ich werde einige Anmerkungen zur königlichzen Rede machen und hoffe auf eine sachliche Diskussion, an der, hoffe ich, auch viele Landsleute teilnehmen möchten, denn es geht um die Zukunft der ersten Heimat, wenn man so will.
Es geht aber auch um die Zukunft von Tamazight in der neuen angekünditen Verfassung.
Im Gegensatz zu vielen sehe ich die Rede des König sehr skeptisch und finde sie sehr allgemein, denn der König wiederholte bestimmte Ideen und Vorschläge, die er seit 1999 in Abständen immer wieder in seine Reden erwähntt hatte. Für viele ist diese Rede eine Revolution, ich frage mich aber was ist daran REVOLUTIOÄR?
Die Grundlagen dieser Diskussion sind:
Die Königliche Rede vom 09.03.2011 Der Bericht der Königlichen Kommission für die Regionalisierung Ein Text zum Thema Regionalpolitik auf dieser Hompage Die marokkanische Verfassung!
Die staatlich kontrollierten Medien hatten am 18. und 19.02., d.h. ein Tag vor den Demonstrationen am 20.02., die Menschen in Marokko manipuliert, in dem die Medien anngekündigt hatten, dass die Demonstrationen am 20.02. abgesagt worden wären. Man hatte Angst davor. Eine Woche zuvor wurden die Jungen Leute der Bewegung 20.02. in den Medien und staatlichen Zeitungen als Separatisten, Schwule usw... bezeichnet,und es bildeten sich zwei Fronten: die einen waren für den 20.02. und die anderen dagegen. Die Gegener der Bewegung 20.02. bezeichnen sich als Königstreue ( als ob die Befürworter des 20.02. Königsgegner wären?), und darunter waren fast alle kontrollierten und vereinnahmten politischen Parteien. Die Befürworter der Bewegung 20.02. sind junge Leute, die sich über Facebook organisiert hatten, sie wurden unterstützt von Menschenrechtsorganisationen, von der masirischen Bewegung, von einigen unabhängigen Linken, von den Gewerkschaften, von einigen radikalen Linken, von den Islamisten der Aladl wa Alihssan,von einigen gemässigten Islamisten der PJD und von viele Jungen und alten Marokkanerinnen, die bis dahin unpolitisch waren!
Ihre Forderungen waren:
1. Die Einführung einer parlamentarischen Monrachie, das bedeutet: die Einschränkung der königlichen Macht im Staate und in der Wirtschaft.
2. Die Trennung der persönlichen Wirtschafstinteressen von der Staatspolitik. Diese Forderung zielte auf die Geschäftsleute des Königs, die ihre Nähe zum König in wirtschaftlichen Geschäften ausnutzen. Man muss wissen, dass die königliche Holdingsgesellschaft ONA wichtige Bereich der marokkanischen Wirtschaft kontrolliert.
3. Das Ende der Regierung, an der fast 9 Minister mit einander verwandt sind und alle wichtige Funktionen im Staate besetzen und an Verwandete vererben.
4. Eine Umverteilungs- und Sozialpolitik im ganzen Land
5. Die Anerkennung der Amasirität Marokkos und der masirischen Sprache ( Tamazight ) als offizielle Sprache Marokkos nebem dem Arabischen.
6. Die Verurteilung aller hohen Beamte ( sie werden direkt vom König ernnant!), die in Korruptionsskandale verwickelt sind
7. Die Demokratisierung der Medien. Man muss wissen, dass wir zwar viele neue Sender haben, sie werden aber weiterhin kontrolliert, und viele kritische Stimmen dürfen in den Medien nicht eingeladen werden. Eine Kontrollierte Liberlasierung der Medienlandschaft!
8. Endlich die Umsetzung der Unabhängigkeit der Justiz, die der König seit 1999 ankündigt! Der vorletzte Jusitzminister legte 19 Reformvorschläge der Justiz vor, und kurz danach wurde er vom König entlassen und mit anderen Aufgaben beauftragt.
Nun, dies sind u.a die wichtigsten Forderungen der Bewegung 20.02.!
Der König sprach am 09.03. aber was sagte er ganz genau?
Er ging zunächst auf die Regionalisierungspolitik ein, denn er setzte vorher eine Kommission ein, die einen Regionalentwurf vorlegen sollte! ( Ein Text zum Thema Regionen und Regionalpolitik muss hier auf der Hompage lesen)
Der Entwurf der Regionalkommission ist enttäuschend:
Erstens, alle haben eine POLITISCHE REGIONALISIERUNG erwartet, d.h. die Verschiebung der politischen Macht auf die Regionen, damit Rabat nicht alles weiterhin entscheidet, aber die Kommission orientierte sich LEIDER und WIEDERMAL an Frankreich und legte eine WIRTSCHAFTLICHE und SOZIALE REGIONALISIERUNG vor, die an die französischen Deppartements erinnert. Der Entwurf der Kommission präzisiert und erweitert die Kompetenzen der aktuellen Regionen, ausserdem darf der Präsident des Regionalrates nun gewählt werden und ist dann das Exekutivorgan der Region, und nicht wie vorher der Gouverneur oder Wali, aber die Regionen werden also weiterhin finanziel und politisch abhängig bleiben von den Entscheidung der Regierung in Rabat, deren Chef der König persönlich ist ( Artikel 25 der Verfassung). Die politische Regionalisierung, die alle sich erhofft hatten, ist nicht eingetretten. Und somit bleibt dieser Entwurf hinter allen Forderungen der Fachkreise und politischen Gruppen. Die Zahl der Regionen wurde zwar reduziert von 16 auf 12, wobei noch 2 Regionen reduziert werden sollten, die Namen der Regionen blieben aber fast unverändert, man will eine regionale Identifikation schaffen und stärken, und führt Namen der Städte als Namen für die Regionen ein, anstatt die vorhandenen regionalen Bezeichnungen zu nehmen?
Die wirtschaftliche Regionalsierung kennt Marokko seit 1971, und zwar als die ersten Wirtschafszentren durch den damaligen Innenminister Basri geschaffen wurden,um die Disparitäten ( Ungleicheiten)zwischen den Regionen zu reduzieren. Nun wird das Ganze demokratisch legitimiert. FAKT ist, die Kommission konnte nicht mehr erreichen, denn der KÖNIG hat das ZIEL vorher formuliert: MAROKKO BRAUCHE eine fortschrittliche REGIONALISIERUNG. Das ist eine bewusste unpräzise Formulierung des Königs, und das ist nicht das erste Mal, dass er sich BEWUSST ungenau äussert! In der Politik- oder Rechtswissenschaft gibt es KEINE fortschrittliche Regionalisierung als Konzept. Es gibt NUR 3 Arten der Regionalisierungspolitik:
1. Eine adminitrative Regionalisierung ( Teile der Zentralverwaltung gehen in die Regionen) 2. Eine wirtschaftliche und soziale Regionalisierung ( Teile der Kompetenzen im Bereich der Wirtschaft und Soziales gehen in die Regionen) 3. Eine politische Regionalisierung ( Die politische Macht wird mit den Regionen geteilt, die dann eigene Parlamente, Gerichte und Regierungen bilden können)
Die ersten beiden Konzepte kennt Marokko seit 1971, nun werden beide Konzepte demokratisch legitimiert, und das ganze soll als eine Revolution verkauft werden!
Als der König die Reggionalisierungskommission ernannte, dachten alle, nun machen wir einen riesen Schritt Richtung politische Dezentralisierung, und am Ende haben wir eine wirtschaftliche Dezentralisierung auf der Ebene der Region.
Und so ist wird es wahrscheinlich auch mit der Ankündigungen des König zur Verfassungsreform.
Ich äussere hier meine persönliche Meinung und bin bereit, darüber mit allen zu streiten.
Um zu wissen, ob die Rede wirklich revolutioär ist oder nicht, muss man das politische Leben in Marokko kennen und die Verfassung und die Verfassungswirklichkeit im Auge ( besser im Kopf) haben!
Der König besitzt VORRECHTE in der aktuellen oktroyierten VERFASSUNG, diese Verfassung ist nicht das Ergebnis einer Diskussion zwischen allen politischen Akteure, sondern eine einseitug vom damaligen König Hassan 2 und seine Juristen verfasstes Dokument. Laut dieser Verfassung darf der König ernennen wen er will, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, und ohne politische Kontrolle. Der verstrorbene König Hassan2 antwortete auf die bristante Frage eines Journalisten nach der politischen Kontrolle im Staate so: " der König kontrolliert die Regierung ( machtlos ) und das Paralment ( wirkungslos), und Gott kontrolliert den König" !
Eine Verfassungskommission zu ernennen, deren Mitglieder fast überwiegend konservative Juristen, entspricht nicht das, was die Demontranten forderten: Sie wollen eine demokratische und unabhängige Institution, die eine neue Verfassung ausarbeiten soll. Mich hat es nicht überrascht, dass die kontrollierten politischen Parteien geschwiegen haben, denn normalerweise, sind politische Parteien die Akteure schlechthin, die in einer Verfassungsreform mitzureden haben, aber daran sieht man, welches Gewicht die Parteien haben. Aber wenn es um die Mobilisierung und Demonstrationen gegen eine spanische politische Partei geht, sind sie da, im wichtigen Moment der Verfassungsreformen sollen sie NUR ANGEHÖRT werden. Wer entscheidet dann über die Reformen und neuen Formulierungen?
Für die Reformen der Regionen hat der König das Ziel formuliert, und die Kommission hat dieses Ziel umgesetzt! Und genau so ist es auch mit der Verfassungskommission. Wir haben nun den Entwurf der Regionalkommission gelesen und festgestellt, dass es nicht die Reform ist, die man erwartet hatte!
Und auch die Rede des Königs vor der Verfassungskommission macht deutlich welche Bereiche reformiert werden sollen und welche nicht!
Die Demonstranten sind nicht gegen die Monarchie an sich, sondern gegen ihre DOMINANZ und ÜBERMACHT im Staate und in der Wirtschaft, und deshalb haben sie eine parlamentarische Monarchie gefordert. Ich habe sehr oft geschrieben, dass die FORM der Monarchie ein Problem im politischen Leben ist, und diese Form soll reformiert werden. Wenn aber der König von Anfang an sagt, die Monarchie darf nicht Gegenstand der Reform sein, dann wissen wir jetzt schon, was im Juni als REVOLUTIONSENTWURF wiedermal präsentiert werden wird.
Der König ist der Laut Artikel 19 der Verfassung der Staat, die Religion, die Politik, die Wirtschaft, den Sport, die Kultur in Person, und wenn diese Prärogative nicht reformiert werden dürfen, dann werden wir eine Stärkung der Regierungsarbeit und des Parlaments erleben mit einer weiterhin DOMINANZ der MONARCHIE im politischen System. Es gibt einen Punkt in seiner Rede, den man positiv aber unterschiedlich interpretiern kann: das ist der Hinweis auf die REFORM als eine VERTEILUNG und GLEICHGEWICHT der MACHTVERHLÄTNISSE. D.h. Es kann gut sein, er DAS INNENMINISTERIUM an die gewählte REGIERUNG abgibt, denn dieses Ministerium ist ein STAAT im Staat, sein Einfluss reicht bis ins kleinste Dorf in den Bergen! Die anderen Artikeln, die auch reformiert werden sollen, sind minimale Reformen und sollen die Regierungs- und Parlamentsarbeit stärken, aber in der jetzigen Verfassung ist einiges in diese Richtung vorgesehen und trotzdem wissen alle politische Akteure, dass die wichtigen politischen Entscheidung ausserhalb der Regierung gefällt werden. Und im Vergleich zur Rolle der Monarchie im Staate und in der Wirtschaft, sind die legitimen Institutionen politisch sehr schwach. Die Funktionäre der politischen Parteien sind Vollzugsbeamte der Politik der Monarchie geworden, sie haben keine Projekte, sie wollen nur dienen!
In Europa gab es lange politische Auseinandersetzung um die Macht und ihre Verteilung im Staate! und am Ende haben wir zwei FORMEN der Demokratie:
Ein demokratisch republikanisches System und ein parlamentarisches demokratisches System! Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Auch in England, das Mutterland der Demokratie, musste die absolutische Monachie sich zunächst zu einer konstitutionellen Monarchie reformieren und später ist sie eine Parlamentarische Monarchie geworden. Diejenigen Kräfte, die keine Veränderungen wollen, reden von der marokkanischen Ausnahmen, und erfinden neue politische KONZEPTE, damit alles beim alten bleiben kann! Der König M6 hat selbst von der EXEKUTIVEN MONARCHIE gesprochen, und diese Monarchie dominiert und überlagert alle gewählten Institutionen. Und wenn er von der Demokratie und Modernisierung spricht, dann weiss er ganz genau, was er sagt,denn eine Exekutive Monarchie ohne politische Kontrolle und ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, ist eine ABSOLUTISTISCHE MONARCHIE. Es gibt es nur die Wahl zwischen einer parlamentarischen und der aktuellen Monarchie. In einer parlamentarischen Monarchie herrscht der König, regiert aber nicht. In der heutigen exekutiven Monarchie regiert der könig und herrscht zugleich, und das hat mit Demokratie nichts zu tun. Selbst wenn er dem gewählten Premierminister mehr Kompetenzen übertragen würde, bleibt der König durch Artikel 19 Chef, denn er kann OHNE REGIERUNG ein GESETZ erlassen! Die demokratischen Fassaden ( Regierung, Parlament, Parteien) des politischen Systems zu reformieren und ihnen mehr oder neue Kompetenzen zu geben, ohne die Vorrechte der Monarchie zu reformieren, hat sehr viel mit VERFASSUNGSVERBESSERUNG als mit einer VERFASSUNGSREFORM zu tun, Marokko braucht eigentlich eine VERFASSUNGSÄNDERUNG und keine VERFASSUNGSVERBESSERUNGEN, man kann die Ankündigungen als VERFASSUNGSREFORMEN verkaufen, aber die RICHTLINIEN der VERFBESSERUNGEN hat der KÖNIG schon formuliert, ich glaube nicht, dass die Verfassungskommission den KERN der Macht im Staate reformieren wird; wir werden das ERGBEBNIS abwarten müssen! Um meine Positionen verstehen zu können, muss man nur die aktuelle VERFASSUNG lesen, und die alten und neuen politischen Forderungen kennen!!
Tamazight und die Verfassungsreform:
1996 versammelten sich die berberischen(masirischen) Organisation in Agadir und formulierten ihre politische Forderungen an den damaligen König Hassan 2. Die wichtigsten Foderungen waren:
- Anerkennung der Amasirität Marokko und der masirischen Sprache ( Tamazight) als offizielle Sprache nebem dem Arabischen - Die Gründung eines Sprachinstituts, das die Vereinheitlich des Tamazight vorantreibt - Das Ende der Vereinnahmung und Verstaatlichen des Landbesitzes der masirischen Stämme - Die Gründung des TV-Tamazight
Als der neue König M6 an die Macht kam, erreichten die masirischen Forderungen bereits die UNO. Und weil die masirische Forderungen legtimme Forderungen sind, sprach der neue König M6 von der Vielfalt der marokkanischen Identität und erfüllte zwei Forderungen: - Ircam ( Königliches Institut für Tamazigh) - TV-Tamazight
Die anderen Foderungen sollten später erfüllt werden. Am 09.03. sprach der König davon, dass die Verfassungsreform auch einen HINWEIS auf die VIELFALT der marokkanischen Identität beinhalten werden. In der Präambel steht:
"Das Königreich Marokko ist ein souveräner muslimischer Staat mit arabischer Staatsprache, bildet ein Teil des ARABISCHEN Maghreb"
Das heisst, Marokko ist kein arabischer, sondern ein muslimischer Staat. Es kann auch so bleiben, es ist neutral und nicht ethnisch definiert!
Eine Anmerkung vorweg zur deutschen Übersetzung eines Terminus aus dem Arabischen:
In der arabischen Ausgabe der Verfassung wird die arabische Sprache als eine " offizielle" ( Lughatun rassmiyatun ) Sprache bezeichnet und nicht Staatsprache ( Lughtu a-dawlati). kulturell, politisch und historisch gibt es einen Unterschied zwischen beiden Ausdrücke!
Tamazight soll genauso wie das Arabische als eine " Offizielle Sprache " anerkannt werden. Die Gegener der Anerkennung sagen, es muss reichen, wenn in der Verfassung Tamazight nur als " Nationale Sprache" anerkannt werden.
Staatsprache in Senegal ist Französich, die Muttersprache der Senegalesen ist das Wolof) Offizielle Sprache in Indien ist das Engliche, die Inder sind keine Engländer, sie verwenden nur das Englische Die nationale Sprache in Deutschland ist Deutsch und ihre Dialekte
Tamazight ist seit mindestens 3000 Jahren eine Nationale Sprache in Marokko und Nordafrika, denn die historische Heimat des Tamazight ist Nordafrika. Man muss nicht etwas anerkennen, was selbstverständlich ist. Aber wenn Tamazight als offizielle Sprache anerkannt wird, dann wird sie im und durch den Staat geschützt, verwendet und entwickelt!
Der König hat aber nur von der VIELFALT der IDENTITÄT gesprochen, in der das Masirische eine wichtige Rolle spielt. Man muss wieder abwarten, was die Kommission für eine Formulierung wählen wird. Wenn die Amasirität nur in der Präambel erwähnt wird ohne den Status der Sprache zu bestimmen, dann werden die Befürchtungen eintreffen, die einige schon geäussert haben. Die masirische Bewegung ist gegen die Anerkennung des Tamazight als Nationale Sprache und gegen die Formulierung " Marokko bildet Teil des ARABISCHEN Maghreb". Sie schlägt eine neutrale Formulierung vor: " Marokko ist teil des GROSSEN Maghreb" Und sie plädiert seit Jahren für die Vielfalt in der Sprach-, Medien und Kulturpolitik.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die die Rede des Königs nicht eindeutig und klar ist, er hat vieles angeschnitten ohne genau und präzise zu sagen, was er genau reformiert sehen will. Er war klar in manchen Punkten, aber in wesentlichen Fragen war er bewusst unpräzis, denn er ist als POLITISCHER AKTEUR zu sehen, er will soviel wie möglich behalten. Neben den politischen Reformen warten die Menschen aber dringend auf die wirtschaftlichen und sozialen Reformen. Die Gründung von königlicen Stiftungen allein können die Grundprobleme in der Wirtschafts- und Sozialpolitik nicht lösen. Die Bewegung 20.02. will am 20.03. wieder demonstrieren, denn der König ist nur zum Teil auf ihre Forderungen eingegangen, sagt sie.
Gruss, Afulki
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#117531 16/03/1112:32 PM16/03/1112:32 PM
A Salam 3alaykoum. Ich bin selber Berber und möchte Dir was sagen….wenn Dir das nicht gefällt was der König ( allah i hafdou) gesagt hat…dann beantrage Asyl in Deutschland oder gehe zurück nach HABASHA …xxx xxxx xxx xxxxxx xxxx xx xxxx xxx xxxxxxx
Last edited by Youssef Alami; 16/03/1109:18 PM. Reason: beleidigung entfernt
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: casawi4045]
#117534 16/03/1102:20 PM16/03/1102:20 PM
Casawi Wenn Du mit Deiner eher einfachen Denkweise mit dem König und dem derzeitigen Zustand in Marokko zufrieden bist ist Dir das unbenommen.
Hingegen hast Du die aufgezeigten Baustellen und manigfachen Defizite im Königreich wie sie Afulki aufzeigt nicht widerlegt. Ich jedenfalls bin mit der Ansicht von Afulki weitgehend einverstanden. Mit Wegschauen und Verunglimpfungen trägst Du bezüglich Etablierung einer Demokratie und Reformen in Marokko nichts bei.
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#117536 16/03/1103:48 PM16/03/1103:48 PM
jede Veränderung in einem Staat und seine Weiterentwicklung braucht Zeit. Es ist zu früh schon jetzt eine Kritik an einer Rede und, oder Prognosen zu stellen. Ein erster Schritt ist getan, und es werden auch weitere Schritte folgen.
gpr
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: wanderer]
#117537 16/03/1104:17 PM16/03/1104:17 PM
jede Veränderung in einem Staat und seine Weiterentwicklung braucht Zeit. Es ist zu früh schon jetzt eine Kritik an einer Rede und, oder Prognosen zu stellen.
Es ist NIE zu früh eine Rede zu kritisieren, im Gegenteil, denn eine königliche Rede in Marokko zeigt IMMER Richtlinien der nationalen Politik auf; und die Rede gibt ganz klar die Richtung der Verfassungsverbesserungen vor!
Ich habe das Beispiel mit der königlichen Rede zur Regionalisierung gegeben, sie wurde damals auch als eine Revolution gepriesen, und am Ende wurde nur das umgesetzt, was der König vorgegeben hatte.
Die Menschen erwarten tiefgreifende Veränderungen in allen Bereichen und keine Verbesserungen, um Zeit zu gewinnen!
Antwort auf:
Ein erster Schritt ist getan, und es werden auch weitere Schritte folgen.
Seit 1999 sagt das Palast und seine Lautsprecher, Marokko befinde sich in einem politischen Übergangsprozess ohne genau zu sagen, was sie darunter verstehen! In der Politik und Rechtswissenschaft werden politische Übergangsprozesse an VERFASSUNGSVERÄNDERUNGEN gemessen und nicht an ABSICHTSERKLÄRUNGEN!
Seit 1999 warten alle auf Verfassungreformen, aber erst durch den Druck der Bewegung 20.02 werden Verfassungsreformen angekündigt!
Gruss, Afulki
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#117555 17/03/1103:18 AM17/03/1103:18 AM
@Afulki... ich habe schon zu HassanII Marokko zu meiner Wahlheimat gemacht, Darija vor dem Französischen gelernt und versucht mich den Menschen so gut es geht an zu passen, statt zu missionieren. Es gibt auch keinen Ansatz der Missionierung, da ich bis Heute der Meinung bin das gesellschaftspolitisch die Marokkaner den Deutschen einiges voraus haben, die Menschlichkeit hier einen wesentlich höheren Stellenwert besitzt als in Europa. Dennoch fällt mir auf, das das Volk nicht vereint ist und keiner an dem Anderen ein gutes Haar lässt. Extrem ist es mit den Berbern und den Arabern aber auch schon von Region zu Region traut der eine dem Anderen nicht über den Weg. Die Städter unterscheiden sich extrem von den Bauern und so geht es weiter. Alle schimpfen sie über die Regierung, doch in der Religion sind sie vereint, über Allem steht der König. Trotzdem das ich hier lebe ist es nicht meine Revolution denn erstens fehlt mir dazu der Intellekt und zweitens das fundamentale Wissen über die Geschichte und Verfassung Marokkos. Es ist ein Aufbegehren der Marokkaner seine Rechte gewahrt zu sehen doch... ich beobachte das erstens der Zusammenhalt der Marokkaner fehlt, zweitens die Interessen so unterschiedlich sind das sie auseinandergehen drittens es an konspirativen Vorschlägen für eine fundamentale Veränderung fehlt viertens die Motivation bei den meisten Menschen fehlt fünftens die Machtobrigkeit noch selbstverständlich ist ich könnte die Liste weiter fortsetzen. Persönlich sehe ich das sich in den letzten 10 Jahren sehr viel bewegt hat und sehe das was gerade geschieht eigentlich sehr positiv. Ok, der König hat Vorschläge gemacht, die vielleicht schon 1999 Thema waren doch er ruft jeden auf zu kreativen und konspirativen Vorschlägen. Auch die Demo am 20.03. wäre eine Möglichkeit, zu formulieren was das Volk unter einer guten Verfassung versteht, positiv bin ich das die Demonstration friedlich verläuft.
Sind die acht von Dir genannten Punkte, die Forderungen der Bewegung vom 20.02., für Dich die Grundlagen einer neuen Verfassung und wärest Du zufrieden würde der König diese in Schritten umsetzen, bis hin zur parlamentarischen Monarchie, von der ich glaube, das es früher oder später darauf hinausläuft, wenn sich das Volk in ihren Interessen vereint? Fragen eines, vielleicht naiven Beobachters... Gruss Günter
Last edited by Kunta; 17/03/1103:31 AM.
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Kunta]
#117569 17/03/1103:05 PM17/03/1103:05 PM
Oha, was mann, ich so für einen Humbug zusammenschreiben kann wenn man partout nicht schlafen kann trotz grosser Müdigkeit;-)
Eigentlich war ich nur inspiriert von Wanderer, das Veränderungen Zeit brauchen... und von Casawi, das sich das Volk selber uneins ist...
Dennoch sehe ich es wie Afulki, das Kritik angebracht ist, die sehr wohl konspirativ sein kann. Ich bin positiv was die Entwicklung in Marokko angeht, auch wenn es Zeit braucht zu reifen, vielleicht kann man das in einer Verfassungsreform mit integrieren und sich somit einig werden. Gruss Günter
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Kunta]
#117605 19/03/1112:01 AM19/03/1112:01 AM
das Argument der Zeit ist überholt, denn dem marokkanischen Volk wurde eine Verfassung seit 1962 eiseitig oktroyiert, und obwohl sie 5 Mal verbessert worden ist ( immer wieder nur vom König und 99% Zustimmung), wurden nur jene Verfassungsartikeln verbessert, die mit einer echten Demokratisierung nicht viel zu tun haben.
Das Argument, dass die Marokkaner UNEINS seien ist falsch und irreführend! Erstens in jeder Gesellschaft gibt es unterschiedliche Gruppen, die sich für ihre Interessen unterschiedlich engagieren. Die Franken und Bayern leben sogar in einem Bundesland zusammen, sie haben ein eigenes Parlament und Regierung, aber jeder Stamm kämpft für seine Interessen im regionalen Parlament! Und ich will auf die Uneinigkeit der anderen deutschen Stämme gar nicht eingehen: Schwaben und die Badener usw... In Frankreich ist es nicht anderes!
Marokko ist ehtnisch gesehen sehr stabil! Das ist nicht das Problem, und die marokkanischen Demonstrationen haben doch bewiesen, dass sie reif sind; Die arabophonen und berberophonen Marokkaner sind Seite an Seite auf die Strassen gegangen und haben Forderungen gestellt. Die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Forderungen betreffen alle Gruppen, dass die berberophonen Marokkaner eigene Forderungen haben, ist nichts neues, aber selbst die arabophonen organisierten Marokkaner unterstützen diese Forderungen! Es gibt regionale und nationale Interessen in jedem Land, für die regionalen Interessen braucht regionale Macht und Finanzmittel. Für die nationalen Interessen braucht man eine echte demokratische Regierung und Parlament, die nicht nur kontrolliert wird, sondern auch zur Rechenschaft gezogen werden muss, wenn sie versagt. Aber wir sind weit davon entfernt!
Ich habe im ersten Beitrag vom Innenministerium und seine Rolle im Staat gesprochen. Der König spricht im Fernsehen über Meinungsfreiheit und Demokratie, aber die Polizisten und Mitarbeiter des Innenministeriums greifen am nächsten Tag friedliche Demonstranten an! Einige von ihnen wurden brutal geschlagen! Man will mit aller Macht die Entwicklung der Bewegung 20.02. bremsen. Und deshalb hat das Innenministerium seine Taktik geändert und auch am Sonnatg zu einer GENGENDEMONSTRATION aufgerufen! Ich habe geschrieben, dass dieses Ministerum ein STAAT im STAAT ist, dieses VORHABEN des Innenministeriums beweist es wieder! Die Mitarbeiter aller Abteilungen des Ministeriums sollen mit ihren Kindern demonstreieren und ihre Leute mobilisieren. Vereine, die vom Innenminsiterium finanziert werden, werden aufgeordert, am Sonntag " DIE LIEBE ZUM KÖNIG" zu beweisen! Bald wird die Bewegung 20.02. kriminalisiert, das Innenministerium spielt mit dem Feuer, man stelle sich nur vor, wenn es zu Konfrontationen zwischen Demonstranten kommt!?
Am Anfang war ich auch begeistert von M6, aber mit der Zeit habe ich den Eindruck gewonnen, dass seine REDEN und Massnahmen sehr widersprüchlich sind. Es war der König M6 selbst, der die Instanz für Versöhnung und Gerechtigkeit gegründet hatte, um die Ungerechtigkeit der letzten 50 Jahren zu verarbeiten. Er versprach in einer REDE, die Beschlüsse dieser Instanz umzusetzen. Und die Mitglieder dieser Instanz warten bis zum heutigen Tag darauf, dass die Forderungen umgesetzt werden. Er oder seine Berater erfüllten nur die finanziellen Foderungen, die politischen wurden bis heute nicht erfüllt.
Eine wichtige Forderung:
Die Entlassung und Verurteilung der Polizisten und Persönlichlkeiten, die beteiligt waren am Verschwinden, am Foltern und an den Verhaftungen der Menschen. Die Instanz hatte NAMEN vorgelegt, aber der KÖNIG hatte verboten über NAMEN zu sprechen, denn diese Persönlichkeiten sind immer noch wichtige MITARBEITER im INNENMINISTERIUM.
@Günter
Die Verfassung ist das höchste Gesetz eines Landes, denn darin liest und sieht man wie das Land wirtschaftlich und politisch organisiert und funktioniert. Deutschland funktioniert politisch und wirtschaftlich so wie es im Grundgesetz steht. Und es war eine demokartische VERSAMMLUNG, die nach dem zweiten Weltkrieg eine neue " Verfassung" für Deutschland ausgearbeitet hatte. Damals war es auch einen Übergangsprozess von einer Diktatur zur Demokratie, und alle geselllschaftliche Kräfte waren gleichberechtig beteiligt, und das ist die Forderung der Demonstranten in Marokko. Stattdessen wird in Marokko der Königstreuste Verfassungsrechtler des Landes als Präsident einer beratenden Verfassungskommission ernannt. Diese Praxis habe ich, wie viele marokkanische Bürger, satt!
Alle Probleme werden nicht durch die Verfassungsänderung gelöst, aber dass könnte der Beginn sein: für KLARE demokratische Verhältnisse im Staate.
Gruss, Afulki
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#117607 19/03/1101:44 AM19/03/1101:44 AM
Danke für Deine Ausführungen, die vieles von dem bestätigen was ich vermute und vieles was mir ein umfassenderes Bild von der Situation vermittelt. Entschuldige das ich naiv erscheine doch ich halte in vielen Punkten meine Meinung dennoch aufrecht, was die Einigkeit der Marokkaner angeht. Wie in diesem, Deinen Thread, Du Dir eine grosse Beteiligung der Marokkaner erhoffst, meldet sich nur Csawi zu Wort, der mit Dir nicht einer Meinung ist. Weiter gibt es keine Beteiligung an diesem Thema. Ferner entschuldige, das ich auf dem Lande lebe und Seite an Seite hier mit den Bauern. Wie viele der Marokkaner sehen die Revolution nur als "Sdaa", Ärger, der die Touristen und Investoren davon abhält Marokko zu bereisen. Viele, die sich erhoffen noch ein Stückchen Land zu verkaufen oder eine Stelle auf einer Baustelle zu bekommen, doch sie geben die Schuld den Unruhen... nass l luakhd, die Zeit ist schlafen gegangen. Das es um weitaus mehr geht will nicht in ihren Köpfen... "uns geht es doch gut in Marokko" doch "l Mahzen sind alles Diebe" so ist es in meiner Umgebung... auch bin ich davon überzeugt, würde ich alleine schon in Marrakesch leben, ich hier ein anderes Bild vermitteln würde. Positiv bin ich weil wir uns in einer Zeit der neuen Bewusstwerdung befinden und Dank Facebook und Twitter die Welt nicht mehr unbeteiligt zuschaut. Uneins bin ich mit Dir was das Demokratieverständnis in Deutschland angeht, trotz solider Verfassung und Grundgesetz, in Deutschland ebenso die Machtinteressen eine grössere Rolle spielen als das Interesse des deutschen Volkes. Ich hoffe einfach für die ganze Welt und ganz besonders für Marokko, meiner Heimat, eine bürgerorientierte Politik als vielmehr das Interesse einiger Machthaber... reidi tkun inshallah... eine andere und bessere Demokratie, als die der Europas...menschbezogener... inshallah... Günter
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Kunta]
#117612 19/03/1104:09 PM19/03/1104:09 PM
in einer Demokratie muss man nicht einer Meinung sein, es geht um viel mehr.
Dass bis jetzt keine gescheite Marokkaner gemeldet haben,die mehr Wortschatz haben als Schimpfwörter, erkläre ich mir damit, dass sie immer noch Angst haben wie ein Grosteil ihrer Landsleute in Marokko. Ausserdem liegt es vielleicht am WISSEN, denn die Deutsch-Marokkaner wissen zu wenig über das Land ihrer Eltern. Du hast ja geschrieben, dass alle Marokkaner sagen " Alle im Machsen sind Diebe", sie sagen auch " die Regierung und Parteien sind auch DIEBE "! Es stellt sich nur die politische FRAGE: Wer ist an der Spitze des Machsen? und wer ist der Chef der Regierung? Und wer kontrolliert die Parteien! Die Angst vor dem Machsen ist immer noch da, nur einige Landsleute trauen sich die SACHEN BEIM NAMEN zu nennen!
Es geht nicht um eine REVOLUTION, sondern um TIEFGREIFENDE VERÄNDERUNGEN, d.h. eine moderne und demokratische Monarchie!
Das deutsche Grundgesetz schreibt vor, dass ALLE Regionen/Länder die Macht und die Finanzmittel bekommen, damit sie sich wirtschaftlich, kulturell und sozial entwickeln können. In jeder Gesellschaft gibt es Gruppen, die NUR ihre wirtschaftliche Interessen verfolgen, aber in Deutschland sind diese Gruppen nicht in der Regierung, sondern haben einen eigenen Verband, der für sie Politik macht. Jeder kann diejenige Partei wählen, von der er überzeugt ist, dass sie eine gute Politik macht.
In Marokko sind die wirtschaftlichen Interessen mit der Politik vermischt, der unabhängige Verband der Unternehmer in Marokko fordert seit Jahren eine strikte TRENNUNG der privaten Wirtschaftsakteure von ihren Aufgaben im Staate. Die Finanziers der königlichen Holdingsgesellschaft ONA,die wichtige Bereiche immer noch kontrolliert, kommen an die besten staatlichen Aufträge OHNE öffentliche AUSSCHREIBUNGEN, und sie zahlen keine STEUERN. Der Prinz Moulay Rachid ist an der Immobiliengesellschaft DOHA beteiligt, diese Gesellschaft kaufte staatliche Grundstücke und Länderein für einen kleinen Preis. Diese Grundstücke gehörten vor einigen Jahren den Bauern, nun gehören sie einer Gesellschaft, an der der Bruder des Königs beteiligt ist. Vor 2 Wochen erhielt diese Gesellschaft einen staatlichen Auftrag ohne öffentliche Ausschreibung, sie soll über 3000 WOHNUNGEN für SOLDATEN bauen. Der Oberbefehlshaber ist der Auftraggeber, und das ist der König. Sein Bruder ist an dieser Gesellschaft beteiligt, ist es nicht wahnnsinig!? So etwas kann es in Deutschland nicht geben, so etwas muss zu Protesten führen! Es gibt andere Baugesellschaften in Marokko, die ausgeschlossen werden. Die grossen Projekte werden vergeben immer an die befreundeten Firmen! Die Menschen in Marokko wissen, dass die die politische Parteien keine Macht haben, sie wissen dass der König die Staatspolitik bestimmt, und deshalb konkurrieren die politischen Paretiein nur darum, WER DEM KÖNIG DIENEN KANN und WER DIE ZIELE DES KÖNIGS AM BESTEN UMSETZEN KANN. Der jetzige Premierminister ABBASS AL FASSI sagt in jedem Nebensatz, dass er und seine REGIERUNG immer bemüht seien, die ZIELE des Königs zu erreichen!? Das ist eine pathalogische Situation! Und deshalb kann eine parlamentarische Monarchie der Anfang sein für eine neue Epoche!!
Gruss, Afulki
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#117821 26/03/1108:52 AM26/03/1108:52 AM
... bleibe Du bei Deinen Bananen, ich denke das diese Diskussion über Dein Primatengehabe hinausgeht, oder hättest Du etwas hinzuzufügen im Sinne von Anregungen, konspirativer Kritik...???
Ich denke, jeder ist aufgefordert sich an dieser Diskussion zu beteiligen und friedlich zu einer Lösung beizutragen, so wie am letzten Sonntag friedlich in ganz Marokko demonstriert wurde. Die neue Constitution soll ja per Volksentscheid verabschiedet werden und ich hoffe das Marokko ein Musterbeispiel für alle Marokkanischen Staaten wird denn ich liebe dieses Land und seine Menschen. Ich hoffe das der Wunsch der Marokkaner in einem Rechtsstaat zu leben, ohne Korruption und in sozialer Gerechtigkeit, in Erfüllung geht... Schade, das sich so wenige Marokkaner an dieser Diskussion beteiligen... Gruss Günter
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Kunta]
#117832 26/03/1105:49 PM26/03/1105:49 PM
@ Ich hoffe das der Wunsch der Marokkaner in einem Rechtsstaat zu leben, ohne Korruption und in sozialer Gerechtigkeit, in Erfüllung geht... Schade, das sich so wenige Marokkaner an dieser Diskussion beteiligen... Gruss Günter
Hallo Guenter, Deinem Wunsch kann ich mich nur anschliessen. Wer Marokko schon laengere Jahre kennt duerfte mit Sicherheit bemerkt haben welche Fortschritte das Land in den Jahren seit der Amtsuebernahme von M6 bereits gemacht hat, nachdem es unter seinem Vater jahrzehntelang nur stagniert hat. Eine Demokratie nach "westlichem Vorbild" laesst sich nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen, wobei es fraglich ist ob die westlichen Demokratien ueberhaupt eine Vorbildfunktion haben. Was m.E. nach wichtig fuer Marokko ist, dass die alten Seilschaften Hassans II. allmaehlich ihre Fuehrungspositionen aufgeben, damit eine Erneuerung des Systems ueberhaupt erst moeglich wird, doch die klamern sich natuerlich an ihre Sesseln und Privilegien, wie es die Herrschenden in der ganzen Welt ebenfalls machen. Was das Schweigen der Marokkaner angeht so glaube ich anhand meiner Beobachtungen in meinem marokkanischen Umfeld, dass diese Dikussionen an einem Grossteil der Bevoelkerung einfach vorbeigeht und die Unzufriedenen eher eine Minderheit darstellen. Was z.B. in Marrakech nach den Demonstrationen des 20. Februar viel mehr Aufsehen hervorrief und zu Diskussionen fuehrte waren die Zerstoerungen, die einige Kriminelle nach Ende der Demonstration anrichteten als die Demonstration selbst. Ich kenne Marokko seit 1964, und bis zur Amtsuebernahme von M6 im Jahre 1999 hatte sich fuer die Bevoelkerung nichts zum Positiven gewandelt, im Gegenteil, das Volk war staendig mehr Repressalien ausgesetzt. LG, Theo
Bevor Du Dein Kamel dem Schutze Allahs anvertraust, binde es gut fest
......."ich hoffe dass der Wunsch der Marokkaner in einem Rechtsstaat zu leben, ohne Korruption und in sozialer Gerechtigkeit, in Erfüllung geht.... Schade, dass sich so wenige Marokkaner an dieser Diskussion beteiligen......"
Dieser Wunsch von Kunta wird noch lange nicht in Erfüllung gehen das steht zu 99.9% schon jetzt fest. Zu einem Rechtsstaat gehört eine unabhängige Justiz, von dem ist Marokko noch meilenweit entfernt. Eine Justizreform die diesen Namen verdient ist bei Mohamed VI soviel ich weiss auch nicht vorgesehen.....
Die Korruption und Vetternwirtschaft blüht in Marokko seit eh und je, eine Besserung zeichnet sich auch hier überhaupt nicht ab. Wenn hier kosmetisch aus Publizitätsgründen mal ab und zu ein Exempel auf unterer oder mittlerer Stufe von Rabat statuiert wird ändert das an dieser schwerwiegenden,lamentablen Situation nicht das Geringste.
Heute und in absehbarer Zukunft in Marokko von sozialer Gerechtigkeit zu sprechen bleibt wohl noch auf viele Jahre hinaus reines Wunschdenken, wenn die ganze Staatsmacht so konzentriert bleibt wie sie heute ist. Hier sind leider so gut wie keine Ansätze zu sehen. Im Gegenteil die Schere geht munter weiter auf; auch Mohamed VI als grösster Grossgrundbesitzer des Landes und milliardenschwerer Geschäftsmann hat diesbezüglich hier noch so gut wie nichts verändert. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass das "Soziale" beim Hof nicht erste Priorität hat.
Immerhin, hoffen ist heute jedem erlaubt, das konnte man in den sog. "bleiernen Jahrzenten" des Vorgängers von M6 nicht mit gutem Gewissen behaupten.
Last edited by latino; 26/03/1111:30 PM.
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: latino]
#118670 14/04/1109:39 PM14/04/1109:39 PM
hallo -ich finde das der König wirklich gut arbeit leistet natürlich das geht nicht vo heute auf morgen - der König M6 hat ein Grosses Problem er musse sehen wie er die alten leute los wird da ist nicht einfach die alt leute die Ihre Machht tief verwurzelt ist über die ganz königreich immerhin hat er basri , general sliman usw usw auf ein einfac art und weise - Man darf eins nicht vergessen das was der könig M6 in der letzte 10 Jahre geschafft hat , das hat sein Vater ( lahh 3ahmou ) in sein gesamt laufbahn nicht geschafft - ich denke es ist einfach fehler bei andere zu suche statt bei uns selbst - ich finde und das meinst ganz erhlich der anfang ist schon getan , man sollte nicht nur reden und schreiben man sollte diese in der tat umsetzen und selbst was tun selbst aktiv werden - wie meine vorredner geschrieben hat ( ich hoffe dass der Wunsch der Marokkaner in einem Rechtsstaat zu leben, ohne Korruption und in sozialer Gerechtigkeit, in Erfüllung geht.... Schade, dass sich so wenige Marokkaner an dieser Diskussion beteiligen ) es gibt keine staat auf diesen Globus der Ohne korruption lebt es gibt es nicht man sollte sich nicht vormachen wir sollten gemeinsam gegen diese korruption was tun anzeigen aufnehmen mit versteckte kamerau youtube ( siehe konsulat düsseldorf ) ich hoffe wir können diese discussion weiter fort führen ohne persönnlich beleidigung wir sind alle hier um voreinder zu lernen - kritik ist immer Gut nur so kann mann sich verbessern ich wünsche euch alles gut bis bald chaouki
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Chaouki]
#118692 14/04/1110:31 PM14/04/1110:31 PM
danke wanderer..du sprechen gut...wo gelernt? mein hause deine hause..tut leid. bin mongole oder so.danke..du bist ein netter mensch! willst du kontakt mit mir..schreibe unter maroczone. deine paula aus daktari
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: eiermann]
#121003 06/06/1112:01 AM06/06/1112:01 AM
All das bieten weder Deutsche, Amerikanische noch sonst irgendwelche Politiker. Die Deutschen ebenso wie die Amis wählen dennoch den Verrat am Volk, die Klassengesellschaft, Staatsterror gegen die Unterschichten und haltlosen, asozialen Kapitalismus. Und schaut mal nach Italien, Belgien oder Niederlande...
Marokko hat viel gewonnen seit M6, aber es wäre naiv anzunehmen das Gerechtigkeit und wahre Demokratie ausgerechnet in Marokko stattfinden wird. Marokko... wo Kapitalismus und Klassendenken in Reinkultur gepflegt und auch weitgehend von den Menschen als ideal angesehen wird. Es wird dort keine soziale Gerechtigkeit geben, genauso wenig wie hier in DE, so lange man das Volk dumm halten und den Status Quo erhalten kann indem man dem Volk Knochen hinwirft.
Schaut euch den Thread hier an... Intoleranz und einseitige und/oder eingeschränkte Sichtweisen... Zorniges gelaber selbstversunkener Pappnasen... In Marokko traut doch kaum einer dem anderen, meist aus dümmlicher Eitelkeit, grundloser Eifersucht, Vorteilsdenken und Standesdünkel. Daran muss man erstmal was ändern! Und wenn man Marokko kennt, mit Menschen redet und auch den oft vollkommen sinnfreien Diskussionsstil hier im Forum betrachtet... Nope, das wird nix... sowas von nix wie garnix. Die Wahrheit ist immer bitter und traurig.
HOFFNUNG!!!
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: LOE140905]
#121009 06/06/1110:36 AM06/06/1110:36 AM
All das bieten weder Deutsche, Amerikanische noch sonst irgendwelche Politiker. Die Deutschen ebenso wie die Amis wählen dennoch den Verrat am Volk, die Klassengesellschaft, Staatsterror gegen die Unterschichten und haltlosen, asozialen Kapitalismus. Und schaut mal nach Italien, Belgien oder Niederlande...
Marokko hat viel gewonnen seit M6, aber es wäre naiv anzunehmen das Gerechtigkeit und wahre Demokratie ausgerechnet in Marokko stattfinden wird. Marokko... wo Kapitalismus und Klassendenken in Reinkultur gepflegt und auch weitgehend von den Menschen als ideal angesehen wird. Es wird dort keine soziale Gerechtigkeit geben, genauso wenig wie hier in DE, so lange man das Volk dumm halten und den Status Quo erhalten kann indem man dem Volk Knochen hinwirft.
Schaut euch den Thread hier an... Intoleranz und einseitige und/oder eingeschränkte Sichtweisen... Zorniges gelaber selbstversunkener Pappnasen... In Marokko traut doch kaum einer dem anderen, meist aus dümmlicher Eitelkeit, grundloser Eifersucht, Vorteilsdenken und Standesdünkel. Daran muss man erstmal was ändern! Und wenn man Marokko kennt, mit Menschen redet und auch den oft vollkommen sinnfreien Diskussionsstil hier im Forum betrachtet... Nope, das wird nix... sowas von nix wie garnix. Die Wahrheit ist immer bitter und traurig.
HOFFNUNG!!!
Gute Antwort....
Liebe Grüße........
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: interpal]
#122013 29/06/1105:41 PM29/06/1105:41 PM
Tamazight wird im Artikel 5 der neuen Verfassung als eine OFFIZIELLE Sprache bezeichnet, aber dieser und andere wichtige Artikeln wurden kurz vor der Rede des Königs einseitig geändert. Mitglieder der Verfassungskommission haben die Änderungen kritisiert!
Ist die neue Verfassung wirklich besser als die vom 1996? Hat der König sein Versprechen tatsächlich gehalten? Heute Abend schreibe ich mehr dazu!
Ich war von 12.06 bis Gestern in Marokko und konnte einiges hautnah miterleben.
Gruss, Afulki
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#122014 29/06/1106:22 PM29/06/1106:22 PM
Von einer tiefgreifenden Verfassungsreform kann, wie erwartet, keine Rede sein. Die absolut zentrale Rolle im Machtgefüge bleibt der Monarchie erhalten. Als weiterhin höchste religiöse Autorität des Landes gilt der König nun neu nicht mehr als heilig sondern nur noch als "Kommandeur der Gläubigen". Reine Wortklauberei, einfach nur lächerlich! Wer dem König glaubte, dass er einen substantiellen Teil seiner Macht tatsächlich abgeben wird sieht sich einmal mehr getäuscht.
Nur, wenn man sieht wie es in Europa und derzeit in Griechenland läuft, ist dies ja überhaupt nicht verwunderlich. In Griechenland beherrschen 20% der Bewohner 80% des Geldes/Vermögen im Land, welches grösstenteils beizeiten ausser Landes gebracht wurde. In Marokko kontrolliert eine kleine Elite von 5-10% mehr als 90% des gesamten Volksvermögens. Dafür braucht es doch keine Demokratie, oder??
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#122016 29/06/1107:20 PM29/06/1107:20 PM
@ Josi als ich in Freising und Müchner-Freiheit gewohnt hatte, war mein Englisch-Bayrisch gut, aber jetzt nicht mehr...politisches Kabarett lebt ja noch! Ich sage immer hätten die Bayern ihre "Bayrische Republik" oder "Monarchie" erhalten, wären sie heute Sozialisten geworden, und uns wären die ganzen Klugen und sehr sympatischen Köpfe der CSU erspart geblieben!
@ Dolphin
Ich grüsse dich!
Wie gesagt, ich war im Lande und konnte mit vielen Sprechen, und ich habe sogar an einigen Diskussionen teilgenommen... es war eine schöne Zeit, und ich konnte alle denkbaren Widersprüchlichkeiten und Erreignisse miterleben!!
Positiv fand ich die Politisierung der Menschen in dieser Phase! Alle wollten sich einbringen und mitreden, aber es gab auch Sachen, die das Machsen-System nicht verändern will.
Als ich die Rede des König am Freitag, den 17.06 gehört hatte, war ich begeistert und sehr optimistisch, denn die Rede hatte alle auf die neue Verfassung wirklich neugierig gemacht. Ich sass im Hotel Argana in Agadir mit einem Freund und waren beide sehr glücklich über diese Rede. Ein Freund von uns wollte uns nach der Rede den Verfassungstext besorgen. Wir haben uns mit ihm im Café les Palmiers vor dem Platz AL-Amal verabredet; unmittlerbar nach der Rede machen wir uns auf dem Weg ins Café. Auf dem Weg von Hotel-Argana Richtung Café-Les Palmiers sehen wir wie 8 öffentliche Busse voll Menschen aus der Umgebeung von Agadir vor dem Platz Al-Amal aussteigen lassen. Junge Leute, Frauen und Mädchen steigen aus den Bussen aus, sie tragen die marokkanische Flage, grosse Plakte mit " Ja für die neue Verfassung "( auf Arabisch und Tamazight ) und skandieren laut Sprüche für den König und die neue Verfassung! Wir waren ein wenig überrascht, mein Freund scherze: "diese Leute haben die Verfassung schon im Buss gelesen und verstanden". Im Café angekommen, setzen wir uns draussen, vor uns der Platz Al-Amal, und warten auf den Verfassungstext. Im Hintergrund liest der Königsberater zum ersten Mal den neuen Verfassungstext vor. Weitere Busse erreichen den Platz. Ich sage meinem Freund, das Timitar-Festival fängt am Mittwoch, und wir haben heute erst Freitag, was wollen all diese Leute hier? Und dann bildeten diese Menschen kleine Gruppen und redeten miteinander. Ich hatte den Eindruck, jede Gruppe bestand aus 20-40 Personen, und in der Mitte spricht einer mit Ihnen. Aus neugier stehe ich auf und gehe auf den Platz zu. Angekommen bei einer Gruppe suche ich mir eine Frau aus, als Ansprechperson, sie müsste zwischen 45 und 55 Jahre alt sein. Sie trägt ein Plakt mit der Überschrift" Neue Verassung für eine neue Zukunft". Ich frage sie, warum sie hier sei? Sie antwortete: " Was soll ich Dir sagen mein Sohn, ich weiss es nicht. Nur meine Nachbarin hatte mir gesagt, dass heute abend man ein bisschen Geld verdienen kann, wenn man hier anwesend sei". Und dann frage ich sie, was steht auf dem Plakat? Sie antwortetet, dass sie nicht lesen und schreiben könne! Ein Mann, müsste Mitte 30 sein, sieht wie ich mit der Frau spreche und mischt sich ein. Ich spiele den dummen August und lasse mir vom jungen Mann erklären, dass die Frau und die anderen sich für die neue Verfassung engagieren. Ich frage ihn, ob diese Menschen oder er den Verfassungstext schon gelesen haben? Er antwortete, der König habe in seiner Rede alles gesagt! Ich schaue ihn fragend an und wünschte ihm viel Spass mit seiner Truppe.
Als ich ins Café zurück ging und meinem Freund alles erzählte, war er nicht überrascht. Er wiedrholte nur "Lmekhzen ira a yut uzzal lligh sul irgha" " Das MACHTAPPARAT will das Eisen schmieden solange es heiss ist! Das Machsen-System will sehr schnell Fakten schaffen, obwohl KEINER den Text gelesen und verstanden hat! Als mein Freund und ich den Verfassungstext erhielten und die Präambel und die ersten Artikel zusammen gelesen hatten, war die Anfangsbegeisterung verfolgen. Ich sagte ihm, ich fand die Rede besser als die neue Verfassung! Und so bin ich wie viele andere auch, die den Verfassungstext gelesen und mit dem alten verglichen haben, enttäuscht. Sicherlich gibt es einige positive Veränderungen, aber es bleiben kleine Schritte. Und als am Freitag abend noch weitere Busse mit Menschen ins Zentrum gebracht wurden, und später in den kontrollierten Medien die Propaganda-Maschine begann, war mir klar, dass die Machthaber schnell FAKTEN SCHAFFEN wollen. Die Menschen Im Café sassen und beobachteten das ganze Theater, einige scherzen und stellten Vermutungen über die Höhe der Prämie...
Am Samstag wurden dann einige Analphabeten auf die Strassen gebracht, begleitet von den schlechtesten Musikgruppen, sie trugen Plakate mit der Überschrift "DAS ENDE DER BEWEGUNG 20.02" , und einige schrien " TOD DEN MITGLIEDER DER BEWEGUNG 20.02", " TOD den VERRÄTERN". Als ich dies alles hörte, war WAR ICH SEHR TRAURIG, DENN OHNE DEN DRUCK DIESER JUNGENDLICHEN UND ALTEN MAROKKANER HÄTTE DER KÖNIG NIEMALS VERFASSUNGSKOSMETIK VERSPROCHEN UND EINGEHALTEN!
Dies sind einige subjektive Eindrücke! Es gibt noch mehr zu erzählen, über den Ihnhalt der neuen Verfassung könnte man sich austauschen!
Gruss, Afulki
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#122074 01/07/1101:44 AM01/07/1101:44 AM
Nur 2(!) Wochen nachdem der König höchst persönlich eine Verfassungsreform vorgestellt hat, wird der Text am 1. Juli einem Referendum unterzogen.
Dass in lediglich knapp 2 Wochen kein ausreichender Diskurs bei den "Wählern" darüber stattfinden kann ist mehr als klar und bedarf keines weiteren Kommentares. Kommt noch dazu, dass Gewerkschaften, einige Parteien, Menschenrechtsorganisationen und andere Organisationen keinerlei Zugang zu Medien haben um für die Meinungsbilung beitragen zu können.
Dafür hielten die Vorbeter in den Moscheen letzten Freitag eine Predigt für das Projekt des Herrschers. Mit "Ja" zu stimmen sei eine "nationale und religiöse Pflicht" hiess es in der Predigt, die vom Religionsministerium geschrieben worden war.
Als "reine Kosmetik" wertet der Gründer des unabhängigen marokkanischen Magazins TelQuel , Ahmed Benchemsi, die Reformen. Für ihn bleibt weitgehend alles beim Alten. Der "Premier hat einige Befugnisse mehr, muss aber zuvor immer den König konsultieren", kritisiert er. Ein anderer unliebsamer Journalist, Rachid Niny (u.a. Herausgeber der grössten Marokkanischen Tageszeitung Al Massae) wurde kürzlich von einem Gericht in Casablanca zu einer unbedingten Haftstrasse und Geldbusse verurteilt, weil er nicht sagen will, aus welcher Quelle er wichtige Informationen bezüglich einem Prozess in Tetouan gegen einen berüchtigten Kokainhändler hat.
Auch die Demokratiebewegung 20. Februar zeigt sich wenig begeistert. Auf Facebook und in Blogs ruft die Bewegung zum Boykott des Referendums auf. "Die Volksabstimmung ist einfach lächerlich" heisst es auf "Mamfakinch.com" dem Sprachrohr der Bewegung. In nur 2 Wochen sei es unmöglich, die Neinstimme zu verteidigen, zumal die Bewegung keinen Zugang zu Funk und Fernsehen habe.
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#122075 01/07/1102:47 AM01/07/1102:47 AM
Gerhart Polt sagt in etwa das über die Demokratie was Du über die gekauften Jubelperser in Agadir schreibst: man braucht Freibier und den ADAC - mehr wollen die Menschen gar nicht. Und ich hatte gehofft, daß Du irgendein anderes Vorbild aus dem Ärmel zaubern kannst, das für Marokko taugen könnte.
Harry Mulisch hat sich dazu - außer Gerhart Polt - auch ein paar Gedanken gemacht und die folgende Anekdote erzählt (Harry Mulisch; Vater österreichischer Nazi, Mutter Jüdin, die Großeltern im KZ umgekommen) in der "Entdeckung des Himmels" aus dem Jahr 1991:
"..ich hatte einmal ein Dinner im Elysee-Palast. Mir gegenüber saß ein französischer Soziologieprofessor. Nach der Tischrede von Mitterand erzählte er, einige seiner Studenten hätten während des Wahlkampfes die Plakate mit den Porträts von Mitterand und Giscard d'Esting in irgendeinem zurückgebliebenen Bauerndorf in Thailand aufgehängt. Die Bevölkerung hatte nie von den beiden Herren gehört, und niemand konnte lesen, was auf den Plakaten stand. Am Tag nach der Präsidentschaftswahl ließen sie sie wählen, und was meinst du? Das Ergebnis entsprach genau dem in Frankreich.
Damals lachten wir darüber, der Professor betrachtete das als guten Witz, und ich glaube nicht, daß er jemals die schreckliche Konsequenz daraus zu ziehen gewagt hat; aber mir fiel die Anekdote plötzlich wieder ein, als ich dahinterkam, wie es sich mit der Macht eigentlich verhält. Alle Mächtigen sind Naturereignisse und in diesem Sinn "Übermenschen" - aber dieses "Über" sitzt nicht in ihrem Geist, sondern in ihrem Körper: Mitterand mehr als Giscard und Reagan mehr als Carter, quer durch alle Länder und Jahrhunderte, all diese Dark Ladies der Macht.
Und noch schrecklicher ist, daß es so sein muß.
Der erste Capitano einer Dynastie hatte die physische Machtpräsenz eines Hitler, Stalin, Mussolini, Churchill, Fidel Castro oder Napoleon; danach reichte es aus lediglich Fleisch seines Fleisches zu sein. Diese "Erstlinge" heißen in vielen Sprachen nicht umsonst "geborene Führer". Kriege waren jahrhundertelang dynastische Kriege, wie bei der Mafia, es ging um die Interessen der fürstlichen Familien: seit Babylon und dem alten Ägypten ist es immer so gewesen, Beamte sind ewig, aber Beamte ohne Führung sind Kleider ohne Kaiser.
Daran könnte ein geeintes Europa durchaus scheitern.
Das hat Harry Mulisch 1991 (!) geschrieben und Europa wird daran scheitern.
Ich sehe im arabischen Frühling deshalb auch keineswegs einen Aufbruch zum Besseren, sondern vielmehr das Hinwegfegen von unfähigen Emporkömmlingen:
WER dann kommt ist die Frage und nicht WAS dann kommt.
Und das werden dann auch die Marokkaner exakt so entscheiden wie das "zurückgebliebene Bauerndorf in Thailand" - für den König: oder siehst Du da einen dritten Weg?
Josi
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Summach]
#122270 05/07/1112:06 AM05/07/1112:06 AM
Hallo Die Bürger sollen angeblich mit über 98% für ja zu dem Referendum gestimmt haben. Da fällt mir ein bekannter Witz in der Arabischen Welt ein der lautet; Kommt der Wesir zum Präsidenten und will ihm zu seiner Wiederwahl mit über 99% Beglückwünschen. Der Präsident guckt ihn mit Wut an. Der Wesir entgegenet, Herr Präsident warum sind sie so sauer sie haben die Wahl mit 99% gewonnen? Da entgegnet der Präsident ich will alle Namen von dem 1% die nicht für mich gestimmt haben.
Re: Der König und die politischen Reformen
[Re: Uschen]
#128648 22/01/1208:14 AM22/01/1208:14 AM
Ich bin Besucher und aufmerksamer Beobachter in Marokko. Man kann M6 natürlich viele berechtigte Vorwürfe machen. Doch wie ich den Marokkaner und seine Eigenschaften kenne (Marokkaner sind letztendlich die Mitarbeiter von M 6) ist das was König Muhammed VI bislang zuwege brachte einfach GIGANTISCH.