wurde dann wohl im März ein entsprechendes Verfahren gegen ihn eingeleitet...
Für die Ermittler ist es nun wesentlich, die mutmaßlichen Opfer der Übergriffe zu finden. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE sind sie der Staatsanwaltschaft zwar namentlich bekannt - wo sie sich aufhalten, wissen die Strafverfolger allerdings nicht. Ohne die Aussagen der Betroffenen oder anderer Augenzeugen könnte das Verfahren im Sande verlaufen. Die WhatsApp-Nachrichten, die Torsten S. geschrieben haben soll, sind zwar geschmacklos, haben aber allein wenig Beweiskraft.
Die Frage ist daher auch: Was wissen Kollegen und Vorgesetzte? Für die beiden Polizisten, die S. offenbar angezeigt haben, könnte der Fall nicht unproblematisch sein. Nach dem Legalitätsprinzip sind Polizisten nämlich verpflichtet, Straftaten umgehend zu melden. Zum Teil liegen die mutmaßlichen Misshandlungen aber bereits mehr als ein Jahr zurück. Ermittlungen wegen Strafvereitelung im Amt gegen die beiden Beamten wären somit zumindest denkbar.
Auf Facebook präsentiert S., der in einem Dorf nahe der niedersächsischen Landeshauptstadt lebt, eine latent ausländerfeindliche Gesinnung. Als er seinen Freunden über Interessenten für seine Kühltruhe berichtete, schrieb er, ihm gingen "nur die Kameltreiber auf den Sack, die alles geschenkt haben wollen"...
Doch wegen der Vorfälle gibt es an der Bundespolizei auch aus den eigenen Reihen Kritik. "Die Vorgesetzten müssen in ihrer Aufsichtspflicht völlig versagt haben", schimpft Ulf Küch, Niedersachsen-Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. "Da wird die Bundespolizei einiges aufzuarbeiten haben, was ihre innere Struktur anbelangt."
So so, die Berichte über ihn sollen laut eigen Angaben dieses
... also lediglich "
aufgebauscht" sein!
Schweinemett für Muslime, Pistole für Kollegen...Polizisten dürfen nicht reden
An diesem Dienstag ist es allerdings ganz anders. Die Demonstranten, die die Wache noch am Montag belagert hatten mit ihren Protesten gegen die Polizeigewalt, sind abgezogen. Die Bundespolizisten öffnen freundlich die Tür. Sie würden, das ist in den kargen Räumen der Wache deutlich zu spüren, nur zu gern erzählen. Über den Fall S. Vielleicht auch über ihren Alltag. Über die steten Beschimpfungen und Pöbeleien, denen sie ausgesetzt sind. Über den Personalmangel, den ihr Präsident auch schon beklagt hat.
Es werden Telefonate geführt, Vorgesetzte befragt, auch das Präsidium der Bundespolizei. Am Ende ruft der Pressesprecher an und verweist auf die Aussagen des Präsidenten. Die Polizisten, die Kollegen des Torsten S. dürfen nicht berichten über ihren Alltag am Hauptbahnhof von Hannover. Das laufende Verfahren. Die bevorstehenden Zeugenaussagen. Verständnis. Wortfetzen. Sie werden die Berichterstattung über die Foltervorwürfe von Hannover in den kommenden Tagen, Wochen voraussichtlich bestimmen.
"Die Vorwürfe gegen einen Beamten der Bundespolizei sind ungeheuerlich", gibt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) an diesem Tag im Gespräch mit der "Welt" noch zu Protokoll. Er fordert "rückhaltlose Aufklärung" sowie "klare Kante von Beginn an". An der hat es in diesem Fall offensichtlich gefehlt.
Missstände bei der Polizei?