Liebe Choppy,

ich möchte Dich bestärken bei Deiner klaren und sauberen Argumentationslinie zu bleiben: es gibt genügend Leser aus dem Internet, die mit solchen Diskussionen wesentlich mehr anfangen können als der Bodensatz hier im Forum - der verfälscht das Bild ganz erheblich. .

Hier noch ein kleiner Hinweis für Österreich zum Weiterlesen (den link schicke ich später, weil ich nicht sicher weiß, ob die entsprechende Studie online ist):

Vor Jahren hatte ich mit dem Ludwig-Boltzman-Institut für Menschenrechte in Wien zu tun, die unter anderem die Menschenrechtslage in Ländern untersuchen, die bekannt dafür sind notorisch gegen die Menschenrechtskonvention zu verstossen. Mir ist dabei ein ganzer Stapel Stastiken und Studien in die Hand gedrückt worden und als ich sie später dann mal zur Brust genommen habe, da habe ich nicht schlecht gestaunt:

sie haben es gewagt und haben eine Studie bei der EU finanziert und genehmigt bekommen, die die Menschenrechtslage in ÖSTERREICH (einem EU-Land und dazu ihre Heimat) unter die Lupe genommen hat. Diese Studie lässt Österreich in einem überraschend schlechten Licht dastehen (nicht im Vergleich mit anderen EU-Ländern, sondern im Vergleich mit Amnesty-International-Diktaturen): Menschenrechtsverstösse sind nicht die Ausnahme, sondern obligatorisch, der Filz verhindert das zur Rechenschaftziehen von korrupten Beamten und totschlagenden Polizisten, der Rechtsweg ist nicht garantiert, sondern reine Augenwischerei: wer schwarz, farbig oder Marokkaner ist, hat keine Chance Recht zu bekommen etc. etc.

Ich war verblüfft:

nicht nur über die Ergebnisse, sondern auch über die Chuzpe einer solchen inmitten von Wien ansässigen Institution mit einer so langen Tradition wie das Ludwig-Boltzmann Institut, eine solche Studie überhaupt zu beantragen (überhaupt zu DENKEN, daß man das eigene Land auch mal näher betrachten sollte) und über die Entschlossenheit sie auch finanziert zu bekommen. Solche Studien kosten dann schonmal einen Batzen Geld und so wie ich die dort arbeitenden Menschen kennengelernt habe, würden sie es auch lieber für Amnesty International ausgeben als für Inlandsrecherchen, die ihnen nur Ärger eintragen können.

Im übrigen sind die Aufstände in Europa nur der Anfang:

sie sind auch keineswegs Aufstände der Banlieus (die werden aber nachziehen und zwar mit einer Macht, daß Paris so aussehen wird wie seinerzeit während der Schreckensherrschaft von Saint Just), sondern das direkte Ergebnis der Finanzkrise: die 5 grössten Banken haben die grössten Gewinne ihrer Geschichte gemacht, kein Bankster hat auch nur irgendeine Konsequenz ziehen müssen aus seinen Machenschaften und die Rechnung zahlt der kleine bis mittlere Angestellte im Hamsterrad: der wird es irgendwann mal sein, der den Nächstbesten am nächstbesten Laternenpfahl aufhängt. Leider wird das dann wieder kein Bankster sein, sondern die von einem Schäferhundbesitzer zusammengetriebenen Andersaussehenden: in Griechenland haben sie damit ja schon begonnen.

Keiner weiß wie es ausgeht

Deshalb lieber Najib, ist das Internet zwar wirklich eine Erfindung wie das Messer, aber es ist gleichzeitig auch ein fallendes Messer, das aufzufangen nicht wenig Geschick und noch mehr Mut erfordert: bevor ein Aufständischer sich zusammenrotten kann per Handy, hat es längst der Bankster genutzt für seine marodierenden Finanzschwärme, die unsere Pensionen aushöhlen und die Lebensversicherungen zu Makulatur machen werden. Österreich hat sich in Ungarn so verspekuliert, daß es derzeit von der rechtsradikalen ungarischen Regierung nach Belieben sich erpressen lassen muß und dabei jede demokratische Errungenschaft in die Tonne tritt (Pressefreiheit gekappt, Pensionen beschlagnahmt etc.).

Da ist es dann nicht nur verständlich, sondern für die eigene Angstabwehr (Ringsgwandl: "mir san die A r s c h l ö c h e r, denn mir hams gwählt") (denk)notwendig, daß man sich ganz besonders auf die Kleinkriminellen im Bahnhofsviertel konzentriert: leider ist diese Mischung trotz allem Zynismus, den ich bei diesem Thema nicht vermeiden kann, brandgefährlich.

An die eigene Familie denken

Deshalb, liebe Choppy: Augen auf und immer auf mehreren Hochzeiten tanzen - was für mich heißt, die Multiationalität in meiner Familie zur Diversifikation zu nutzen: wenn man mit einem Marokkaner verheiratet ist, dann tut man gut daran ihn nicht zu kastrieren, sondern sich mit ihm gemeinsam darum zu kümmern, daß beide Zugehörigkeiten jederzeit belastbar und stabil sind und wenn man kann, auch in beiden Ländern Land zu besitzen oder wenigstens eine Wohnung oder ein Haus: Land ist aber derzeit wesentlich besser, weil man davon etwas runteressen kann.

Sollte es hart auf hart kommen.

Kommt es nicht so schlimm wie ich befürchte, hat man nichts verloren, sondern öffnet seinen Nachfahren einen weiteren Horizont, eine weitere Sprache, einen weiteren Kulturkreis: das sind dann die Besten der Besten. Sie sind es, die im Himmel beschlossen haben, beim nächsten Spermaabwurf in einer Multiethnie zu landen, damit ihre Gene einen Überlebensvorteil haben: man könnte diese Weisheit auch göttlich nennen.

Josi