Es sollte die erste Gay Cruise mit einem Zwischenstopp in einem arabischen Land werden, warb der US-Reiseveranstalter RSVP Vacations für seine einwöchige Tour mit der "MS Nieuw Amsterdam" durchs Mittelmeer . Am Freitag stach das Luxusschiff der Holland America Line mit rund 1.600 Schwulen und Lesben an Bord im spanischen Barcelona in See, um am Samstag zu einem zwölfstündigen Stopp in Casablanca anzulegen - doch die Behörden sollen dafür kurzfristig die Genehmigung zurückgezogen haben. Die "Nieuw Amsterdam" drehte um und ging stattdessen in der südspanischen Stadt Málaga vor Anker.
"Unser Hafenbüro in Casablanca hat uns mitgeteilt, dass - trotz vorheriger Bestätigung - die Behörden in Marokko den geplanten Besuch verweigert haben", heißt es in einer Mitteilung von RSVP Vacations an die Passagiere, die an mehrere Medien weitergeleitet wurde.
Die von gemäßigten Islamisten geführte Regierung nahm zu dem Vorfall zunächst nicht Stellung. Am Sonntag dementierte Tourismusminister Lahcen Haddad jedoch die Darstellung von RSVP Vacations. "Wir verbieten hier keine Kreuzfahrtschiffe und informieren uns auch nicht über die sexuellen Vorlieben der Teilnehmer", erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die "MS Nieuw Amsterdam" könne jederzeit umkehren und den Landgang in Casablanca nachholen, sagte Haddad. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Schiff allerdings bereits auf dem Weg in die andalusische Hafenstadt Cadiz. Das Dementi des Ministers könnte auch wirtschaftliche Gründe haben: Marokkos Tourismusindustrie trägt zu etwa zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, rund 450.000 Menschen sind in der Tourismusindustrie beschäftigt.
Der Zwischenfall hat zwischenzeitlich in Marokko, nicht nur in Tourismuskreisen, ziemlich viel Staub aufgewirbelt. Marokkanische Medien haben ungewöhnlich schnell darüber berichtet.
http://www.yabiladi.com/articles/details/11642/maroc-polemique-autour-l-interdiction-debarquer.html