Salam!
Erst mal ein Hallo an alle! Ich bin neu hier, und das wird mein erstes Posting. Es wird lang, also macht euch einen Tee.
Zunächst mal: Ich würde gerne mitmachen! Habe mal den gesamten thread gelesen, hier meine Ergänzungen:
Zur Frage, wieviele Kamele:
Wir waren vor 3 Jahren im Sinai zum Kameltrekking. 8 Leute, jeder ein eigenes Kamel zum Reiten. Plus 4 Führer mit - genau 4 Kamelen. Will sagen: Kamele sind Lasttiere, die im Sinai tragen locker 150 - 200 Kilo, und wir waren in den Bergen! Man braucht also neben dem "persönlichen" Kamel nicht noch extra Lasttiere mitnehmen. Vorausgesetzt, die Marokkaner sind genau so belastbar wie die aus dem Sinai. Die Kamele, meine ich. Was also bei zehn Wanderern und zehn Kamelen nicht mehr drauf passt, ist eh zu viel. Und ansonsten hatte jeder von uns einen Schlafsack und einen Rucksack dabei.
Das sollte reichen, wer jeden Abend duschen will, bucht TUI. Nicht zuletzt liegt der Reiz einer solchen Reise ja auch darin, reduziert unterwegs zu sein.
Zur Frage, ob gehen oder reiten: Völlig egal, Hauptsache, die Gruppe ist sich einig! Niemand von uns rennt auf Anhieb längere Zeit zu Fuß hinter einem Kamel her. Die gehen ihre 6 - 7 km/h durch. Immer. Mit Last. Bergauf. Über Steine oder durch Sand. Die Führer übrigens auch. Also: alle oder keiner :-)
Reiten: Den Faktor Eingewöhnung darf man nicht unterschätzen. Nach vier Stunden Reiten tat mir vom Zeh bis zum Rücken alles weh. Nach weiteren 2 Stunden der Rest bis hoch zum Kopf. Ungefähr in der Mitte ist es dabei ab dem nächsten Tag am schlimmsten. Das wurde auch bis zum Ende der Tour nicht mehr viel besser. Mit einem Recaro-Sitz komm ich klar, der Sattel meines Kamels war ungefähr das Gegenteil davon.
Zu Fuß: Besser! Reiten ist schön, aber wie Busfahren, nur nicht so bequem. Ich stelle mir das so vor:
http://www.kuestenblog.de/index.php?query=Karawane&amount=0&blogid=1 Und wenn man sich einig ist, dass
nur gewandert wird, dann braucht man lediglich ein paar Kamele zum Tragen des Gepäcks, für 10 Leute sollten 3 oder 4 Tiere reichen.
Das Bild ist übrigens von unserer Homepage, wir waren mit unserem LKW drei Monate in Marokko unterwegs, wen's interessiert:
http://www.kuestenblog.de Wieviel verbraucht ein Kamel auf Hundert? Die erste Woche nichts außer dem, was es sich nachts selbst zum Fressen besorgt. Wo das nicht geht, muss gefüttert werden, aber das ist überschaubar. Wasser: Kamele werden vor dem Treck druckbetankt bis zum Anschlag, danach brauchen sie die nächste Woche erst mal nichts. Der Mensch braucht viel eher was.
Problem: Brunnenwasser kommt nicht aus der Apollinaris-Quelle. Von uns verträgt das nur, wer morgens schon mit Wodka gurgelt. Im Sinai wurde das Wasser mit dem Jeep vorbei gebracht. Das war praktisch, gab der ganzen Tour aber so was von Club-Urlaub. Da ich annehme, dass das hier niemand will, muss das Wasser also entweder mitgenommen werden (das geht und kann durchaus sportlich werden) oder unterwegs besorgt werden. Also aus Brunnen (dann muss es gefiltert werden, was aber heutzutage kein Problem sein sollte) oder an einer der etwa drei Millionen Aubèrges, die es dort unten gibt. (Man muss schon gut planen, um
nicht an einer vorbei zu kommen.)
Das bringt uns zur Route: Mit unserem Truck sind wir eine Teilstrecke der Paris-Dakar nachgefahren. Das ging von Taouz nach Zagora, insgesamt etwa 250 km Piste. GPS-Koordinaten kamen aus dem Internet, und so ein Ding macht sich auch an einem Kamel gut. Nicht um den Weg zu finden (das kann der Führer besser), sondern um die zurückgelegte Strecke zu protokollieren und abends am Lagerfeuer den nächsten Tag über der Karte zu planen (wer kann schon seine Durchschnittsgeschwindigkeit über einen Tag schätzen?)
Auf dieser Tour entstand auch das obige Bild, und ich habe sie beneidet, wie sie da zu Fuß durch die Wüste gingen. Einen Tag später trafen wir Trekker aus der Schweiz mit Führer, die waren zu Fuß ohne Kamele unterwegs und hangelten sich von Dorf zu Dorf.
Es geht also auch abseits der Touri-Strecken, und hier habe ich eine Frage:
Wollt ihr eine solche Touri-Strecke machen, aber selbst organisiert, oder wollt ihr eine Strecke gehen, die ihr selbst geplant habt? Die Frage hat folgenden Grund:
Marokko lebt vom Tourismus (und vom Rif-Gebirge, aber das ist eine andere Geschichte...) Es gibt genügend Veranstalter, die Kameltouren anbieten. Dass 99 % davon Kaffetouren für Omi und Opi sind, dazu können die Berber nichts, die haben sich nur angepasst. Eine solche Tour braucht man also nicht selbst zu organisieren, die kann man buchen! Wenn's sein soll auch heftiger, Hassan vom Camping "Prends Ton Temps" in Zagora kann das. Das kostet dann Geld, ab etwa 50 Dirham für eine Stunde bis hin zu 300, 400 oder 500 Dirham pro Nacht mit Verpflegung, fast alles ist möglich. Dafür ist dann auch kein Veranstalter böse, dass da ein paar geizige Deutsche anrücken und ihnen den Verdienst wegschnappen, indem sie eine solche Tour selbst organisieren.
(Zum Thema Preise: Das sind natürlich Touri-Preise. Nachfrage erzeugt Angebot. Dass Veranstalter Tagestouren mit dem Land Rover für 300,- € anbieten liegt daran, dass es Leute gibt die das zahlen. Für Kameltouren gilt das Gleiche. Das Dumme ist nur, dass der Kamelführer, der sein Kamel sehr oft erst mal selbst geliehen hat, davon nur einen Bruchteil erhält. Der Rest geht in die Organisation.)
Wenn ihr selbst planen und organisieren und eine eigene Strecke aufmachen wollt: Super, ich bin dabei. Allerdings sollte man darüber nachdenken, dem Ganzen einen expeditionellen Charakter zu geben, um obiges Problem (mit der Konkurrenz) aus dem Weg zu gehen. Das kann man ja selbst definieren, und es hat sicherlich auch eine gewisse Bandbreite (Blumen und Kräuter sammeln, wir wären ja nicht die Ersten
). Außerdem macht ein tolles Motto die Sache erst rund. Dann noch eine schöne Webseite (helfe gerne) und es geht sich direkt viel weicher. Und es hilft einem, die Sache ernst zu nehmen. Und hier frage ich auch mal: Wie ernst nehmt ihr das Ganze? Für'n bisschen in der Wüste rumlaufen braucht ihr (s.o.) nichts selbst zu organisieren. Wenn es aber ernst zu nehmende Aspekte gibt - dann lasst es uns auch richtig machen. Ist ja alles denkbar, von Meditation über Wüstencamp bis hin zu Sternegucken und Weitwandern. Aber bitte keine Veranstaltung, die nur so tut als ob.
Zur Frage: Ob man mal eben kurz über die Grenze nach Algerien kann. Offiziell natürlich nicht, die Grenze ist bekannterweise dicht. In der Praxis waren wir mehrfach drüber, was schlicht darin liegt, dass der Grenzverlauf nicht klar definiert ist. Deshalb gibt es auch keine zuverlässigen Karten. In weiten Bereichen juckt's auch niemanden, und ob da mal eben ein marokkanisches Muli mit seinem Treiber achteinhalb Meter über der Tor-aus-Linie war interessiert die Algerier nicht, die haben andere Probleme. Es sei denn, die Mulis tragen Fässer mit Diesel, der von hüben nach drüben soll und dafür sorgt, dass Touristen billig Auto fahren
(wie das um Figuig herum der Fall ist).
Geplant und organisiert würd' ich's lassen. Unbedingt sogar. Davon abgesehen macht das für Wanderer auch wenig Sinn, das Gelände sieht über weite Strecken auf der einen Seite aus wie auf der anderen!
Zum Thema Gehen: Wer von euch ist schon einmal 200 km am Stück gewandert? 150? 100? 50? 20? Aha, schon eher. Trotzdem: 10 Tage à 20 km macht auch 200, und das ist eine Menge! Das ist auf topfebenen Wanderwegen in Deutschland schon eine Menge, in der Wüste erst recht. Plant mal mit 50 - 60 km in 8 - 10 Tagen. Das ist ja durchaus okay, es gibt eine Menge zu sehen unterwegs!
Thema Führer. Alles was man von Deutschland aus recherchieren kann, führt da vermutlich in die Touri-Ecke (ohne hier irgend jemandem mit Verbindungen nach Marokko auf die Füße treten zu wollen). Und Tagespreise von 50,- EUR für ein Leihkamel, nun gut, da kann man auch eine Veranstaltung buchen, s.o.
Am besten wäre es, vor Ort zu recherchieren, nachdem die Eckpunkte definiert sind, und sich Kamele direkt beim Halter zu organisieren. Und was die Ausübung der Tätigkeit "Führer" angeht: Jeder Marokkaner, der ein Kamel oder Muli besitzt, kann uns mehr von seiner Heimat zeigen, als wir in 10 Tagen bewältigen können.
Wir werden Ende des Jahres mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder in Marokko sein, und wir könnten versuchen, vor Ort mal ein paar Fakten zu schaffen, für die weitere Planung.
Und noch eine Anregung: Müssen es Kamele sein? Sieht auf Fotos gut aus, schon klar. Aber für einen solchen Treck wie er hier angestrebt wird, vor allem, wenn ausschließlich gewandert werden soll und nur das Gepäck befördert werden soll, sind Mulis absolut ausreichend. In Marokko kann man Mulis für 500 DH KAUFEN! Nach dem Treck könnten die Tiere dem Führer überlassen werden. Der kann sie nutzen, und wenn wir wieder unterwegs sein wollen, ziehen wir alle wieder los.
So, und jetzt trink ich meinen Tee aus, und dann geh' ich ins Bett!
Bodo