Ihr macht mich neugierig mit eurem Käsekuchen mit Ziegenkäse.
Den möchte ich doch mal probieren.
Gibt es den in Deutschland auch zu kaufen?
Wenn ja, wo?
Das ist ein kulturelles Problem: Nur ein Vergleich: Während in Frankreich 536.000 Tonnen Ziegenmilch produziert werden und jeder Franzose rund 600 Kilo Ziegenkäse im Jahr verspeist, sind es in Deutschland nur 36.000 Tonnen Ziegenmilch und 50 Gramm Käseverbrauch pro Kopf. Trotz Gesundheitstrends und Tourismus, der die Speisepläne der Deutschen in den letzten Jahren enorm beeinflusst hat, verbinden große Teile der deutschen Bevölkerung nach wie vor mit Ziegenprodukten Stallgeruch und schlechtem Geschmack.
Quelle : Die Ziege als Sündenbock
Wir sind über fast zwei Jahrzehnte mit allen möglichen etepetete-Edel-Münchnern auf eine Insel in Dalmatien gefahren, wo es neben einem fulminanten Essen in großen Schüsseln (war mit deutschen Freunden auch immer ein Problem der Verteilungsgier - egal wie zivilisiert sie in München waren, kaum standen die Schüsseln auf dem Tisch brach die Anarchie aus) morgens zur
latte machiato eine aufgeschäumte Milch von feinster Struktur und hübsch warm gab. In der Regel wurde diese Milch auf einer großen Terrasse mit einem weiten Blick über das Meer bis nach Italien in großen Mengen in den nach türkischen Gewürzen duftenden Kaffee gegossen. Immer erst kurz vor der Abreise haben wir dann den Miturlaubern eröffnet, daß es sich bei dieser zartwarmen, perlenden Milch um ZIEGENMILCH gehandelt hätte: regelmässig waren sämtliche Beteiligten kurz vor dem sich Übergeben und fühlten sich total reingelegt, um nicht zu sagen gelinkt. Weil den Weinbauern- und Fischer-Gastgebern niemand je auf die Idee gekommen wäre, Kuhmilch zu kaufen oder zu benützen (es gab auch warmen Pudding aus Ziegenmilch, Eierschaumcreme mit Ziegenmilch und Broschek und natürlich zerbröselte Kekse mit einer Ziegenmilchcreme wie oben beschrieben darübergegossen: alles mit großem aaah und oooh (wie lecker!) hinuntergeschlungen.
Warm war sie, weil sie frisch von der Ziege kam, geperlt hat sie, weil von Hand gemolken worden war. Man sieht, auch Ziegen sind vor Rassismus nicht gefeit.
Josi
Noch etwas scharf Geschliffenes zu dem Thema, daß das was Du siehst nicht immer das ist was Du bekommst (von Heine):
Donna ClaraIn dem abendlichen Garten
Wandelt des Alkaden Tochter
Pauken- und Trommetenjubel
Klingt herunter von dem Schlosse
»Lästig werden mir die Tänze
Und die süßen Schmeichelworte,
Und die Ritter, die so zierlich
mich vergleichen mit der Sonne.
Überlästig wird mir alles,
Seit ich sah, beim Strahl des Mondes,
Jenen Ritter, dessen Laute
Nächtens mich ans Fenster lockte.
Wie er stand so schlank und mutig,
Und die Augen leuchtend schossen
Aus dem edelblassen Antlitz,
Glich er wahrlich Sankt Georgen.«
Also dachte Donna Clara,
Und sie schaute auf den Boden;
Wie sie aufblickt, steht der schöne,
Unbekannte Ritter vor ihr.
Händedrückend, liebeflüsternd
Wandeln sie umher im Mondschein,
Und der Zephir schmeichelt freundlich,
Märchenartig grüßen Rosen.
Märchenartig grüßen Rosen,
Und sie glühn wie Liebesboten. -
Aber sage mir, Geliebte,
Warum du so plötzlich rot wirst?
»Mücken stachen mich, Geliebter,
Und die Mücken sind, im Sommer,
Mir so tief verhaßt, als wärens,
Langenasge Judenrotten.«
Laß die Mücken und die Juden,
Spricht der Ritter, freundlich kosend.
Von den Mandelbäumen fallen
Tausend weiße Blütenflocken.
Tausend weiße Blütenflocken
Haben ihren Duft ergossen. -
Aber sage mir, Geliebte,
Ist dein Herz mir ganz gewogen?
»Ja, ich liebe dich, Geliebter,
Bei dem Heiland seis geschworen,
Den die gottverfluchten Juden
Boshaft tückisch einst ermordet.«
Laß den Heiland und die Juden,
Spricht der Ritter, freundlich kosend.
In der Ferne schwanken traumhaft
Weiße Liljen, lichtumflossen.
Weiße Liljen, lichtumflossen,
Blicken nach den Sternen droben. -
Aber sage mir, Geliebte,
Hast du auch nicht falsch geschworen?
»Falsch ist nicht in mir Geliebter,
Wie in meiner Brust kein Tropfen
Blut ist von den Blut der Mohren
Und des schmutzgen Judenvolkes.«
Laß die Mohren und die Juden,
Spricht der Ritter, freundlich kosend;
Und nach einer Myrtenlaube
Führt er die Alkadentochter.
Mit den weichen Liebesnetzen
Hat er heimlich sie umflochten;
Kurze Worte, lange Küsse,
Und die Herzen überflossen.
Wie ein schmelzend süßes Brautlied
Singt die Nachtigall, die holde;
Wie zum Fackeltanze hüpfen
Feuerwürmchen auf dem Boden.
In der Laube wird es stiller,
Und man hört nur, wie verstohlen,
Das Geflüster kluger Myrten
Und der Blumen Atemholen.
Aber Pauken und Trommeten
Schallen plötzlich aus dem Schlosse,
Und erwachend hat sich Clara
Aus des Ritters Arm gezogen.
»Horch! da ruft es mich, Geliebter;
Doch, bevor wir scheiden, sollst du
Nennen deinen lieben Namen,
Den du mir so lang verborgen.«
Und der Ritter, heiter lächelnd,
Küßt die Finger seiner Donna,
Küßt die Lippen und die Stirne,
Und er spricht zuletzt die Worte:
Ich Sennora, Eur Geliebter,
Bin der Sohn des vielbelobten,
Großen, schriftgelehrten Rabbi
Israel von Saragossa.