Hallo Koschla,
ich war am letzten Wochenende mit meinem Mann in Versailles und da hat man dann einen Eindruck, warum es gut ist einen König zu haben, egal was er kostet: solange seine Frau nicht sagt, daß das Volk eben Kuchen essen soll, wenn es kein Brot hat, solange ist es wichtig und richtig, daß ein König, ein Staatsoberhaupt, jemand der etwas zu sagen hat, gut und prächtig residiert.
Der Mensch will das: alles andere verachtet er.
Wohin keine Pracht führen kann sieht man an Deutschland: demnächst werden wir auch noch von einem verlogenen evangelischen Pfaffen repräsentiert, dem der Neid ins Gesicht geschrieben steht und der seinesgleichen gnadenlos hat dranglauben lassen - wer jedoch jemals vor dem Kanzlerbungalow gestanden hat und die Pfarrerstochter aus der Uckermark an ihrem Schreibtisch hat stehen sehen, der weiß, warum nicht nur sie, sondern wir alle demnächst in Apfelsinenkisten hausen werden. Die gesamte Nachkriegsgeneration in Deutschland hat ohne sich auch nur ein Gramm Lebensqualität zu gönnen, geschuftet bis zum Umfallen und hat alles Lebens- und Liebenswerte auf den Ruhestand verschoben: ich erspare mir den erneuten Hinweis, wohin dieses ganze dem Staat nur geliehene Geld hin entschwunden ist und hin entschwunden sein wird - daß es weg ist, ist offensichtlich, es ist nur noch nicht angekommen beim Volk.
Schauen wir uns deshalb mal Marokko an: mit den Staatsschulden die Marokko hat läßt sich gut Staat machen - es ist ein Klacks. D.h. in Kategorien eines gut geführten Unternehmens gesprochen: es mangelt an diesem und jenem und die Produktionsmittel könnten neuer und besser sein, auch die sozialen Bedingungen der Beschäftigten lassen (noch) zu wünschen übrig, aber alles in allem steht das ganze Unternehmen auf gesunden Eigenkapitalfüssen, ist weder überschuldet, noch marode, noch verkommen und auch nicht verelendet - weder kulturell noch sittlich wie es der gesamte Osten schon seit Jahrzehnten ist und der Westen diesem schlechten Beispiel mit hurra in den Untergang folgt.
Auch die Mafia hat noch nicht wirklich Fuß fassen können.
Und was das Wichtigste ist:
Marokko hat Potenzial nach oben - auch hier in Kategorien eines mittelständischen Unternehmens gesprochen: es hat Erfindungen en-masse in petto, es hat menschliches Kapital, das noch nicht annähernd gehoben ist, es hat belastbare Ressourcen, um auch knappere Zeiten zu überstehen - wäre Marokko ein DAX-Unternehmen: man sollte jetzt Aktien kaufen, sie werden steigen. Steigen. Steigen.
Und in zwanzig Jahren bekommt man das Doppelte dessen raus, was man investiert hat und an dem erarbeiteten Geld wird kein Blut und keine Tränen kleben.
Dafür darf man von einem König erwarten, daß er repräsentiert: nicht so ein komisches Jackettchen überm kleinen Bäuchlein mit einem verschämten Grinsen im Gesicht und an einem Schreibtisch, von dem unschwer zu erkennen ist, daß er für einen Bürokraten taugt, aber nicht für Respekt, nicht für Abstand, nicht für Distanz. Vor Deutschland hat kein Mensch mehr Respekt: es wird benützt, ausgenützt, hintergangen, übervorteilt, übertölpelt und es bedankt sich auch noch dafür.
Wenn man die Gemächer in Versailles sich ansieht und die drei, vier Räume (antichambrieren kommt daher), die notwendig waren, bis man überhaupt mal vorgelassen worden ist, dann weiß man natürlich auch, daß der direkte Weg eines Roland-Berger-Beraters (die geistlosesten Menschen seit es Berater gibt) in die Merkelsche sms hinein, eine viel zu niedrige Hürde darstellt und exakt so sehen dann auch die Ergebnisse aus.
Einen Wulff aus seinem Amt kicken zu können von einem präpotenten BILD-Redakteur, der Nachts unter Kastrationsängsten leidet, weil die wichtigsten Positionen in dieser Nation von sozialen Emporkömmlingen, weiblichen noch dazu, besetzt sind und er ihnen dienen muß (Friede Springer = Kindermädchen der Kinder von Springer senior, Liz Mohn/Bertelsmann = Sekretärin des alten Mohn, Merkel = harmloses hässliches Entlein, von ihrem Ziehvater Kohl kreuzdämlich unterschätzt), das geht nur, wenn der nicht von Natur einen Palast sein eigen nennt und auf so ein bescheidenes Klinkerbauhäuschen mit Krüppelwalmdach schon aus geschmacksverirrenden Gründen nicht anspringt.
Wir alle sollten also für mehr Pomp und Pracht plädieren und für mehr Sicherheit im absoluten Reichtum derjenigen, die uns regieren: auch ein König kann nur ein Klo benutzen (absolutes sorry für diesen Ausdruck, er gilt Kathi und nicht dem König), auch ein König kann nur eine Tasse Kaffee auf einmal austrinken und auch die nicht kochend heiß und mehr als essen geht auch nicht: es muß ja irgendwo reinpassen und irgendwo wieder rauskommen können. Zu allen Zeiten in allen Weltmächten, sogar in Lummerland, haben Könige prachtvoll sein müssen: es gibt kein Volk auf dieser Welt das jemanden achtet, der sich nicht selbst achtet und Macht und Distanz gehören nunmal zusammen.
Bei meinem Gang durch Versailles und den vielen Japanern, die dort herumgeblitzt haben, laut und despektierlich auch in dem Raum palavert haben wo Marie Antoinette der Kopf eines ihres Beraters auf einem Spieß am Fenster entgegengehalten worden war, habe ich mich sehr unwohl gefühlt: ich habe mich umgesehen, ich habe mich leise entschuldigt, daß auch ich hier unter den Gaffern bin und ich war mir sicher, daß ich etwas schemenhaft erkennen kann, etwas in der Zukunft liegendes:
daß diese Räume wieder leer sein werden. Daß alle hinausgeworfen sind, die sein Parkett beschmutzen, daß der ganze laute Pöbel, das Volk, die Zudringlichen, die Respektlosen, die Proleten hinweggefegt sein werden und sich ein einsamer, mit seiner gesamten Verantwortung beschwerter König dort wieder seinem Volk zu festgesetzten Zeiten zeigen wird und sich keiner mehr erinnern kann wie es war als der Luis de Funes mit Toupet (Sarkozy) den Napoleon gegeben hat, dabei dämlicher aussehend als Merkel beim Abschreiten einer Militärparade: sobald seine Frau in sein Blickfeld geraten ist, sieht er aus wie eine läufige Katze angesichts eines mächtigen Katers - leider sind die Rollen nicht die, die Frankreich derzeit braucht.
Hat eigentlich jemand mitbekommen, daß jetzt tatsächlich die Überweisungen auf dem Tisch sind von Gaddafi's Sohn für den Wahlkampf von Sarkozy? 51 Millionen sollen in einem Jahr überwiesen worden sein: wie dumm, daß man den Armen später dann bombardieren musste.
Josi