Reiseinformationen
#5185
11/05/03 06:19 PM
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Joined: Nov 2002
Posts: 586 Marrakech
drake
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Marrakech
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Ah'len ssach'bi, nicht nur wegen der Ereignisse in Algerien stand in diesem Frühjahr wieder einmal Marokko auf dem Reiseplan. Bin gerade von einer 5-wöchigen Rundreise zurück und habe ein paar Anmerkungen bzw. Ergänzungen zu den Informationen in der einschlägigen Reiseliteratur unserer drei bekannten Autorinnen im Anhang zusammengestellt. Sonst auch zu weiteren detailierten Auskünften gerne bereit, b'salama drake.
Reiseinfos Marokko 2003
Allgemeines Kenne Marokko seit meiner Studentenzeit 1957 und stelle seit dem jedesmal einen gewaltigen Fortschritt fest. Auch diesmal wieder nach fast 8 Jahren. Tourismus ist ein großes Ziel, für den alles getan wird. Einst unzugängliche Pisten sind jetzt asphaltiert, Elektrizität, Fernsehen und Telefon selbst in kleinste Dörfchen eingezogen. Die Menschen sind sehr viel "westlicher" geworden, was sich in nachlassender islamischer Religiösität, Alkoholkonsum, moderner Kleidung und dem "lässigen" Umgang mit den Ausländern bemerkbar macht. In keinem Punkt verloren hat sich dagegen die Gastfreundlichkeit und Ehrlichkeit der Marokkaner. Kurioses: Wusste noch vor wenigen Jahren niemand mit dem Wort Diabetes etwas anzufangen, so wird man heute sogar im abgelegenen Nomadenzelt gefragt, ob man seinen Tee mit oder ohne Zucker haben möchte. Süßstoff ist ein gerngesehenes Mitbringsel. Kinderplage: Ja, es gibt sie in den überlaufenen Ballungsorten, wenn man sich vor ihnen abzukapseln versucht. Aber durch ein gezieltes Gespräch mit einem der Rangen schließt man schnell Freundschaft, und ein wenig Gebolze mit einem mitgebrachten Fußball glättet alle Bettelwogen und öffnet private Türen. Und ich kann auch nicht verstehen, wie Touristengruppen mit geschlossenen Fenstern lebensgefährdend an den kleinen Rotznasen vorbeidonnern, die ein paar gepflückte Wildblumen in den Patschhändchen anbieten, imaginäre Steine von der Fahrbahn entfernen oder einen hübschen Gecko zum Fotografieren vorführen. Marokko ist nun mal mit noch immer fast einem Dutzend Kindern pro Familie kinderreich und man sollte das akzeptieren. Auch das Problem wird sich mit der Zeit von alleine erledigen, genau wie bei unseren eigenen Vorfahren. Nachdenkliches: Da ich meine Reise gerade bei Kriegsausbruch (Irak) startete, schrieb ich mir mit Filzstift groß auf die Wagentüren " Nein zum Krieg gegen das irakische Volk. Auch sie sind unsere Brüder". Noch nie zuvor habe ich soviel Beifall und Aufmerksamkeit erlebt. Natürlich war das Thema auch Diskussionsstoff mit jedem marokkanischen Gesprächspartner, und jeder betonte vor allem die Brüderlichkeit. Schnitt ich aber die Brüderlichkeit innerhalb Marokkos an, dann betonten sehr schnell die "echten" Araber ihre Herkunft aus dem Osten, waren sogar beleidigt, wenn ich nur fragte, ob sie vielleicht Tachelhait verstünden. Die Atlas-Berber distanzierten sich ihrerseits vehement von den Rif-Berbern, und die Sahauris mochten gerne mit den Tuareg verwandt sein. Von Brüderlichkeit im Lande selber also keine Spur. Schade.
Fähre Almeria – Nador – Almeria Die angebliche Erleichterung der Einreiseformalitäten bereits an Bord besteht lediglich darin, dass man im dumpfen Schiffsbauch, statt später draußen in der Schlange steht, um seinen Stempel in den Pass zu bekommen. Zoll und Fahrzeugabfertigung erfolgen sowieso anschließend im Hafen Beni Anzar. "Ferrimaroc" gewährt für Hin- und Rückfahrtsticket 20% Discount. Da die Abfahrtzeiten jedoch wöchentlich zwischen vor- und nachmittags variieren, das Büro aber nur halbtags besetzt ist, muss man ggf. bei der Konkurrenz "Trasmediterranea" die Fahrkarte umtauschen, bekommt dort aber nicht den Discount anerkannt. Pro Fahrzeug und Person sind dann also für eine Fahrt 25 € nachzuzahlen. Fazit: An- und Abfahrtstag bzw. –zeit vorher genau festlegen und bei "Ferrimaroc" absichern.
Hotel Nador "Babel" wegen Bauarbeiten z.Zt. unruhig und schmutzig. Essen im Restaurant aber vorzüglich. Empfehlendswerter ist das "Rif".
Taforhalt - Zegzal "Kamel- und Taubengrotte" (N34°48,88' - W2°24,19' bzw. 34°50,47' - W2°21,54') sind geschlossen und werden nach Auskunft beim Tourismusbüro in Oujda vorerst auch nicht zur Besichtigung wieder freigegeben. Trotzdem wunderschönes Bergland mit guten Straßen, besonders für Camper und Wohnwagen geeignet.
Debdou und Tafrantquelle Debdou besitzt die ältesten Burgreste von ganz Nordostmarokko und auch ein kleines Heimatmuseum. Rundgang (festes Schuhzeug) lohnt sich. Oberhalb liegt die schöne Campinganlage "Tafrant". Die Bezeichnung "Judenquelle" ist vor Ort jedoch gänzlich unbekannt. Asphalt und Strom hören wenig später bei El Ateuf (N33°47,90' - W3°2,45') auf.
Rekkam-Plateau Nur wenige der -zig vorhandenen Pisten stimmen mit den unterschiedlichen Kartenangaben überein. Trotzdem ist es für richtige Geländefahrer interessant und einfach, auch querfeldein seinen gewählten Kurs beizubehalten und durchzuführen. Achtung nachts: Es gibt hier oben viele Schmuggler, und Einheimische warnen vor ungesichertem wilden Campen.
Arfoud (Erfoud) Bietet jetzt jegliche Versorgungsmöglichkeit. Noch immer empfehlendswertes Kasbah-Hotel mit Restaurant in 5-km-Nähe: "Xaluca" in Maadid (www.xalucamaadid.com). Verliert aber allmählich seinen Reiz durch Massentourismus.
Fezna Den Führer Ahmed Ben Sadiq will anscheinend niemand im Ort kennen. Aber jedes Kind führt einen ebenfalls zur "Himmelstreppe" von Hannsjörg Voth (N31°34,90' - W4°28,59'). Geländefahrzeug notwendig. Wieweit man vor Ort dann den Privatbereich respektiert, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Todhra und Dadés Todhra-Schlucht ist grandios und ein Muss trotz des Touristenrummels. Gute Asphaltstraße geht jetzt weiter bis Âït-Hani. Bestes Hotel und Restaurant an der Strecke ist m.E. das "Baddou" in Tamtattouchte. Moha managed und Ahmed kocht. Ahmed bietet sich auch als Bergführer an und begleitet z.B. starke Geländewagen nach Agoudal über den 2.700 m hohen Tirherhouzine-Pass, zu einem erfrischenden Wasserfall (N31°50,53' – W5°28,12') oder zu einem kleinen Salzbergwerk N31°50,84' – W5°30,33'), wo in 30 m Tiefe Arbeiter bei Kerzenschein schwerste Abbauarbeit für umgerechnet 6 € am Tag leisten. Mit Ahmed darf man da hinunter, wobei auch vom Besucher höchste "Geländefähigkeit" gefordert wird. Von Toumliline gibt es eine neue Piste, die auf halber Strecke zwischen Âït-Hani und Msemrir einmündet. Diese und die Hauptpiste sind nur für harte Geländefahrzeuge geeignet. Die Dadés-Talstrecke ist bis auf Baustellen vollständig asphaltiert und touristisch schon sehr erschlossen. Zwischen Todhra und Dadés gibt es keine Handy-Deckung und auch kein Telefon. Das Posttelefon in Agoudal funktioniert auch nur gelegentlich.
Tinerhir – Alnif Die Verbindungsstrecke von der P.32 bei N31°27,24' – W5°20,34' nach Alnif ist vorsichtig auch mit PKW und Wohnmobil befahrbar.
Tafilalt Von Arfoud oder Rissani bis südlich von Merzouga gibt es neue Asphaltstraßen. Zum Sandkasten Erg Chebbi kann man überall einfach ostwärts abbiegen und ist nach ein paar Kilometern an den Dünen oder an irgendeinem der zahlreichen Hotels oder Herbergen. Habe zur Osterzeit nicht eine einzige Düne oder ein Tal ohne Gruppen von wildgewordenen Enduros, Quads oder Katkats gesehen. Hauptsächlich Spanier und Franzosen. Verfahren oder verlieren kann sich dort niemand.
Piste interdite Navigatorischer und fahrerischer Leckerbissen! Besonders nach (ungewöhnlichen) 5 Tagen Sandsturm, der völliges Neuland offenbarte mit ausgelöschten Fahrspuren, unkenntlichen Pisten und neuen Dünenverwehungen. Eckpunkte waren Taouz, Hi-Ouzina, Er-Remlia, Hi-Fougani, Tamassint, Agoult, El-Aribid, Bou-Iarine, Mhamid, Oase Sacré, Erg-El-M'hazil, Iriki, Foum-Zguid. Bei sorgfältiger Vorbereitung, verlässlichem Geländefahrzeug und guter Ausrüstung auch alleine machbar. Rate aber aus Erfahrung dazu, lieber einen Beifahrer oder besser noch ein Begleitfahrzeug dabei zu haben, da eine zweite Hand manche Bergungsarbeiten erheblich erleichtert hätten.
Drâa-Tal Die Abzweigung zum Wasserfall (=Rinnsal) Tizgui vor Agdz ist gut ausgeschildert und die Strecke gut ausgebaut. Trotz Wassermangel lohnender Abstecher (N30°46,64' – W6°31,74'). Die nördliche Umgehung von Agdz über den malerischen Teppichort R'bat zweigt am Ortseingang Tizgui bei der Schule ab, ist schwer zu finden und schwer zu befahren, da die Piste tlw. im Drâa-Flussbett verläuft. Besser ist es, R'bat von der P.31 hinter Agdz direkt anzusteuern. Auch die weitere Alternative südostwärts zur P.31 auf der anderen Drâa-Seite lohnt sich m.E. nicht. Die Piste führt zwar durch vom Tourismus unberührte Dörfer, ist aber landschaftlich nicht unbedingt schöner als die bekannte Hauptstrecke. Außerdem ist sie nur für Geländewagen zu empfehlen. Sinnvoller ist es, ab und zu Abstecher auf die andere Seite zu unternehmen, z.B. bei Tamnougalt, Tansikht, bei Timkchad (N30°29,09' – W6°4,99') oder zur Palmerie B'ni-Zouli 13 km vor Zagora (N30°25,39' – W5°54,65'). 4 km vor Mhamid bauen sich der katalanische Designer und Maler Josep Castañe und seine junge rassige Frau Isabel ihren Alterssitz "Tabarkat" im Kasbahstil mit 10 Gästezimmern und später evtl. zusätzlichen 10 Bungalows. Die Qualität wird bei 3 Sternen liegen, wobei er besonderen Wert auf Familientauglichkeit legen will. Auf der Dachterrasse montiert er zur Sternenbeobachtung ein Teleskop. Manager und Gästebetreuer ist der junge vielsprachige Marokkaner Driss Himoud (Tel. +212 66778981), der zusammen mit seinem Onkel Abdelkadir Samane aus Ouarzazate (www.dayatravels.com) auch individuelle Reiseprogramme durchführt, z.B. 10 Tage kombinierte Geländefahrten in eigenen Landrovern und Kameltrekking zwischen Marrakech und der Wüste südlich von Mhamid. Onkelchen hat außerdem wohl das beste Mountainbikeangebot in der gesamten Region. Von allen alten Kasbahs hat mir übrigens nach der in Goulmima die in Alt-Mhamid am besten gefallen, da sie trotz Elektrizität und Satellitenschüsseln noch am ursprünglichsten ist. Hat ca. 7.500 Einwohner. Ebenfalls ca. 4 km vor Mhamid liegt das Nomadôtel "Paradise Garden". Es ist allen Einheimischen ein Dorn im Auge, weil sich dahinter nicht nur ein harmloser Nudistenclub verbergen soll, sondern ein Päderastiezenter und Pornofilmbetrieb. Jeder Hin- oder Beweis, der zur Anzeige und Schließung der Anlage führen kann, ist willkommen.
Sarhro Die Bergpiste zwischen N'kub und Boulmalne oder Tinerhir mit dem 2.300 m hohen Bergpass Tazazert ist nur mit ordentlichem Geländefahrzeug machbar. Landschaftlich bizarr-schön und fahrerisch anspruchsvoll. Etwa 9 km von Tazzarine in Richtung N'kub liegt bei Tamsahalte ein kleines Kasbah-Hotel "Riad du Sud" (hotelsudriad@iam.net.ma). Ausgeprägte Privatsphäre und sehr empfehlendswert.
Âït-Benhaddou - Telouèt Als Alternative zwischen Ouarzazate und Tichka-Pass für gute Geländefahrzeuge zu empfehlen. Ebenfalls sehr herb-schöne Berlandschaft. Bergpiste anspruchsvoll.
Ouzoud-Wasserfälle Schleife von Khemis über Ouzoud, Azilal und Afourar gut asphaltiert und ausgeschildert. Besonders für Camper und Wohnmobilisten geeignet. Kleines persönliches Riad direkt neben den Kaskaden empfehlendswert (www.ouzoud.com).
Khenifra - Azrou Als Alternative zur P.24 bietet sich eine reizvolle Schleife über Aguelmane Azigza, Quelle Oum-R'bia, Aguelmane Ouiwane und durch den Zedernwald über Ghabat-Ayn-Kahla nach Azrou an. Wunderschöne Landschaft, alle Straßen gut asphaltiert und beschildert, viele Campingplätze und Stellmöglichkeiten für Wohnmobile. Eine weitere kleine Schleife zur berühmten Zeder von Gouraud kann man sich schenken, weil es sich nur noch um einen kahlen Strunk handelt, um den sich Verkaufskioske gruppiert haben. Lediglich die vielen zahmen Affen sind eine Kindergaudi.
Höhle Gouffre du Friouato Eine Alternative zur P.1 zwischen Sidi-Abdallah-des-Rhiata und Taza ist eine Schleife über Bab-Azhar, Bab-Taka, Bab-Bou-Idir und den riesigen Tropfsteinhöhlen Gouffre-du-Friouato und den Chiker-Grotten. Landschaftlich reizvoll und gut asphaltierte und beschilderte Straßen. Ebenfalls besonders für Camper und Wohnmobilisten geeignet. Die Abzweigung zur Höhle liegt bei N34°6,26' – W4°4,36'. Nach 1 km Büro mit Führer. Tarife je nach Führungsdauer bis zu 200 Dh pro Person. Übrigens Chapeau! Erika. Ich war bereits nach knapp 3 Stunden am Ende meine Kräfte. Gute Physe und Stirnlampe unbedingt erforderlich. Anschließendes Vollbad ebenfalls.
Kameltrekking Origineller und ursprünglicher ist m.E. die Wüste südlich Mhamid zwischen dem Erg-el-M'hazil und den Chegagate-Dünen, im Gegensatz zum überlaufenen Erg-Chebbi im Tafilalt. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern mit einer Vielfalt von Angeboten. Diese reichen von Tagesausflügen bis zu Wochentouren und von einfachen und strapaziösen Touren auf Pack-Dromedaren ohne Sattel, Zelt und großem Service bis zu luxuriösen Karawanen mit edlen Meharis, nächtlichem Zeltlager, guter Küche und aufwendiger Betreuung. Die Preise schwanken entsprechend und der Abenteuergehalt natürlich auch.
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Re: Reiseinformationen
#5190
16/05/03 07:24 PM
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Guten Tag! und richtig uninteressierte gastfreundschaft findet man auch nicht soooo ohne weiteres (ausnahme: ganz im süden bei den nomaden).
Ja, das stimmt! Toll, einfach toll - diese freud'schen (unbewußten) Fehlleistungen - denn "un - interessierte Gastfreundschaft .... wird man wahrscheinlich schwer oder gar nicht finden...! Was so ein Reisender alles "über sich" berichten kann...! Bon soir - AvP.
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