auf unserem treffen habe ich euch einen abschied angekündigt. er kommt jetzt schneller als erwartet. ich werde mich für eine unbestimmte zeit aus dem forum zurückziehen. ich brauche das für mich selbst. auch ein starkes herz braucht manchmal eine ruhepause, um weiter schlagen zu können. mir hat vorkurzem jemand geraten immer den haupteingang zu nehmen. ihr wisst, dass ich hier nur zufällig gelandet bin. mein haupteingang ist ein anderer. ich kann sagen, dass ich hier viel gelernt und erfahren habe. ich danke allen, die daran beteiligt waren. dies ist mein letztes posing für eine weile. ich hoffe, ich werde eines tages zurückkehren können ohne tränen, traurigkeit und mit der euch bekannten power. 007 last and least: was ist eine entscheidung wert, wenn sie zu schnell und aus einem bauchgefühle heraus getroffen wird? wird sie nicht aus einem ähnlichen bauchgefühl heraus, genauso schnell wieder reviediert? manchmal brauchen dinge zeit und erklärungen.
ich habe euch eine geschichte verprochen, die ich jetzt erzählen werde.
liebe teilnehmer dieses forums
legt euch taschentücher bereit, denn jemand der bei dieser geschichte nicht weint oder eine unheimliche wut bekommt, hat kein herz. es sind nicht meine worte, es sind die worte einer jungen frau namens gergishu yohannes aus eritrea. ich habe für diejenigen, die den links nicht folgen wollen, eine geschichte herauskopiert. sie ist nicht fiktiv, sie ist wahrhaftig passiert. ich bekomme gänsehaut, wenn ich nur daran denke, was ich euch gleich erzählen werde:
Ein Engel auf Erden
Angelo oder Mohamed wurde mit sechs Jahren in die katholische private Schule geschickt. Ein Priester gab ihm den Namen „an Angel“, weil er für diese Schule eine besondere Bereicherung war – so sein Schuldirektor, den ich auch besucht habe. Später besuchte Mohamed eine evangelische Schule, ähnlich einem deutschen Internat. Seine Eltern sind gläubige Muslime. Sie sind nicht besonders reich. Aber sie schickten ihr Kind zu den besten Schulen Eritreas. Das erfüllte sie mit Stolz, weil sie alles dafür gaben, ihr Kind loyal, tolerant und global denkend zu erziehen. Was Mohameds Geschichte für mich besonders macht, ist ihre Symbolik: Bereits als Kind bewies er eine menschliche Größe und politische Weitsicht, die ihm selbst nicht zuteil werden sollte. Als Mohamed zehn Jahre alt war, sagten ihm die Eltern, dass er nun anfangen solle, mit ihnen an Ramadan zu fasten. Er antwortete ihnen, er wolle nicht unhöflich sein, aber wenn er das Gefühl dazu bekomme, werde er selbst anfangen zu fasten. Mit 13 Jahren kam er eines Morgens um vier Uhr früh zu seiner Mutter und sagte: „Mama ich will mit Euch frühstücken, weil ich angefangen habe zu fasten.“ Er fastete ohne Unterbrechung mit seiner Familie. Es kam dann der Tag des Fastenbrechens, ein großes islamisches Fest, an dem den ganzen Tag über gegessen wird und die Familien und Freunde sich gegenseitig besuchen und sich gratulieren. Mohamed lud seine christlichen Klassenkameraden sowie Priester und Nonnen zu sich nach Hause ein, ohne seine Familie vorher zu fragen. Das machte seine Familienangehörigen sprachlos. Später erklärte er seiner Mutter, wenn er gefragt hätte, hätten sie vermutlich nein gesagt, weil sie nicht bereit gewesen wären, die andere Religion kennen zu lernen. Mohamed war damals erst 13 Jahre alt. Aber er sprach wie ein alter Mann, sagte seine Mutter. Er freute sich sehr, dass die Christen seine Einladung annahmen. Er fühlte sich ernst genommen. Sein Vater blieb skeptisch, aber der Großvater hieß die Gäste willkommen und lud sie zum Essen und zum Trinken ein. Mohamed ging es aber gar nicht um Essen oder Trinken. Er wollte, dass es keine Trennung zwischen den Religionen gibt. Er war der Überzeugung, dass das Leben mit Toleranz, Offenheit, gegenseitigem Respekt und Hilfsbereitschaft viel einfacher zu meistern ist. So hat er es seinen Eltern erklärt. Ab dieser Zeit war es für die Familie selbstverständlich, zweimal im Jahr für Christen und für Muslime zu kochen, sagte mir seine Mutter. Sein Vater sagte mir:„ Mohamed hat uns die Augen dafür geöffnet, was Religion wirklich bedeutet. Das hieß für ihn, jeden zu achten und zu respektieren, jedem zu helfen und sich nicht nur an seiner eigenen Religion zu orientieren. Er erinnerte uns daran, dass es nur einen Gott gibt – nur dass jeder ihn anders nennt. Mohamed ging es in Eritrea nicht gut. Er durfte die Universität nicht weiter besuchen, was seinen Traum zerstört hat. Er eröffnete seiner Mutter, dass er nicht wusste, was er machen solle und er für einige Zeit einen guten Freund besuchen werde, um einen klaren Kopf zu bekommen. Es vergingen vier Monate bis seine Eltern das nächste Mal von ihm hörten. Sie erhielten die schlimmste Nachricht, die Eltern bekommen können. Ich finde, es ist in Mohameds – Angelos – Sinn und im Sinne von vielen anderen, den Toten und Verschollenen im Mittelmeer einen Namen zu geben. Es sind Menschen wie du und ich, Menschen, die Familien und Freunde haben, an die man jede Sekunde denkt und die man schrecklich vermisst. Diese Grausamkeit kann jeden von uns treffen – Grausamkeit kennt keine Nationalität und keine Hautfarbe. Wir sollten uns immer vor Augen halten, wie sehr diese Menschen gelitten haben, während so viele Schiffe an ihnen vorbei gefahren sind, ohne Hilfe zu leisten. Denn diese jungen Menschen mit ihren Idealen einer toleranten, weltoffenen Gesellschaft und ihrer positiven Lebenseinstellung nehmen nicht ohne Grund so eine große Gefahr auf sich. Es ist die Macht der Politik, die sie aus ihren Heimatländern vertreibt und es ist die Macht der Politik, die sie in europäischen Gewässern umbringt. Wie die meisten Angehörigen empfinde ich keine Rachegefühle oder Ähnliches. Ich bin nur unendlich traurig und manchmal auch wütend auf die gesamte Politik und auf die Menschen, die solch eine menschenverachtende Politik betreiben. Die Politiker, egal aus welchem Kontinent, schüren Angst und Fremdenfeindlichkeit, nur um an die Macht zu kommen und an der Macht zu bleiben. Angelo hatte alles im Leben: eine liebende Familie, finanzielle Sicherheit und vor allem sehr viele Freunde, die ihn geachtet und respektiert haben. Er musste sein Land verlassen, weil er um sein Leben fürchtete. Es ist unmenschlich, jemanden jämmerlich sterben zu lassen, der nur in Frieden überleben wollte und niemandem Leid zugefügt hat, an einem Ort wo, offenbar nur zum Schein, die Menschenrechte gepredigt werden. Angelos Eltern haben mir einen Satz mit auf den Weg gegeben: „Wir wünschten nur, wir hätten eine kleine Chance bekommen, um unseren Sohn zu sagen, wie glücklich und wie stolz er uns gemacht hat und wie dankbar wir ihm immer bleiben werden. Allen Eltern wünschen wir, dass sie so viel Glück und Stolz durch ihre eigenen Kinder erfahren, wie wir das mit unserem Sohn Mohamed erfahren haben und niemals so eine schlimme Tragödie und Schmerz erleben und überleben müssen, die uns den Rest unseres Lebens begleiten werden.“
sorry, ich muss noch mal kurz rein. für die die den weitläufigen links nicht folgen:
gergishu hat ihren menschenrechtspreis natürlich nicht für das erzählen dieser geschichte bekommen. sie hat auf dem selben boot ihren 20-jährigen bruder verloren. daraufhin hat sie ca. 1500 hinterbliebene dieses unglückes ausfindig gemacht und sich die geschichten aller auf diesem boot gestorbenen personen erfahren. dann hat sie klage gegen den italienischen staat wegen unterlassener hilfeleistung eingeicht. jeden tag fuhren schiffe vorbei, die nicht halfen. ebenso war der italienische staat informiert, weil sie zu diesem zeitpunkt ihren bruder suchte. sollte sie diesen rechtsstreit gewinen, wird der wegweisend für die weitere asylpolitik europas sein. bereits im moment ist abzusehen, dass der italienische staat das verfahren verschleppt. der antrag ist bis jetzt nicht bearbeitet worden. zum oktober wird pro asyl eine offenen protestbrief entwerfen, den jeder unterschreiben kann, um das verfahren voran zu treiben.
danke youssef, ich habe es bereits an pro asyl weitergeleitet, die werden ganz sicher gergishu informieren.
ich hoffe, dass diese tragödien irgenwann ein ende nehmen.
ganz erhlich? Ich musste nicht weinen, aber nicht weil ich gefühllos bin oder mir die Geschichte nicht nahe gegangen wäre, sondern weil ich schon etliche Tränen in meinem Leben über solche "Schicksale" vergossen habe. Irgendwann hört man auf zu weinen, aber die Wut über diese Ungerechtigkeit und auch die Verletztheit und Traurigkeit darüber bleibt, die wird wohl auch nie verschwinden. Dennoch schockiert und trifft es mich immer wieder aufs Neue, wenn ich solche Geschichten lese und danke dir, dass du diese Rede hier in diesem Forum veröffentlicht hast, weil man es nicht genug ins Bewusstsein der Menschen rufen kann.
Die Frage ist was der/die einzelne beitragen kann, um derartigen Missständen entgegenwirken zu können - der Titel deines anderen Beitrages würde hierzu wohl sehr gut passen: REVOLUTION RIGHT NOW!!!
Katrin, ich denke, dass du einige wertvolle Beiträge hier im Forum geliefert hast und sie werden mir auch abgehen. Manchmal muss man aber etwas loslassen um weiterzukommen und neue Wege zu gehen. Dennoch ist das Leben keine Einbahnstraße und vielleicht kehrst du irgendwann mal wieder zurück.
Herzliche Grüße
Re: lebende engel
[Re: JasminH]
#139079 03/10/1201:16 PM03/10/1201:16 PM
Gedenkveranstaltung für die Toten an Europas Außengrenzen 6.Oktober 2012 Die Familien der Toten fordern Gerechtigkeit.
Liebe Forumsmitglieder,
wie erwartet, verschleppt die italienische Rechtssprechung den Prozess um die Toten im Mittelmeer. Gestern flog mir der Brief von Pro Asyl ins Haus mit der Bitte, die ital. Regierung zum Handeln aufzufordern.
Es geht um Menschen, die in ihrer Aussichtlosigkeit einen Weg nach Europa suchen und von uns statt der erwarteten Hilfe --> Hass, weitere Verfolgung, Abschiebung, Ausgrenzung und Tod erwartet.
ihr habt euch mit diesem Problem mit Sicherheit schon oft beschäftigt. Es geht in diesem speziellen Fall um Brüder und Schwestern eures Glaubens. Wir brauchen eure Hilfe.
@ die andere Fraktion: alle Luxuscars, et`s und T`n`Ts dieses Forums
vergesst in diesem Falle einmal die Unterschiede und denkt an Menschlichkeit, Ehre, gegenseitige Achtung und Respekt.
Ihr könnt uns helfen, in dem ihr mit einem Brief die ital. Regierung auffordert, dem Massensterben Einhalt zu gebieten.
Pro Asyl hat sich von einer nicht beachteten Organisation zu einer starken Kraft in Europa entwickelt, die gesetzliche Grundlagen für eine bessere Asylpolitik schafft, bei der Gerichte Europas Gutachten anfordert, um Prozesse zu führen, die dramatische Einzelfälle unterstützt, die für ein gerechteres Europa eintritt, in dem es keine Ausgrenzungen, Rassismus und einen Platz für Hilfesuchende gibt.
Der Kampf von Gergishu Yohannes soll Gerechtigkeit finden.
Gergishu Yohannes mit Jürgen Micksch, dem Vorsitzenden des Stiftungsrates PRO ASYL (im Bild rechts) und ihrem Laudator Wolfgang Grenz, Generalsekretär von Amnesty International Deutschland
Es kostet nicht viel, nur einwenig Zeit und eine Briefmarke. Ich werde in Kürze den Brief und die Adresse, an die er geschickt werden sollte, veröffentlichen.
Danke für´s lesen Katrin Neubrandenburg
ps.Hommage! an meine Schwestern: ich bin glücklich, einen Teil der Tour von „Die Toten Hosen“ mit Pro Asyl begleiten zu dürfen. Das zweite „Wunder“ meiner letzten Reise, auf dem ich euch, mein größtes Wunder“ auf diesem Wege, fand. http://dietotenhosen.de/proasyl.php
der Thread scheint mir ein wenig untergegangen zu sein. Ich habe überlegt, wie ich diesen wichtigen Thread noch mal ein wenig in Erinnerung rufen könnte. Mir ist nichts großartiges eingefallen, deshalb kurz und bündig an alle, die solche traurigen Schicksale nicht kalt lassen: Bitte nehmt euch die paar Minuten Zeit um das Schreiben auszudrucken und zur Post zu gehen, um es zu versenden! Wir verschwenden so viel Zeit mit banalen und unnützen Dingen. Es sollte so viel Zeit über sein, um ein paar Minuten für eine wichtige Sache zu investieren, denn mehr als ein paar Minuten und 2 oder 3 Euro kostet es nicht!
Ganz kurz das Résumé aus dem Thread. Auf dem hier relevanten Boot sind 72 von 77 Menschen verhungert und verdurstet. Sie wurden nicht gerettet,
obwohl nachweislich mehrere Boote pro Tag vorbei fuhren (Ergebnis europ. Politk, da die Rettung dieser Menschen einen Prozess wegen Hilfe zur illegalen Grenzüberschreitung nach sich ziehen könnte), obwohl die Küstenwache Bescheid wusste und obwohl die italienisch Regierung informiert war. Gergishu klagt gegen dei ital. Staat wegen unterlassener Hilfeleistung (der erste Prozess dieser Art). Dieser Prozess wird verschleppt. Jetzt wenden wir uns an die Öffentlichkeit, damit der ital. Staat gezwungen wird, diese Klage durchführen zu lassen.
Ein Sieg Gergishus könnte Regelungen in Folge ergeben, damit das Massensterben im Mittelmeer aufhört und Hife für diese Menschen nicht als Verbrechen geahndet wird.
Unabhängig, welches ihre Beweggründe sind (in diesem Fall waren es Schutzsuchende aus Eritrea), es sind Menschen auf diesen Booten, die in der Hoffnung auf Hilfe kommen. Viele von ihnen haben Krieg, Hunger, Tod, Gewalt, Vergewaltigung, Folter... erlebt. Und wir lassen sie sterben...
Es geht um Mobilmachung der Öffentlichkeit, damit der Prozess nicht verschleppt wird und der Tod der 72 Menschen nicht umsonst war.
Katrin
Ps. Pie 5 Überlebenden leben nach einem kurzen Krankenhaushaufenthalt auf der Straße. Von einem von ihnen haben wir Nachricht. Er wurde letzten Winter von einem Unbekannten gerettet als er halb erfroren auf einer Parkbank schlief. Der Unbekannte brachte ihn zu einem Ort auf dem er aufgewärmt wurde, gab ihm 10€ und verschwand. Nachdem er aufgewärmt und verpflegt war, wurde er wieder auf die Straße entlassen...
Last edited by whatshername61; 14/10/1209:33 PM. Reason: to be continue
"Mit dieser E-Mail-Aktion wird der italienische Ministerpräsident Mario Monti aufgefordert, sich für eine Aufklärung der Geschehnisse im August 2009 im Mittelmeer einzusetzen. Damals starben 77 Flüchtlinge einen qualvollen Tod. Sie trieben über 20 Tage mit einem Schlauchboot auf Hoher See zwischen Libyen, Malta und Italien. Am Ende verhungerten und verdursteten sie. ........"
zu weitereren Informationen und zur Internetaktion an den italienischen Ministerpräsidenten
Dies ist das Land, in dem man nicht versteht Dass fremd kein Wort für feindlich ist In dem Besucher nur geduldet sind Wenn sie versprechen, dass sie bald wieder gehen
und am 23. & 24.11. wieder dort. Pro Asyl und ich mitten drin.
yeahhhhhhhhhhhh
ich weiß, info sinnfrei, aber der thread musste mal wieder auf seite 1
Als Pendant zur Deklaration der Menschenrechte kann man vielleicht die Erklärung der Menschenpflichten sehen: http://www.humanistische-aktion.de/mpflicht.html Ist auf jedenfall lesens- und nachdenkenswert!
es ist ganz einfach - man muss nur seinen namen und seine adresse angeben und dann in einer mail noch bestätigen. das schreiben ist schon vorgefertig. ist also eine angelegenheit von ein paar sekunden und man hat eine wichtige sache unterstützt!
Re: lebende engel
[Re: JasminH]
#141208 07/12/1212:28 AM07/12/1212:28 AM
so nun hier das amtliche Endergebnis der Unterschriftenaktion!
Gesamtsumme: 7429 Unterschriften!
Ihr habt uns alle wirklich sehr beeindruckt und es hat unwahrscheinlich viel Spaß mit Euch gemacht und ich finde das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen J
Wir hatten seit 10 Jahren die beste Tour-Resonanz. Euer Engagement, der Song Europa, die Ansage von Campino und die aufgeschlossenen Fans haben diese Tour zu was ganz Besonderem gemacht!
Die Tour geht ja ab Mitte Mai weiter und ich freu mich jetzt schon drauf, Euch dann zum Teil wieder zu sehen.
Sobald ich meinen eigenen Tourplan erstellt habe, schicke ich Euch wieder eine Mail mit der Frage, ob Ihr Lust habt mitzumachen!
Und dann knacken wir die 10.000 Unterschriften-Hürde J
Also nochmal – ein riesen großes DANKESCHÖN an ALLE für Euer Engagement und bis zum nächstemal – ich freu mich drauf!
Am 20.06 war der internationale Tag der Flüchtlinges, der in diesem Jahr besonders unter dem Thema Bürgerkrieg in Syrien stand. Heute möchte ich gern ein paar Gedanken zur bevorstehenden Bundestagswahl aufschreiben. „Wir wählen die Freiheit“ Bundeskanzler Konrad Adenauer 1949-1963
FLUCHT IST KEIN VERBRECHEN
16. 400 000 Menschen sind weltweit außerhalb ihres Landes auf der Flucht.
300 000 stellten 2012 einen Asylantrag in einem EU-Staat. 1. 300 000 Syrer sind vor der andauernden Gewalt im Land bisher geflüchtet. 23 500 davon haben 2012 einen Asylantrag in der EU gestellt.
6 200 davon haben 2012 einen Asylantrag in Deutschland gestellt.
Angesichts der Millionen Menschen, die vor dem syrischen Bürgerkrieg fliehen, müssen Deutschland und Europa endlich ihre Grenzen öffnen und Schutzbedürftige aufnehmen. Syriens Nachbarstaaten brauchen dringend Unterstützung. Die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen ist ein Akt der Menschlichkeit.
Die EU zwingt syrische Flüchtlinge nach wie vor dazu, lebensgefährliche Wege beispielsweise über die Ägäis zu wählen. Über 150 Flüchtlinge sind allein in den letzten Monaten dort gestorben. Europa muss endlich gefahrlose Wege öffnen.
Vor allem in Griechenland erleben syrische Flüchtlinge willkürliche Inhaftierungen, Polizeigewalt und rassistische Attacken. Deutschland und andere EU-Staaten müssen Schutzsuchende aus diesen Ländern einreisen lassen.
Viele der rund 40 000 syrischen Staatsbürger, die in Deutschland leben, wollen Verwandte bei sich aufnehmen, doch häufig verweigern deutsche Behörden Schutzsuchenden die Einreise. Viele Flüchtlinge sitzen deswegen seit Monaten mittellos irgendwo zwischen Syrien und Europa fest. Hier müssen sofort Änderungen in der Visapolitik erfolgen.
„Wir brauchen offene Türen für Verfolgte“ Bundespräsident Joachim Gauck
- Wir fordern, dass Deutschland von sich aus Zuständigkeit für Flüchtlinge übernimmt. - Deutschland und die EU müssen die Grenzen für Schutzsuchende öffnen und ihnen die lebensgefährlichen Fluchtwege ersparen. - Wir fordern eine Neuausrichtung der europäischen Asylpolitik. Schutzsuchende sollen selbst bestimmen können, in welchem Land der EU sie den Asylantrag stellen und ihr Asylverfahren durchlaufen möchten. - Asylsuchende müssen einen ausreichenden Anspruch auf effektiven Rechtsschutz haben. Die menschen- und europarechtswidrigen Bestimmungen des deutschen Asylrechtsverfahrensgesetzes sind aufzuheben. - Wir fordern für die Menschen mit befristeten Aufenthaltserlaubnissen, deren Situation sehr prekär ist, unbefristete Niederlassungserlaubnis, sowie die Gestattung des Familiennachzuges. Spätestens nach 5 Jahren sollen Menschen sicher sein können, dass sie bleiben dürfen.
Ein Erfolg in unserem Kampf:
Am 18. Juli hat das Bundesverfassungsgericht die unter Hartz-IV-Niveau liegende Geldleistung für Asylanten für verfassungswidrig erklärt.
Fast 20 Jahre lang war diese soziale Ausgrenzung von Asylsuchenden im Asylbewerbergesetz verankert. Der Umgang mit Flüchtlingen und Schutzsuchenden macht deutlich, welchen Wert die Menschenwürde in einem Land hat.
„Wir brauchen offene Türen für Verfolgte“ Bundespräsident Joachim Gauck
FRONTEX sorgt schon dafür, dass nicht zu viele Türen offen bleiben, Herr Bundespräsident.
Ich komme gerade aus dem Krankenhaus, einen Jungen besuchen, der von einem Bus überfahren und hinterhergeschleift wurde. Er war da drunter irgendwie in einem Hohlraum...keine Ahnung wie genau...und wollte so von Tanger nach Spanien rüberkommen. Das hat er ja auch geschafft, aber dann hat der Bus in Fuengirola angehalten und er hat versucht rauszuklettern, weil er dachte, er wäre am Ziel. Aber das war nur eine Haltestelle, wo einer ausgestiegen ist. Resultat: Pneumothorax, Leberriss, Schlüsselbein gebrochen, mehrere Rippen, Schulterblatt, ein paar Wirbel, Beckenbruch, Darmlähmung, Steißbein gebrochen, das ganze Hinterteil + rechte Hand + Beine mit großflächigen Hautabschürfungen... und noch einiges mehr. Ich hatte den Arztbericht selbst in der Hand. Er war seit Ende Juni auf der Intensivstation und ist jetzt auf eine normale verlegt worden. Ein paar OPs hat er schon hinter sich, ein paar noch vor sich. Wenn er halbwegs wieder zusammengeflickt ist, gehts ab nach Marokko. Aber das ist ok für ihn (sagt er wenigstens). Seine Mutter wusste nichts und hat ihn verzweifelt gesucht und vermisst gemeldet. Es ist wirklich ein riesengroßes Wunder, dass er noch lebt. Das weiß er auch und ist trotz der Schmerzen wunschlos glüchlich. Das einzige was er wollte, war ein PM3 Player mit dem Koran, weil er sonst nicht gut schlafen kann. Den bekommt er morgen inshallah. Essen kann er nichts, ansonsten wollte er auch nichts. Nur Gesellschaft, weil ihm alleine so langweilig ist.
Die Dramen auf dem Mittelmeer gehen weiter. Von anfangs 83 Toten spricht man jetzt bereits von über 100 Toten. Während die Menschen weiter sterben, "denkt" man über Veränderungen nach. Mir fällt dazu nur krasse Schaiße und es ist zum Kotzen ein. Wie viele müssen noch sterben, ehe Europa reagiert?!?!?!
dieses und andere, vorhergegangene Unglücke sind einfach nur schrecklich! Es ist auch gut, wenn das angeprangert wird. Nur: wo liegt die Lösung? Aus Deinen Postings meine ich herauszuhören, dass alle Grenzen geöffnet werden sollen und jeder nach Europa kommen darf. Ich glaube nicht, dass dies ein realistisches Ziel ist. Es hängt viel zu viel daran. Was ist mit Arbeitsplätzen? Gibt es welche für diese Menschen, die dann wohl in sehr großer Zahl kommen würden? Was ist mit Sozialhilfe oder dem von den Linken so propagierte Grundgehalt für jeden? Ist das wirklich realisierbar? Was verteilt werden soll, muss ja erst einmal hereinkommen. Kann es auf Dauer hereinkommen oder wird sich irgendwann der Prozentsatz verschieben von arbeitenden und nichtarbeitenden Personen? Was ist mit der ärztlichen Versorgung von nichtarbeitenden Personen? All das muss ja auch bezahlt werden.
Mir kommt dies vor wie der Traum kleiner Kinder, der aber unrealistisch ist.
Niemand sollte vor Europas Küsten ertrinken müssen. Aber reinlassen kann man auch nicht alle. Schon jetzt ist die Situation in Europa nicht einfach durch den Beitritt mehrerer armer und vor allem korrupter Länder plus die Krise in Griechenland, Spanien, Portugal und Slowenien.
Die beste und sinnvollste Hilfe wäre, die Länder der Flüchtlinge so lebenswert zu machen, dass niemand flüchten möchte. Leider ist auch das ein kaum zu verwirklichendes Projekt, wenn man die Zusammenhänge genauer anschaut. Interessant zum Thema ist der Schweizer Autor Jean Ziegler, der seit langem die Ausbeutung der Dritten Welt anprangert. Die traurige Realität ist aber, dass, solange Profitgier und Unbarmherzigkeit das Mitleid überwiegen, sich nichts ändern wird. Der Mensch ist eben so, leider.
Ich bin auch der Meinung, dass man helfen muss, aber etwas ratlos, wie man diese Situation auf Dauer lösen kann. Vielleicht als Hilfe zur Selbsthilfe.
Ich glaube auch, dass viele Flüchtlinge ein ganz falsches Bild von Europa haben. Sie stellen es sich vor als das Land, in dem Milch und Honig fließt. So einfach ist es aber nicht, wie wir alle wissen, trotz allen Wohlstands, für den man dankbar sein und nicht in das Klagelied vieler Bewohner Deutschlands einfallen sollte.
Original geschrieben von: whatshername61
Mir fällt dazu nur krasse Schaiße und es ist zum Kotzen ein. Wie viele müssen noch sterben, ehe Europa reagiert?!?!?!
Du benutzt immer so schöne Worte. WIE soll Europa reagieren?
Re: lebende engel
[Re: Koschla]
#150588 06/10/1311:10 AM06/10/1311:10 AM
ich möchte mich deiner meinung anschließen . Klar ist das zum weinen und schreien das so viele menschen sterben . doch devinitiv ist das problem nicht gelöst wenn grenzen nach europa geöffnet werden ! ...was die jungen marrokaner an geht die diesen weg beschreiten: sie sitzen den ganzen tag im internet cafe um mit deutschen frauen z.b. zu chatten warum schauen sie nicht mal im internet wie ihre chancen stehen ?? hört sich jetzt hart an weiß ich !! man kann auch nicht alles über einen kamm scheren weiß ich auch !! Beispiel : junger Mann lebt in Tetouan handelte mit waren über souta (man weiß wohl was gemeint ist)es ging ihm fianziell gut konnte sogar die eltern unterstützen !! zweite etage aufs haus wurde gebaut... unbedingt europa egal was wir ihm erklärten !! das ende vom lied falsches visum nach spanien dort versucht weiter zu kommen unter einem LKW !!! schwerer unfall beim absprung fast gestorben seine mutter ist fast verrückt geworden !!
Gruß Harera
ja alles [*****]e
Re: lebende engel
[Re: harera]
#150835 18/10/1310:57 AM18/10/1310:57 AM
Angesichts Tausender Todesopfer an den EU-Außengrenzen und im Gedenken an die jüngste Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa wird die Bundeskanzlerin mit dieser Aktion aufgefordert, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das Sterben an den europäischen Außengrenzen zu beenden. Am 24. und 25. Oktober tagen die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel. Dort hat die Bundeskanzlerin die Gelegenheit, ihr politisches Gewicht in Europa für eine Abkehr von der tödlichen Abschottungspolitik einzusetzen.
PS: Besonders krass war die Reaktion Europas auf die Rettungsaktion von Käpitän Stefan Schmidt. Weil er Menschen in Seenot rettete, kam er ins Gefängnis. Wo wird hier Zivilcourage anerkannt?
Und was wurde aus den Verantwortlichen des Patrouillenbootes der Guardia Civil , die das Flüchtlingsboot aus Marokko rammten? Habe leider nichts mehr davon gehört.
Last edited by whatshername61; 18/11/1307:23 PM. Reason: verbunden
Die sogenannte "Residenzpflicht" schreibt Flüchtlingen vor, dass sie ein bestimmtes Gebiet nicht ohne eine Sondergenehmigung verlassen dürfen - in manchen Fällen sind das die Grenzen eines Bundeslandes, manchmal nur die eines Regierungsbezirks.
Verwandte in einer anderen Stadt besuchen? Eine Beratungsstelle im Nachbarbundesland aufsuchen? Geht in vielen Fällen nicht. Denn die sogenannten "Verlassenserlaubnisse" können von den Behörden nach Gutdünken verweigert werden. Für diese Sondergenehmigungen müssen die Betroffenen in sechs Bundesländern sogar noch Gebühren zahlen. Flüchtlingen wird in Deutschland durch die Residenzpflicht ihr Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit genommen. Das ist in Europa einmalig. Quelle. Pro Asyl
Die zweite Prämisse der Asylpolitik lautete Anfang der 90er: Möglichst wenig Flüchtlinge sollen überhaupt ihren Fuß auf deutschen Boden setzen. Die damalige Bundesregierung verfolgte eine Strategie des Abblockens. Das wichtigste Instrument war dabei die Drittstaatenregelung. Danach verlor ein Flüchtling seinen Anspruch auf Asyl in Deutschland, wenn er auf seiner Suche nach Schutz durch einen als sicher eingestuften Staat reiste. Die Bundesrepublik mitten in Europa, umgeben von etlichen als sicher eingestuften Staaten - auf dem Landweg war Deutschland seither nur noch theoretisch legal zu erreichen. Im Rahmen der europäischen Einigung erweiterte das Dublin-Abkommen diese Regelung dann noch und legte fest, dass jeweils das EU-Land für das Asylverfahren zuständig war, das ein Hilfesuchender nach seiner Flucht zuerst betreten hatte. In der Regel also Länder an den EU-Außengrenzen.